Bergbau Das dritte Leben der alten Grubenloks

Saarlouis · Zuerst fuhren Bergleute untertage mit ihnen, dann spielten jahrzehntelang Kinder darauf. Und jetzt sollen zwei alte Grubenloks Touristen durch ein Erlebnisbergwerk fahren.

 Kurz vor dem Abtransport: eine Grubenbahn auf dem Steinrausch.

Kurz vor dem Abtransport: eine Grubenbahn auf dem Steinrausch.

Foto: Björn Althaus

Der Auftrag zur Verschrottung war schon raus, erzählt Dietmar Esser vom Neuen Betriebshof Saarlouis (NBS). 40 Jahre hatte die Grubenlok mit zwei Loren auf einem Spielplatz im Saarlouiser Stadtteil Steinrausch gestanden. Bunt angemalt. Die alten Sitzkissen, sagt Esser, habe der NBS schon vor vielen Jahren herausgerissen — zu groß die Verletzungsgefahr für die Kinder. Die Sitze haben sie damals mit Beton ausgegossen.

Darüber fluchten jetzt die Fachleute vom Velsener Erlebnisbergwerk, aber nur darüber, denn sonst trauten sie ihren Augen kaum. Auch 40 Jahre nachdem die Lok ausrangiert und den Kindern zum Toben überlassen worden war, steckte noch der Motor in der Lok. So gut erhalten, stellte Volker Etgen vom Erlebnisbergwerk fest, dass man ihn wieder ans Laufen kriegen würde.

Weil immer noch Verletzungsgefahr bestehen konnte, sollte verschrottet werden, doch vorher war der kleine Zug gesichert worden. Als Dominik Lieblang vom NBS die Sicherung noch einmal prüfen wollte, traf er unerwartet auf Etgen. Man kannte sich. Etgen klapperte eine Liste mit Standorten solcher Grubenloks im Saarland ab. Und Lieblang erzählte ihm: Diese hier wird gerade verschrottet. So wurde das Lökchen vom Steinrausch in letzter Sekunde gerettet und soll künftig Besucher durch das Velsener Bergwerk transportieren.

Die Lok wurde laut Etgen als Geschenk der Ford-Werke an die Stadt Saarlouis vor 40 Jahren aufgestellt. Es handelt sich um eine Ruhrthaler Vollsicht mit der Fahrgestellnumnmer 3237/1954 Typ G 60 Z/V, B-dm, 665mm. Die Lok wurde am 27. Januar 1955 an die Saargrube St. Barbara (Bexbach) geliefert. „Es gibt nur noch wenige Exemplare dieser Lok.“

Acht Tonnen Eisen bringt der kleine Zug auf die Waage. Die Velsener bauten auf dem Spielplatz Teile von etwa drei Tonnen ab. 5,2 Tonnen wurden mit einem großen Kran auf einen Sattelschlepper gehievt.

Nicht lange her, da haben die Velsener Fachleute nicht weit entfernt, in einem Rodener Kindergarten, eine ähnliche Lok abgeholt. Sie hatte ihren Dienst in Jägersfreude getan.

„Wir sind dabei, die Lok aus Roden zu restaurieren. Im zweiten Schritt wird die Lok aus Steinrausch restauriert. Das wird noch das ganze nächste Jahr in Anspruch nehmen“, erklärte Etgen.

Das Rodener Exemplar ist ein anderes Modell der Ruhrthaler Schmalspur-Untertage-Diesellokomotive. Einen Motor hatte sie nicht mehr. Die findigen Velsener Experten entdeckten jedoch, dass in einem stillgelegten Sägewerk in Bayern eine Motorsäge verkauft wurde mit einem Mercedes-Benz-Dieselmotor M202, genau dem, der auch in den Grubenloks lief.

 Der Verein Erlebnisbergwerk Velsen rettet historische Grubenloks: Diese „Ruhrthaler Vollsicht“, gebaut Mitte der 1950er Jahre, wurde aus Saarlouis-Roden zum Velsener Erlebnisbergwerk transportiert.

Der Verein Erlebnisbergwerk Velsen rettet historische Grubenloks: Diese „Ruhrthaler Vollsicht“, gebaut Mitte der 1950er Jahre, wurde aus Saarlouis-Roden zum Velsener Erlebnisbergwerk transportiert.

Foto: Volker Etgen/ Erlebnisbergwerk Velsen (EBV) e. V./Volker Etgen
 Ein Kran hebt die Ruhrthaler Lok von 1954 auf dem Steinrausch-Spielplatz auf einen Sattelschlepper.

Ein Kran hebt die Ruhrthaler Lok von 1954 auf dem Steinrausch-Spielplatz auf einen Sattelschlepper.

Foto: Dietmar Esser
 Kinder liebten die Loren auf dem Spielplatz.

Kinder liebten die Loren auf dem Spielplatz.

Foto: Dietmar Esser

Dieser Motor steht mittlerweile in Velsen. Beide Saarlouiser Loks haben also gute Aussichten, bald wieder zu laufen.

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