Saar-Geschichte „Der Titel machte aus Michel Ney keinen Aristokraten“

Saarlouis · Einer mit Ecken und Kanten und einem Verhalten, das unter heutigen Maßstäben nicht immer vorbildlich sein kann - manchmal aber eben doch: Jetzt wurde in Saarlouis eine Ausstellung zur 250. Wiederkehr des Geburtstages des Revolutionsgenerals und späteren Liebling Napoleons, Michel Ney, eröffnet.

 Museumsleiter Benedikt Loew: Ney hat vor allem die Franzosen von Anfang an fasziniert.

Museumsleiter Benedikt Loew: Ney hat vor allem die Franzosen von Anfang an fasziniert.

Foto: Petra MOlitor/Stadt Saarlouis

Saarlouis könnte den in der Altstadt vor genau 250 Jahren geborenen Revolutionsgeneral Maréchal Michel Ney künftig mehr als Sohn der Stadt würdigen als bisher. Die Benennung eines Weges nach ihm und die Tafel am Geburtshaus seien „ein bisschen wenig“, sagte OB Peter Demmer am Mittwochabend bei der Eröffnung einer Ausstellung zu Ney im Städtischen Museum. „Ich war selbst überrascht, was das für ein Mann war. Was er erlebt hat, was ihn umgetrieben hat, welche Entscheidungen er getroffen hat.“

Michel Ney wurde mit 27 General der französischen Revolutionsarmee. Später war er einer der wichtigsten Heerführer Napoleons. Er habe „immer seinem Vaterland, nicht aber einzelnen Personen“ dienen wollen“, sie Museumsleiter Benedikt Loew sagte. Was ihn in innerfranzösische Machtkämpfe verwickelte und zu seiner Erschießung durch die königliche Armee Frankreichs führte. Ein Prozess, der schon von Neys Zeitgenossen als zutiefest ungerecht empfunden worden sei, einer der Gründe, warum Ney besonders in Frankreich populär blieb. Fast alle Veröffentlichungen seitdem zeichneten ihn „positiv“.

Nicht bloß dort. 1915 sei ein britisches Marineschiff in Dienst gestellt worden, das auf Ney getauft wurde, berichtete Loew. Grund könne gewesen sein, dass Ney einen britischen Offizier auf dessen Ehrenwort hin heimkehren ließ, um seiner sterbeneden Mutter beizustehen.

Belegbar sei das noch nicht, sagte Loew. Er warnte auch davor, dass es in der Verehrung Neys bis heute „Wunschdenken“ und „Verklärung“ geben könne. So bezeichne man ihn zu Recht als beherzt, mutig, draufgängerisch. „Es muss aber auch darüber berichtet werden, mit welcher, nach heutigen Maßstäben, Selbstverständlichkeit die Kommandierenden das Leben und die Gesundheit ihrer Soldaten aufs Spiel setzten. Auch Ney riskiert und opfert als Kommandant ständig das Leben seiner Männer.“

 Bei der Eröffnung interessierten sich viele Besucherinnen und Besucher für die Ausstellung zum 250. Geburtstag von Michel Ney.

Bei der Eröffnung interessierten sich viele Besucherinnen und Besucher für die Ausstellung zum 250. Geburtstag von Michel Ney.

Foto: Petra Molitor/Stadt Saarlouis

Fakt sei, dass Ney aus einfachsten Verhältnissen gekommen sei und schon sehr jung zu den führenden Offizieren Frankreichs gezählt habe, „eine Karriere, die nur durch die Französische Revolution denkbar war“. Loew: „Der Titel machte aus Michel Ney keinen Aristokraten“; Napoleon hatte ihn unter anderem zum Fürsten gemacht.

Die Ausstellung gliedert sich in neun thematische Abschnitte mit insgesamt 230 Ausstellungsstücken. Acht dieser Abschnitte finden sich im Vauban-Saal unter dem Dach, der neunte Abschnitt eine Etage tiefer, im Foyer des ersten Obergeschosses.

Die erläuternden Einführungs-Texte der einzelnen Abschnitte sind, ergänzt um vier Zeittafeln und 27 Abbildungen aus der Ausstellung, zu einer Begleitschrift zusammengefasst worden.

Zur Eröffnung waren viele historisch Interessierte und Engagierte gekommen, darunter auch einige Stadtratsmitglieder und der frühere französische Honorakonsul Michel Bouchon.

Ausstellung „Maréchal Michel-Ney – Stationen eines beherzten Lebens“ bis10. Juni. Geöffnet Dienstag bis Freitag: 10 bis 13 und 14 bis 17 Uhr, Samstag, Sonntag und Feiertag: 14 bis 17 Uhr.

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