Pritschen und baggern in Deutsch

Lebach. Pritschen und baggern - diese Worte musste Irina Krutsch noch lernen. Bis auf wenige spezielle Fachausdrücke ist der jungen Frau aus Sibirien die deutsche Sprache in Wort und Schrift sehr geläufig. Irina Krutsch kam 1995 zusammen mit ihrer Mutter, einer Schwester und dem Bruder nach Lebach. Dank der Hilfe ihrer Tante, der Schwester ihrer Mutter, kamen die drei nach Lebach

Lebach. Pritschen und baggern - diese Worte musste Irina Krutsch noch lernen. Bis auf wenige spezielle Fachausdrücke ist der jungen Frau aus Sibirien die deutsche Sprache in Wort und Schrift sehr geläufig. Irina Krutsch kam 1995 zusammen mit ihrer Mutter, einer Schwester und dem Bruder nach Lebach. Dank der Hilfe ihrer Tante, der Schwester ihrer Mutter, kamen die drei nach Lebach. In der Landeswohnsiedlung lebten sie nur kurze Zeit, ein knappes halbes Jahr. Dann zogen sie in eine eigene Wohnung. Familie Krutsch stammt aus Blumenfeld, einem kleinen Ort bei Omsk in Sibirien. Die Einwohner waren zu zwei Drittel Deutsche oder deutscher Abstammung. "Russisch ist dort die Amtssprache, aber wir haben fast nur Deutsch gesprochen", erklärt die 37-Jährige. Immer mehr Menschen seien aus dem Ort Anfang der 90er Jahre weggezogen. Als dann der Vater starb, beschloss die Familie, nach Deutschland umzusiedeln. Gut vier Jahre später kamen auch die beiden älteren Geschwister von Irina nach Deutschland. Auf die Papiere zur Ausreise haben die Krutschs zwei Jahre und drei Monate gewartet. Mit 30 Kilo Gepäck kamen sie in Frankfurt an. "Wir hatten noch Glück, dass wir mit Lufthansa geflogen sind, da durften wir mehr mitnehmen, üblich sind nur 20 Kilogramm gewesen." Und Mutter Frieda stimmt ihrer Tochter zu. "Jeder konnte noch ein Kissen und eine Decke mitnehmen, und ein bisschen Geschirr haben wir auch eingepackt." Vor vier Jahren hat Irina Krutsch ihre alte Heimat wieder besucht. Das war anlässlich der 100-Jahr-Feier von Blumenfeld. Ihre Ausreise hat die Familie nicht bereut. Allerdings bedauert Irina Krutsch, dass sie hier nicht in ihrem Beruf arbeiten kann. In Blumenfeld war sie Sportlehrerin. Hier im Saarland arbeitet sie in der Endkontrolle der Zulieferfirmen von Ford. Ihre sportlichen Fähigkeiten kann sie zwar nicht Schulkindern beibringen, das tut sie aber nachmittags. Sie ist Trainerin der Nachwuchs-Volleyballerinnen des TV Lebach im Alter von sechs bis zehn und von 14 bis 16 Jahren. Mittlerweile sind ihre ersten "Schützlinge" schon 22 Jahre. Vor ein paar Jahren hat Irina auch Fußball gespielt, und zwar in der Damenmannschaft in Gresaubach. "Dafür bin ich jetzt zu alt."Mutter Frieda Krutsch "ist stolz auf ihre Kinder". Sie habe bis jetzt nur gute Erfahrungen in der neuen Heimat gemacht. Die 71-Jährige sitzt seit sechs Jahren im Rollstuhl, Kontakte zur Außenwelt hält sie durch tägliche Zeitungslektüre und sie bekommt auch viel Besuch. Einmal im Monat hat sie auch eine russische Zeitung abonniert. Doch zu Hause wird nur Deutsch gesprochen. "Die Sprache ist ganz wichtig, wenn man in ein anderes Land kommt, und jeder sollte sie so schnell wie möglich erlernen", da ist sich Irina Krutsch ganz sicher. Deshalb hatte sie auch die sportlichen Fachbegriffe wie pritschen und baggern ganz schnell drauf.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort