Belastung: hoch – Bezahlung: niedrig

Saarlouis · Sorgeberufe sind heutzutage immer noch typische Frauenberufe und werden trotz hoher körperlicher und seelischer Belastung schlecht bezahlt. Eine Ausstellung mit dem Titel „Who cares?“, die momentan in Saarlouis zu sehen ist, soll auf diesen Missstand aufmerksam machen.

 Die Frauenbeauftragte Sigrid Gehl und Bürgermeisterin Marion Jost (von links). Foto: Scherer

Die Frauenbeauftragte Sigrid Gehl und Bürgermeisterin Marion Jost (von links). Foto: Scherer

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Simone Kleine arbeitet als zahnmedizinische Fachangestellte, 30 Stunden in der Woche, in Schichten zwischen 8 und 21 Uhr. Dafür bekommt sie 1700 Euro brutto im Monat. Kleine ist eine von acht Berliner Frauen in typischen Sorgeberufen, die auf großen Bannern zurzeit im Foyer des Saarlouiser Rathauses ausgestellt werden. Am Donnerstag wurde die Ausstellung mit dem Titel "Who cares?" offiziell eröffnet.

Der Titel "Who cares?" ist aufgrund seiner Doppeldeutigkeit bewusst gewählt. Denn bei den typischen Sorgeberufen geht es nicht nur darum, wer sich kümmert, sondern auch, wen es kümmert. Obwohl bei Berufen wie Erzieherin oder Pflegehelferin die Verantwortung und die Belastung relativ hoch sind, werden diese immer noch unterdurchschnittlich bezahlt. "Und das kann eigentlich nicht sein", bemerkt Sigrid Gehl, Frauenbeauftragte der Kreisstadt Saarlouis .

Gemeinsam mit Kollegin Astrid Brettnacher und dem Frauennetzwerk Saarlouis hat sie die Wanderausstellung nach Saarlouis geholt, um zu zeigen: "Frauen verdienen mehr!" Bis Freitag, 14. November, ist sie im Foyer des Rathauses und am Samstag, 15. November, noch einmal gesondert im Globus zu sehen. Ziel ist es, aufmerksam zu machen, erklärt Gehl: "Es ist gesellschaftlich immer noch verankert, dass der Mann als Familienernährer gilt. Frauen dominieren im Niedriglohnbereich , da ist Altersarmut vorprogrammiert."

Diese Ungerechtigkeit bei den Löhnen spricht auch Bürgermeisterin Marion Jost in ihrer Eröffnungsrede an: "Bezahlung ist eine Wertschätzung, und diese Berufe müssen wertgeschätzt werden."

Ergänzend erwähnt sie die umfangreiche unbezahlte Arbeit, die Frauen oftmals in der Familie leisten. An diese hat auch Stefanie Riga gedacht, die mit dem Blockflötenquartett Rigatöne die musikalische Gestaltung des Abends übernommen hat. "Ich habe unter anderem ein Stück von Johann Sebastian Bach ausgewählt", erzählt sie, "und musste dabei an die Lebenssituation seiner zwei Frauen denken, die unendlich viele Kinder erzogen haben."

Zum Thema:

Auf einen BlickBeim Frauennetzwerk Saarlouis beschäftigen sich Frauen aus Politik, Kultur, Bildung, Kirche und Gesellschaft mit frauenrelevanten Themen. Bereits im vergangenen Jahr stand Frauenarmut im Zentrum einer großen Veranstaltung. Im Frauennetzwerk arbeiten 20 Vereine und Organisationen mit. bsch

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