Aus Rathaus und Praxis Mit Bluthochdruck bist du nicht allein

Geschniegelt und gestriegelt treten die Narren an, gut gefüllt mit Witz und Weisheit, ausgestattet mit hoch modernen Waffen wie Holzlöffeln, um die Rathäuser zu besetzen. Nicht aus Jux und Dollerei, das lassen sie sich nicht vorwerfen, sondern aus tiefer Empörung angesichts der ungebrochenen Untätigkeit der Rathäusler.

Kolumne: Warum fliehen die Narren sechs Nächte nach dem Rathaussturm wieder
Foto: SZ/Robby Lorenz

Jetzt übernehmen sie und – dienen. Aber nach sechs Nächten ist alles vorbei. Weg sind sie, die Narren. Warum? Und warum dieser lahme Pazifismus im Rathaus? Diese Scheingefechte! Pazifismus kann hoch ehrenwerte Gründe haben. Aber hier? Lassen die sich überrennen – in Wahrheit bloß als Vorwand, ein paar Tage außer der Reihe frei zu haben?

Es ist nicht immer alles so, wie es auf den ersten Blick scheint. Vielleicht schöpfen die Narren ja schnell den Verdacht, es gehe im Rathaus gar nicht so viel anders zu als sonst, obwohl sie regieren. Das müsste sofort verschleiert werden, weil diese Erkenntnis die Axt an die Daseinsberechtigung der Narretei legen würde. Und das würde den Blutdruck des Narren in die Höhe schießen lassen. Ginge der dann in eine Arztpraxis, und das ist nun weder Fastnacht noch Scherz, sondern echt, fände er dort einen Flyer und läse: „Legen Sie Ihre Gesundheit in vertrauensvolle Hände.“ Wie? Ich gehe zum Arzt, weil der mir vertraut? Verkehrte Welt. Der Blutdruck des Narren stiege – was bleibt ihm da noch für die Fastnacht? Er griffe zum nächsten Faltblatt, Titel, und auch der ist echt: „Wenn Sie Bluthochdruck haben, sind Sie nicht allein.“ Stimmt, eine Zeit lang.

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