220 Kriegstote werden zurzeit umgebettet

Diefflen · Keine Heldengräber, bloß Gruben mit bräunlichen Knochenhaufen in silbergrauen Plastiksäcken sind die Ruhestätten auf dem Ehrenfriedhof in Diefflen. Dort liegen Opfer der heftigen Kämpfe bei Dillingen, vor allem von Dezember 1944.

 Der hauptamtliche Umbetter Joachim Kozlowski birgt auf dem Dieffler Ehrenfriedhof Gefallene der Kämpfe von 1944/45 bei Dillingen; mit dabei waren vom Landesamt für Soziales Pressesprecherin Annette Reichmann (links) und Direktorin Anja Wagner-Scheid. Foto: Johannes A. Bodwing

Der hauptamtliche Umbetter Joachim Kozlowski birgt auf dem Dieffler Ehrenfriedhof Gefallene der Kämpfe von 1944/45 bei Dillingen; mit dabei waren vom Landesamt für Soziales Pressesprecherin Annette Reichmann (links) und Direktorin Anja Wagner-Scheid. Foto: Johannes A. Bodwing

Foto: Johannes A. Bodwing

Auf dem Ehrenfriedhof Diefflen begannen am Dienstag die Umbettungsarbeiten für eine spätere Beisetzung auf dem Ehrenfriedhof Perl-Besch. 220 Kriegstote in 215 Gräbern sind es laut zuständigem Landesamt für Soziales.

Etwa Mitte der 1960er Jahre wurden die Gefallenen schon einmal freigelegt. Damals entstand die heutige Anlage auf rund 1300 Quadratmetern in sechs terrassenförmig angeordneten Reihen. Die Beisetzung erfolgte in Plastiksäcken. "Die sind jetzt voller Wasser", sagte Joachim Kozlowski vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge Brandenburg. Er ist der einzige hauptamtliche Umbetter für ganz Deutschland. Rund 90 Zentimeter unter dem Boden liegen die ehemaligen Soldaten. Dort bildete der Niederschlag der vergangenen Tage eine Schlammschicht. Ein Kleinbagger gräbt sich vorsichtig tiefer, dann hebt Kozlowski einen Plastiksack heraus, schneidet ihn auf und lässt erst mal das Wasser ablaufen.

"Es gibt hier wenige Unbekannte", sagt er. "Einige der Toten sind 17, 18 Jahre alt." Jedem Gefallenen sei in den 60ern eine Umbettungsmarke beigelegt worden, die ihn eindeutig identifiziere. Nur einer der Toten sei im Saarland geboren, ergänzte Landesamt-Direktorin Anja Wagner-Scheid. Der lebte dann aber außerhalb. Wenig Persönliches kam am Dienstag zum Vorschein. Mal ein alter Löffel, mal Stiefelreste. "Alles andere ist wohl in den 60er Jahren entnommen und archiviert worden", vermutete Kozlowski. Jeder Tote werde wieder so bestattet, wie er geborgen wurde, nämlich einzeln, erklärte er weiter. Seine Arbeit beinhalte auch eine umfassende Dokumentation.

Bis Dienstagmittag waren 34 Gefallene der untersten Reihe ausgegraben. Ihre Überreste legte Kozlowski hinter dem jeweiligen Grab zum Trocknen in die Sonne.

An jedem Abend kommen die Gebeine in 30 mal 70 Zentimeter große Pappsärge. Die werden in der Kaserne Lebach zwischengelagert, wo die Knochen komplett austrocknen. Dies könne bis zu 14 Tage dauern, sagte Kozlowski.

Grund für die Umbettung ist der schlechte Zustand des Dieffler Ehrenfriedhofs und daraus folgende Sanierungskosten von mindestens 220 000 Euro. Die Umbettung hingegen kostet laut Landesamt 141 000 Euro. Etwa zwei Wochen sind für die Bergung eingeplant. Danach findet der Transport zum Ehrenfriedhof Perl-Besch statt. Voraussichtlich am 28. Juni beginnen die Einbettungsarbeiten in zwei Gräberreihen.

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