Spende hält die Hoffnung der Flüchtlinge lebendig

St Wendel · Mit einer Benefizgala hat Christof Scheid bereits 9000 Euro für eine in Not geratene syrische Großfamilie gesammelt. Inzwischen ist die 30-köpfige Familie vor dem Bürgerkrieg in den Libanon geflohen. Jetzt hofft Scheid erneut auf Spenden.

Mehr als 100 000 Menschen sind nach Angaben der Vereinten Nationen in Syrien getötet worden. Eine Zahl, die Christof Scheid betroffen macht. Der Kabarettist hat im vergangenen Jahr eine Benefizgala zugunsten einer Familie im syrischen Homs organisiert. Die 30-köpfige Großfamilie hatte damals gerade ihr Haus verloren. Es war geplündert und komplett ausgeraubt worden. Von einem auf den anderen Tag hatten sie nichts mehr.

Auf dieses Schicksal ist Christof Scheid durch seinen Freundeskreis aufmerksam geworden. Eine Tochter dieser Familie lebt im St. Wendeler Land. Durch die Benefizgala und weitere Spenden sind rund 9000 Euro zusammen gekommen. "Mit diesem Geld konnte die Familie Lebensmittel, Medikamente und ihre Unterkünfte bezahlen", sagt Scheid. Auf der Flucht vor dem Bürgerkrieg mussten sich die 75-jährige Mutter mit ihren fünf Kindern und deren Familien immer wieder neue Unterkünfte in Syrien suchen. Die Männer haben versucht, als Tagelöhner zu arbeiten, berichtet Scheid. Vor dem Krieg zählte die Familie zur gut situierten Mittelschicht. "Alle Männer hatten Arbeit, teilweise auch die Frauen", weiß Scheid. Doch dann waren plötzlich die Jobs weg. Und schließlich auch das Haus.

Nach Informationen von Scheid versuchten die Rebellen in Syrien nun, die Notlage der Bevölkerung auszunutzen. Man biete den Männern Essen und eine Wohnung für die Familie, wenn sie für ihre Sache kämpfen. "Die Familie lehnt den Krieg ab", sagt Scheid, und so sei ihnen nur die Flucht ins Ausland geblieben.

Seit etwa drei Monaten ist die Großfamilie im Libanon. Und mit ihnen 600 000 weitere Flüchtlinge. Die eingerichteten Lager dort sind überfüllt. Deshalb hat die Familie eine Zweizimmerwohnung bezogen. "Die Versorgung mit Grundnahrung ist durch das Flüchtlingslager gewährleistet", sagt Scheid. Aber es fehle an Medikamenten und Kleidung.

Die 45-jährige Syrerin, die hier im St. Wendeler Land wohnt, hält per Telefon Kontakt zu ihrer Familie. Es sind kurze Gespräche, denn die Familie ist in ständiger Angst. Sie alle wollen zurück in ihre Heimat. Doch wissen sie nicht, wann eine Rückkehr möglich sein wird. Und was sie dort erwartet. Könnte ihnen etwa ein Gefängnisaufenthalt drohen, weil sie aus dem Land geflohen waren? "Mein Schwager und sein 16-jähriger Sohn sind schon einmal in Syrien verhaftet worden - auf offener Straße, ohne Grund", erzählt die 45-jährige Syrerin. In der weiteren Verwandtschaft habe es bereits Todesopfer durch Bomben gegeben, so Scheid.

Mehr als 1,8 Millionen syrische Flüchtlinge haben sich vor dem Bürgerkrieg in Nachbarstaaten wie Libanon oder Jordanien in Sicherheit gebracht. Um die überfüllten Lager zu entzerren, hat die Uno ein Flüchtlingsprojekt gestartet. Die Familie habe sich dafür eingeschrieben. "Es ist ihre große Hoffnung, dass sie irgendwo Asyl bekommen", sagt Scheid. Auch Deutschland wird 5000 syrische Flüchtlinge aufnehmen. Ziel des Projektes sei es, dass die Menschen wieder in ihr Heimatland zurückkehren. Ein Wunsch, der die Großfamilie antreibt. "Sie möchten einfach wieder in Frieden leben", sagt Scheid.

Um die Familie in der momentanen Situation im Libanon - zwischen Hoffen und Bangen - zu unterstützen, startet Christof Scheid eine zweite Spendenaktion. Die Tochter hier in Deutschland sei finanziell inzwischen an ihre Grenzen gestoßen. "Wenn wir 2000 bis 3000 Euro zusammenkriegen, könnte die Familie drei bis vier Monate überbrücken", rechnet Scheid vor. Die politische Situation aus der Ferne zu beurteilen sei schwierig. Hier gehe es in erster Linie um die Menschen.

Spendenkonto Syrienhilfe: Jochen-Rausch-Zentrum St. Wendel, Konto-Nummer: 59 17 22 21, Kreissparkasse St. Wendel, BLZ: 592 510 20. Bei Angabe der Anschrift im Verwendungszweck wird eine Spendenbescheinigung ausgestellt.

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