„Eine Schule zum präzisen Sehen“

Saarlouis · Großen Anklang hat die Vernissage zur Ausstellung „Die Sammlung Klütsch“ gefunden. Der Saarlouiser Unternehmer Dietmar Klütsch, der Ende des letzten Jahres überraschend starb, sammelte seit den 1980er Jahren Gemälde, Grafiken, Objekte, Plastiken und Skulpturen renommierter Vertreter der Konkreten Kunst. Minister Ulrich Commerçon hat die Schirmherrschaft übernommen. Die Laudatio hielt Kunsthistorikerin Petra Wilhelmy. Lisa Saterdag spielte anspruchsvolle Stücke der Geigenliteratur.

Die "Konkrete Kunst", die im Saarland auf Grund der Ausrichtung der Staatlichen Schule für Kunst und Handwerk in Saarbrücken schon immer hohes Ansehen genießt, auch von Programm-Galerien wie der Saarlouiser Galerie Walzinger in die Öffentlichkeit gebracht wurde, basiert auf Linien, Flächen, Farben und Form, Licht, Material und Struktur. Sie folgt zumeist einem klaren mathematisch-geometrischen Prinzip. "Serielle Anordnungen und systematische Veränderungen", wie in den Bildern von Jo Enzweiler zu sehen, "bestimmen den Wahrnehmungsprozess", konkretisierte Kunsthistorikerin Petra Wilhelmy und fügte an: "Die konkrete Kunst ist, schlicht gesagt, eine Schule zum präzisen Sehen".

Kunstliebhaber Dietmar Klütsch hegte eine Vorliebe für dieses Genre und kaufte ab Mitte der 80er Jahre kontinuierlich Malerei, Plastiken , Objekte und Grafiken bedeutender Künstler dieser Kunstrichtung, die zum Repertoire großer öffentlicher Sammlungen gehören.

Normalerweise unsichtbar

Mit der Sammlung Klütsch macht das Museum erneut sichtbar, "was normalerweise im Verborgenen bleibt: eine bemerkenswerte über Jahrzehnte aufgebaute Kunstsammlung und die damit verknüpfte Sammelleidenschaft eines Einzelnen", sagte Ulrich Commerçon und erinnerte an das Vermächtnis des Sammlerehepaars Peter und Ingrid Ludwig, das dem Saarlouiser Museum den Namen gab. Ludwig hatte eine Kooperation mit dem damaligen Ludwig Institut für Kunst der DDR in Oberhausen möglich gemacht. Maßgabe war, regelmäßig Werke aus den eigenen Sammlungen auszustellen.

Klütsch setzte eigene Maßstäbe und kaufte gleich mehrere Werke von Künstlern, denen er große Anerkennung zollte. So sind die saarländischen, die sich auch international einen Namen machten, mehrfach vertreten: allen voran Leo Erb, der ein Leben lang der Farbe Weiß und der Linie treu blieb. Seltenheitswert hat sicher eine kleine Bronzeskulptur von ihm. Auch sein Lehrer Oskar Holweck, Sigurd Rompza (mit grazilen Wandobjekten), Eva Niestrath, Hans Huwer und Bildhauer Paul Schneider sind vertreten. Dazu so renommierte Künstler wie Frank Baldur, Kuno Gonschior, Raimer Jochims, Antonio Calderara, Adolf Fleischmann, Josef Albers , Thomas Kaminsky, Gerhard Wittner, Adolf Luther, Hartmut Böhm und andere. Mehrere Schatten-Gitter-Reliefs sind ebenso typisch für Hans Staudt wie zwei der Nagelbilder von Günther Uecker .

Objekte der Glaskunst

Aus einer reichen Glaskunstsammlung wurden zwei Exemplare ausgewählt, die in ihrer reduzierten Formgebung "eine gewisse Nähe zur konkreten Kunst aufweisen." (Wilhelmy). Eine Grafik der Klassischen Moderne von Käthe Kollwitz wurde ebenfalls berücksichtigt. Eine Ausstellung, die Kunstliebhabern Zeit zurückschenkt.

Öffnungszeiten der Ausstellung wie folgt: Bis 17. Januar 2016, Dienstag bis Freitag, zehn bis 13 Uhr und 14 bis 17 Uhr. Geschlossen: montags sowie am 1. November, nachmittags am 18. und 21. November, am 24., 25. und 31. Dezember und Neujahr.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort