Parkplatz für die Landbevölkerung?

Würde ich Thomas Brück vom letzten deutschen Kaiser vorschwärmen, bekäme er sicher Pickel – Brück, nicht der Kaiser. Wilhelm II.

ist nämlich seit gut sieben Jahrzehnten tot, der Grüne Thomas Brück dagegen auf dem Weg an die Macht - na ja, zumindest auf dem Weg in die Nähe der Macht. Ab 1. August ist Brück Dezernent für Umwelt, Migration und Recht im Saarbrücker Rathaus. Dennoch haben Brück und der tote Kaiser etwas gemeinsam: Der eine hielt, der andere hält das Auto für überbewertet.

Von Wilhelm II. ist die Aussage überliefert: "Ich glaube an das Pferd. Das Automobil ist eine vorübergehende Erscheinung." Der neue Dezernent will möglichst viele Autos aus der Stadt verdrängen und hat laut darüber nachgedacht, die Stadtautobahn zu verkleinern, Saarbrücken also für den Autoverkehr unattraktiver zu machen.

Auch wenn die CDU ihn deshalb diese Woche als "Auto-Feind" bezeichnet und als "Umweltkasper" verspottet hat, und auch wenn die Frage, warum wir überhaupt einen neuen Dezernenten brauchen, berechtigt ist: Darüber nachzudenken, wie wir mit den Autos umgehen, ist eine sinnvolle Tätigkeit.

Der ein oder andere Innenstadtbewohner hat zum Beispiel längst den Eindruck, dass die Landbevölkerung die Saarbrücker City als großen Parkplatz sieht. Im Grünen wohnen, in Saarbrücken arbeiten und parken - das mag zwar aus Sicht der Berufspendler ganz nett sein, für die Lebensqualität der Stadtbewohner ist das Gift.

Die Stadtverwaltung, das hat die Oberbürgermeisterin neulich auf einem Treffen mit Hausbesitzern erzählt, versucht deshalb im Kampf gegen die Blechlawine ihre Mitarbeiter testweise mit kostenlosen Bustickets davon zu überzeugen, dass man nicht unbedingt ein Auto - und damit einen Parkplatz - braucht, um in der Stadt arbeiten zu können.

Dass ausgerechnet jetzt Busse ausfallen, weil viele Busfahrer im Urlaub oder krank sind, ist da nicht hilfreich. Vielleicht brauchen wir also keinen neuen Umweltdezernenten, sondern - nein, keine Pferde - Busfahrer.

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