„Keine Sonderbehandlung, eine Selbstverständlichkeit“

Kreis Saarlouis · Mehr Frauen auf Führungsebene: Das kann der Landkreis Saarlouis mit seinen zwölf Firmen im Regionalen Bündnis für Chancengleichheit nachweisen. Das Projekt endet nun nach drei Jahren, doch die Idee soll weiterleben.

 Das Regionale Bündnis für Chancengleichheit Saarlouis: Das Projekt endet nach drei Jahren, die Partner zogen Bilanz. Foto: Lara Kühn/pdl

Das Regionale Bündnis für Chancengleichheit Saarlouis: Das Projekt endet nach drei Jahren, die Partner zogen Bilanz. Foto: Lara Kühn/pdl

Foto: Lara Kühn/pdl

"Kein Mädchen für alles" - unter diesem Slogan warb das Regionale Bündnis für Chancengleichheit im Landkreis Saarlouis drei Jahre lang. Frauen sollten sich beruflich mehr zutrauen und auch eher eine Chance erhalten, aufzusteigen, lautete die Botschaft der Kampagne. Mehr Frauen in Führungspositionen , moderne Arbeitszeitmodelle, gleiche Bezahlung bei gleicher Leistung lauteten die Ziele des Programms, das von der Europäischen Akademie für Frauen in Politik und Wirtschaft (EAF) Berlin gesteuert wurde.

Als eine von zehn Modellregionen bundesweit war der Landkreis 2012 ausgewählt worden. Nach drei Jahren endet nun zwar das Projekt, aber, betonte Landrat Patrik Lauer , das sei "kein Endpunkt". Das Ziel "Frauen in Führungspositionen oder überhaupt in Position zu bringen", sei vorangebracht worden. Als "erstes, schönes Zwischenfazit" wertete Lauer, dass seit 2012 die Frauenerwerbsquote, die im Saarland traditionell niedrig liege, im Kreis um drei Prozent gestiegen sei.

"Wirklich gutes Ergebnis"

Sogar um fast vier Prozent gestiegen ist in drei Jahren der Anteil der Frauen in Führungspositionen - deutlich mehr als bundesweit (mit 0,9 Prozent), und auch "ein wirklich gutes Ergebnis" im Vergleich zu anderen regionalen Bündnissen (im Schnitt 2,7 Prozent), hob Helga Lukoschat, Geschäftsführerin der EAF, hervor. Vor allem auf der mittleren Führungsebene habe sich der Anteil erhöht.

Zwölf Firmen hatten sich im Saarlouiser Bündnis engagiert, lobte Lauer, "aber auch andere Firmen müssen ihre Philosophie ändern." Beim Thema Vereinbarkeit Karriere und Familie habe sich schon viel getan. Ein Problem stellt aber nach wie vor die Kinderbetreuung in den Randzeiten dar, etwa nach 17 Uhr, hielten mehrere Unternehmen in der Bilanz fest.

Schwerpunkte gesetzt

"Keine Sonderbehandlung für Frauen" sei das Engagement, sondern "Selbstverständlichkeit", betonte Jürgen Pohl, Geschäftsführer des Wirtschaftsförderverbandes (Wfus). Die Plakatkampagne, das Internetportal und die Betriebstouren für Mädchen sollen fortgeführt werden. Die Schwerpunkte der Saarlouiser Bündnisarbeit zählte Frauenbeauftragte Astrid Brettnacher auf: Führen in Teilzeit, lebensphasenorientierte Personalpolitik, die Zusammenarbeit mit der Bundeswehr oder zuletzt Chefin im Handwerk. Nicht in jeder Region habe es "solch hochkarätige Veranstaltungen" gegeben, lobte Lukoschat, "und dazu handfeste Aktionen."

Was genau sich in einzelnen Unternehmen getan hat, stellten diese selbst vor: Das Ziel, die Hälfte aller Führungspositionen mit Frauen zu besetzen, hat das Möbelhaus Martin in Ensdorf im September geschafft, freute sich Christine Reinhard; auch Führen in Teilzeit wurde im Unternehmen etabliert. Ein Zuschuss zur Kinderbetreuung, die Förderung später Karrieren und die Flexibilisierung von Arbeitszeitmodellen nannte Sabine Behr von der Kreissparkasse Saarlouis als Beispiele.

48 Prozent weibliche Führungskräfte hat das Marienhaus Klinikum Saarlouis-Dillingen nun schon, allerdings nicht im ärztlichen Bereich. Als Ziel, das in drei Jahren noch nicht erreicht wurde, aber weiter verfolgt werde, hat sich das Unternehmen eine betriebliche Kinderbetreuung gesetzt. Wenig Bewegung auf der Führungsebene erlebte Marion Mayer von Dachser; dafür gelang es dem Unternehmen, einige Mitarbeiterinnen intern weiterzuentwickeln und auch mehr weibliche Azubis zu gewinnen.

Meinung:

Mehr gute Beispiele vorleben!

Von SZ-Redakteurin Nicole Bastong

Damit Frauen im Beruf besser aufsteigen können, muss sich viel tun: Bei den Rahmenbedingungen, in der Firmenkultur, in den Köpfen. "Wir finden einfach keine Bewerberinnen" oder "die, die in Frage kämen, wollen nicht", beklagten mehrere Unternehmer, die sich im Bündnis engagieren. Einerseits klar, schließlich will auch nicht jeder Mann Karriere machen. Andererseits ein deutlicher Hinweis darauf, dass sich Karriere und Privatleben noch viel zu oft ausschließen. Und hier müssen die Chefs ansetzen und vormachen, dass es geht: Dass Frauen (und Männer), die Karriere machen wollen, dies auch dürfen; auch in Teilzeit, mit Kindern oder pflegebedürftigen Eltern. Wir brauchen noch mehr gute Beispiele! Umso eher wird es normal.

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