Weltmeister greifen in die Trickkiste

Bous. "Was haben die Jungs noch auf der Pfanne?" Das fragten sich viele der 600 Zuschauer, die zum Spiel der deutschen Handball-Weltmeister von 1978 in die Bouser Südwesthalle gekommen waren. Zum 100

 Reinhard Van der Heusen vom Weltmeister-Team wirft, unterstützt von Claus Hormel (Nummer drei), auf das Tor der Bouser. Foto: Jenal

Reinhard Van der Heusen vom Weltmeister-Team wirft, unterstützt von Claus Hormel (Nummer drei), auf das Tor der Bouser. Foto: Jenal

Bous. "Was haben die Jungs noch auf der Pfanne?" Das fragten sich viele der 600 Zuschauer, die zum Spiel der deutschen Handball-Weltmeister von 1978 in die Bouser Südwesthalle gekommen waren. Zum 100. Jubiläum des SV 08 Bous hatten sich die "Helden von Kopenhagen" noch einmal ihre blauen Trikots übergestreift, um gegen eine Bouser Traditions-Mannschaft zu spielen. "Wenn ich diese Geschosse sehe", sagte Günter Weber beim Einwerfen, als er zu den Weltmeistern rüberschielte, "dann werde ich heute wohl tausend Tode sterben". Wie die meisten seiner Kollegen vom Bouser All-Star-Team hatte der Bezirksliga-Meister von 1981 nach langer Handball-Pause kaum trainiert. Entsprechend nervös war der rechte Flügelstürmer vorm Duell mit Gegenspieler Arnulf Meffle (71 Länderspiele). Der Trainingsrückstand der Herausforderer sollte spielentscheidend sein. Clever wie beim Sensationssieg in Dänemark gegen die Russen vor 30 Jahren zeigten sich die ergrauten Stars bereits vorm Anpfiff. So wurde die weibliche E-Jugend des SV Bous für den Sportgruß engagiert. Das sparte dem Team von Betreuer Rudolf Spengler Luft. Das erste Kabinettstückchen ließ dann nicht lange auf sich warten. Mit dem Rücken zum Tor schlenzte der Essener Harald Ohly (56 Länderspiele) den Ball durch die Beine aufs Tor. Doch Günther Jung hatte aufgepasst. Auch beim Rückraum-Hammer des Großwallstadters Kurt Klühspies (104) blieb der Bouser Schlussmann Sieger. Der dritte Versuch saß. Mit einem Distanz-Wurf eröffnete Manfred Freisler (122) den Torreigen. Das 1:2 markierte Toni De Fazio. Für seinen Heber bekam er vom geschlagenen Nationalmannschaftstorhüter Uli Schaus Beifall. Das Kempa-Anspiel von Klühspies auf den von Linksaußen einspringenden Vereinskollegen Winfried Damm (3:1) erhielt noch mehr Applaus. Bous hielt anfangs gut mit. Die Sensation lag in der Luft, als Thomas Käufer in der 13. Minute auf 6:7 verkürzte. Zur Pause lag Bous gegen die technischen überlegenen Mittfünfziger nur 12:15 hinten. Aber dann. "Wir haben anfangs zu viele Chancen vergeben. Später haben wir das Tempo forciert", bilanzierte Horst Spengler (147) nach dem 44:22-Sieg. Das Spiel habe ihm viel Spaß gemacht, meinte der WM-Team-Kapitän und stimmte mit den 21 Bouser Spielern überein. "Nach zwei Handbrüchen wollte ich aufhören", sagte der Bouser Volker Steinemer, "ein solches Erlebnis konnte ich mir aber nicht entgehen lassen". Wirkliche Verlierer gab's ohnehin nicht. Die Griffe der Oldies in die Trickkiste begeisterten die Zuschauer und Joachim Deckarm, den besten Handballer der WM 1978. Ohne gespielt zu haben, schrieb der seit einem Handball-Unfall pflegebedürftige Weltmeister - der Mann mit der Nummer 11 erzielte in 104 Länderspielen 386 Tore - die meisten Autogramme. Der Erlös des Spiels floss in die Joachim-Deckarm-Stiftung.

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