Massenprotest vorm Freibad

Dudweiler. Das hätte wohl keiner für möglich gehalten: Mithilfe des Internets und telefonischen Rundrufs fanden sich am gestrigen Morgen, 10 Uhr, mehr als 100 Männer, Frauen und Kinder ganz spontan vor dem Dudweiler Freibad in der St. Ingberter Straße ein

Dudweiler. Das hätte wohl keiner für möglich gehalten: Mithilfe des Internets und telefonischen Rundrufs fanden sich am gestrigen Morgen, 10 Uhr, mehr als 100 Männer, Frauen und Kinder ganz spontan vor dem Dudweiler Freibad in der St. Ingberter Straße ein. Einige hatten bereits prall gefüllte Unterschriftenlisten dabei, andere Flugblätter und Leserbriefe für die SZ, um auf ihre Situation aufmerksam zu machen. Sie alle wollen nicht klaglos hinnehmen, dass die Stadt Saarbrücken ihre heißgeliebte Freizeitstätte dicht machen will. Der Stadtrat will darüber am 16. März befinden.

Bei der Demo mit dabei: das Dudweiler Kinderprinzenpaar Selina und Marek und mit ihnen etliche andere Kinder, die auf ihr sommerliches Vergnügen im nahen kühlen Nass nicht verzichten wollen.

Mit dabei aber auch viele ältere Herrschaften, die als Kind schon das Bad aufsuchten und noch heute an jedem sonnigen Tag die Badehose einpacken und ihren Eintritt entrichten. Darunter die "Schwimmbad-Mäuschen", eine Gruppe von älteren, aber junggebliebenen Damen mit Badeanzug und wilder Entschlossenheit, ihr Bad gegen die Pläne der Landeshauptstadt zu verteidigen.

Elfriede Junk ist eine von ihnen. Mit ihren 75 Jahren gehört sie zu den ganz Rührigen. Flugblätter hat sie machen lassen. Darauf zu lesen: "Schwitzen Sie weiter, schicken Sie Ihre Kinder auf stundenlangen Wegen für viel Geld per Bus und Bahn in überfüllte Saarbrücker Bäder, denn das Dudweiler Freibad muss einer Wohnanlage weichen, auf Beschluss der Saarbrücker Stadtregierung." Etliche Unterschriften Dudweiler Bürger, die sich gegen die Sparmaßnahmen der Stadt wehren, hat sie schon längst in der Tasche.

Ebenso wie Heike Franz (43). Sie wird nicht müde, den Protest voranzutreiben. Den großen Fastnachtsumzug am Sonntag haben beide Frauen unter anderem dazu genutzt, die Leute im eigenen Interesse auf "Betriebstemperatur" zu bringen. Erstaunliche Netzwerke haben sich mittlerweile im Stadtbezirk Dudweiler gebildet, darunter Vereine wie die DJK, DLRG und andere mehr. Flagge zeigten am Dienstagmorgen auch einige Kommunalpolitiker, unter ihnen Jörg Sämann (SPD), der Bezirksbeigeordnete.

Die SZ sprach mit einigen Bürgern, die ihrem Unmut freien Lauf ließen. Und diesen auch begründeten. Unter ihnen Kurt Huppert (71), Roland Stephan (49), Roland Lehmann (49), Horst Storck (62), Wilfried Stephan und Hans-Joachim Gottfreund, Chef der DLRG mit ihren 300 Mitgliedern. Einige der Männer sind der Ansicht, dass die Jugend eh schon wenig Möglichkeiten hat sich auszutoben. Da sei das Aus fürs Freibad fatal. Andere wiederum ärgern sich, dass Hoteliers und Bankern viel Geld rübergeschoben werde und man sich mit Großprojekten wie "Stadtmitte am Fluss" auf den Laden legt. Wieder andere brechen eine Lanze für bedürftige Familien, die ihren Kindern kaum mehr bieten könnten als einen Freibadbesuch. "Wenn dieses Bad hier wirklich dicht gemacht wird, geh' ich

nie wieder schwimmen."

Kurt Huppert (71)

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