Wer will Lese-Pate werden?

Neunkirchen. "Leselust statt Lesefrust!" - so könnte man das Ziel des "Projekts Mentor" beschreiben

 Charlotte Ebert übt bereits regelmäßig mit "Lesepatenkind" Dennis Steininger, der die Bachschule besucht. Foto: SZ/Ebert

Charlotte Ebert übt bereits regelmäßig mit "Lesepatenkind" Dennis Steininger, der die Bachschule besucht. Foto: SZ/Ebert

Neunkirchen. "Leselust statt Lesefrust!" - so könnte man das Ziel des "Projekts Mentor" beschreiben. Aus der Erkenntnis heraus, dass Grundschulkindern, denen der Zugang zum Lesen schwer fällt, viele Chancen verschlossen bleiben, soll in Neunkirchen etwas Neues probiert werden: So genannte Mentoren und Mentorinnen lesen einmal pro Woche mit Zweitklässlern - führen sozusagen als Lotsen in die Vielfältigkeit der deutschen Sprache. Dabei soll jedem Leselernhelfer jeweils ein Kind zugeordnet sein, eine Art Lese-Patenschaft, die mindestens ein halbes Jahr anhalten soll. Nutznießer dieser ehrenamtlichen Einzelförderung sind Jungen und Mädchen, die Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache haben, sei es, weil sie Zuwandererkinder sind, sei es aus anderen Gründen. Gestartet wird das "Projekt Mentor" zum nächsten Schuljahr an den beiden Grundschulen Am Stadtpark und Bachstraße. Entdeckt hat diese individuelle Art von Leseförderung, die im Saarland noch kein Vorbild hat, die Neunkircherin Charlotte Ebert. Und zwar in Hannover. Dort, so berichtete sie jetzt bei der Vorstellung des Projekts im Neunkircher Rathaus, läsen mittlerweile mehr als 1000 Mentoren regelmäßig mit 2000 Kindern. Als sie dieses positive Beispiel für Neunkirchen ins Spiel brachte, fand sie offene Ohren bei Gertrud Backes vom städtischen Kinderbüro und bei der Kinderkommission, für die Hans Arthur Gräser, die Idee aufgriff. Auch bei den Leitern der beiden genannten Grundschulen, Barbara Wagner und Günther Klahm, stieß man auf Gegenliebe, so dass das Ganze jetzt als Schul-Projekt mit städtischer Unterstützung gestartet wird. Eingebunden ist auch die Neunkircher Integrationsbeauftragte Jana Borowansky, ebenso sagte Ulrike Heckmann die Unterstützung der Bürgerinitiative Stadtmitte zu."Eine schöne Kombination von Bildungs- und Familienpolitik" nannte Oberbürgermeister Jürgen Fried das Vorhaben. Er hoffe, dass sich nun möglichst viele Neunkircherinnen und Neunkircher bereit finden, die Rolle eines Lese-Paten auszufüllen. Diese Art der Förderung sei keineswegs als Konkurrenz zur professionellen Nachhilfe gedacht. Lesen sei auch in unserer sich verändernden Medienwelt bedeutend, sagte Schulrätin Christine Federkeil. "Lesen ist wie Fernsehen im Kopf", hatte Charlotte Ebert zuvor zitiert. Das reale TV-Gerät kann da ruhig mal zurükstehen: "Je höher die Leselust, desto tiefer die Einschaltquoten", so ein Bonmot der Schweizer Autorin und Sprachspielerin Brigitte Fuchs.

Auf einen BlickEinmal wöchentlich 45 Minuten sollen die Mentorinnen und Mentoren direkt nach dem normalen Unterricht mit einem fest zugeordneten Kind Lesen üben oder ihm vorlesen. Die Kinder werden von den beiden beteiligten Schulen mit Einverständnis der Eltern ausgewählt. Wer sich als Lese-Pate zur Verfügung stellen möchte - pädagogische Kenntnisse werden keine vorausgesetzt, bei der Literaturauswahl gibt's Hilfestellung - wird gebeten, sich bis 15. April zu melden bei Gertrud Backes vom Kinderbüro: Tel. (0 68 21) 202 417; E-Mail: gertrud.backes@neunkirchen.de

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