Tönnes'jes Mechel zieht's zurück in die Eifel

Lebach · Mitte September verlässt Michael Schaefer Lebach. Als Ruhestandsgeistlicher geht er zurück in seinen Heimatort, nach Reifferscheid in der Eifel. Seit 22 Jahren setzt sich der 72-Jährige für Straßenkinder in St. Petersburg ein.

 Nach 22 Jahren verlässt Michael Schaefer Lebach. Foto: Fercho

Nach 22 Jahren verlässt Michael Schaefer Lebach. Foto: Fercho

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"De Tönnes'jes Mechel", wie Michael Schaefer liebevoll in seinem Eifler-Heimatort genannt wird, geht. Mit einem großen Fest im Hühnerecken, wo er auch wohnt, verabschiedet sich der Kooperator und Krankenhausseelsorger von den Menschen in und um Lebach . 22 Jahre war er im Krankenhaus als Seelsorger tätig. Zuvor war er elf Jahre als Gefängnisseelsorger zuständig für die JVA Ottweiler und der Zweigstelle Neunkirchen und die Arrestanstalt Lebach . Erst vor drei Jahren hat er den Vorsitz des Sportvereins abgegeben, den er kurze Zeit nach seinem Antritt als Knastseelsorger gegründet hatte. In den Knast, allerdings als Seelsorger, wollte der Eifler immer schon. Während eines Praktikums zog es ihn wöchentlich in das Wittlicher Gefängnis. Über die Seelsorge im Strafvollzug hat er auch seine Diplomarbeit geschrieben.

Michael Schaefer ist ein so genannter Spätberufener. Er hatte eine sichere Beamtenstelle bei der Post. "Wäre ich dort geblieben, wären ich schon 22 Jahre in Pension." Doch das Leben hatte anderes mit ihm vor. Er habe sich die Entscheidung, Priester zu werden, nicht einfach gemacht, aber nie bereut.

Ein wichtiger Eckpunkt in Schaefers Leben war sein 50. Geburtstag. Er hatte kurz davor eine TV-Dokumentation über das Elend der Straßenkinder in St. Petersburg gesehen. Aufgerüttelt, bat er Freunde und Bekannte statt Geschenke Geld für die Straßenkinder zu spenden. Diese erste Aktion brachte den berühmten Stein ins Rollen. Doch ein Engagement in so großem Rahmen sei ursprünglich nicht geplant gewesen. Das Projekt wurde immer größer, immer mehr Geld wurde gesammelt, auch besuchte Schaefer die Straßenkinder vor Ort. Für die Unterbringung und die schulische Betreuung der Kinder und Jugendlichen in St. Petersburg braucht Schaefer mittlerweile jährlich um die 80 000 Euro. Da bedarf es eines großen Unterstützerkreises. Vor zwei Jahren hat er einen Verein gegründet. Bereg, was soviel wie Ufer heißt. Ein Ufer für die Straßenkinder. Den Vorsitz hat er vor kurzem an Oliver Buchholz abgegeben. Der Theologiestudent kam durch Zufall zu diesem "Posten". Er vertrat den ehemaligen Mitstreiter von Schaefer, Mark Naumann, der beruflich nach China musste. Und aus dem einen Mal sind sechs geworden. "Ich bin beruhigt und weiß, dass meine Arbeit bei Oliver in guten Händen ist", ist sich Schaefer sicher. Dennoch wird er auch von der Eifel aus immer noch helfen, wenn nötig. Schließlich ist es sein Lebenswerk.

Nach seinem Studium in Trier und Würzburg kam Schaefer 1976 als Diakon ins Saarland, war Kaplan in Wemmetsweiler und Vikar in Landsweiler. Zwischen 1982 und 1993 folgte dann seine Zeit als "Knast-Bruder". Seit September 1993 ist Michael Schaefer als Krankenhauspfarrer am Lebacher Caritaskrankenhaus Ansprechpartner sowohl für die Kranken und ihre Angehörigen sowie für die Mitarbeiter des Krankenhauses.

In seinem Heimatort Reifferscheid warten noch sechs Geschwister, viele Neffen und Nichten auf ihn.

Abschied wird gefeiert am Samstag, 15. August, im Hochamt um 9.30 Uhr, anschließend wird im Hühnerecken den ganzen Tag gefeiert. Bereits freitags, 14. August, ist um 18 Uhr Fassanstich mit buntem Programm. Der Erlös ist für Petersburger Straßenkinder.

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