Choisys Handschrift ist im Stadtbild ablesbar

Saarlouis. In den Amtsräumen des ersten Saarlouiser Gouverneurs Thomas de Choisy lag sein handgeschriebenes Testament. Als man es nach seinem Todestag, 26. Februar 1710, öffnet, las man: Choisy wollte, dass sein Herz in Saarlouis bleibt. 31 Jahre war Choisy französischer Gouverneur der neuen Stadt gewesen. Sein Herz wurde in eine Bleikapsel gebettet

Saarlouis. In den Amtsräumen des ersten Saarlouiser Gouverneurs Thomas de Choisy lag sein handgeschriebenes Testament. Als man es nach seinem Todestag, 26. Februar 1710, öffnet, las man: Choisy wollte, dass sein Herz in Saarlouis bleibt. 31 Jahre war Choisy französischer Gouverneur der neuen Stadt gewesen. Sein Herz wurde in eine Bleikapsel gebettet. Sie wurde hinter einer Platte mit einem lebensgroßen Porträt des Generals in der Ludwigskirche bestattet. Die Kirche war unter seiner Leitung 1685 bis 1687 gebaut worden. Saarlouis ist mit diesem Erbe wenig freundlich umgegangen. Der offizielle Grundstein von 1685 wurde, beschädigt, 1965 beim Abriss der alten Kirche gerade noch gerettet. Das Choisy-Relief wurde schon in der Französischen Revolution 1789 zertrümmert. Die Kapsel mit dem Herz des Stadt-Machers wanderte in der Kirche und liegt heute hinter einer Platte, die der Wallerfanger Oswald Hiery zum Neubau des Gotteshauses 1970 gestaltete. Zwei vorzügliche Sandstein-Plastiken von Petrus und Paulus, einst an der Fassade der Barockkirche gut sichtbar, wanderten durch den Pfarrgarten, wurden vor der Zerstörung gerettet und dämmern an der dunklen Rückwand der Kirche hin. Die Gässchen Petrus- und Paulusstraße beidseits der Kirche würden heute noch daran erinnern, dass Choisy dieses Kirchen-Patrozinium (zusätzlich zu St. Ludwig) wählte, um die umgesiedelten Wallerfanger aus deren Pfarrei St. Peter leichter zu integrieren: wenn sie Straßenschilder hätten. Und zwei große Öls, geschaffen von Nicolas Dupuy und für die Kirche gestiftet vom Sonnenkönig Ludwig XIV., hängen versteckt gegenüber Petrus und Paulus.Immerhin, der preußische König Friedrich-Wilhelm III. erkannte die Bedeutung Choisys und des Festungsbaumeisters Sébastien Prestre de Vauban an. 1821, die Preußen hatten Saarlouis längst übernommen, verfügte er die Benennung zweier Befestigungs-Teile nach den beiden Franzosen. Das Fort Choisy lag, wo heute das Max-Planck-Gymnasium steht.Die Handschrift Choisys lässt sich im Stadtbild gut ablesen: Um der Immobilien-Nachfrage nachzukommen, wich er von der einheitlichen Parzellierung Vaubans ab. In der heutigen Altstadt vermehrte er die Bauplätze, indem er sie verkleinerte. In der Ecke Pavillon-/Adler-/Friedenstraße verkaufte er größere Flächen: Hier bauten vor allem reiche Abteien ihre städtischen Niederlassungen.Thomas de Choisy war 1632 in einer in Paris lebenden Familie geboren worden. Nie verstummte Gerüchte wollen, dass er ein außerehelicher Sohn des Sonnenkönigs Ludwig XIV. war. In Militärdiensten des Königs diente er bei der Befestigung der Ostflanke Frankreichs. 1678 baute er die Zwillings-Festung von Saarlouis, Longwy, heute Weltkulturerbe als Teil der Vauban-Festungen. Seit 1677 war er Kommandant von Thionville gewesen. Von dort aus kommandierte ihn der König 1679 zu der für Saarlouis zur Geburtsstunde gewordenen Reise ab. Choisy sollte erkunden, wo an der Saar eine starke Festung gebaut werden könnte. Er schlug den Saarbogen gegenüber der Abtei Fraulautern vor. Anfang 1680 ernannte ihn Ludwig XIV. zum "Gouverneur von Fraulautern". Choisy hatte den Ort gefunden, an dem 31 lang sein Herz hängen sollte, und in dem es seit 300 Jahren ruht.Über Choisy und Saarlouis erfährt man viel in Ludwig Karl Balzer, Saarlouis. Das königliche Sechseck, 2. Auflage, 2007.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort
"Der Kontakt zu den Mitarbeitern und unseren Kunden hält mich jung", betont Helmut Klein aus Saarwellingen. Der 71-Jährige hatte am 2. Mai 1962 seinen eigenen Betrieb Auto Klein gegründet und steht hier bis heute seinen Mann: Er übernimmt Kurierfahrten, h
"Der Kontakt zu den Mitarbeitern und unseren Kunden hält mich jung", betont Helmut Klein aus Saarwellingen. Der 71-Jährige hatte am 2. Mai 1962 seinen eigenen Betrieb Auto Klein gegründet und steht hier bis heute seinen Mann: Er übernimmt Kurierfahrten, h