"Kämpfen um jeden Arbeitsplatz"

Sulzbach. Produktionsverlagerung und Stellenstreichung - hinter solchen Begriffen stehen immer auch menschliche Schicksale, wie sich jetzt im Fall der Sulzbacher Firma subitec wieder einmal zeigt. Von 70 Arbeitsplätzen im Sulzbacher Mellinweg sollen 30 gestrichen und 40 nach Pfullendorf verlegt werden (wir berichteten). Für die 60-jährige Helene Alt wäre das eine Katastrophe

 Helene Alt und Patricia Rau demonstrieren gegen die Schließung ihrer Firma. Fotos: Iris Maurer

Helene Alt und Patricia Rau demonstrieren gegen die Schließung ihrer Firma. Fotos: Iris Maurer

Sulzbach. Produktionsverlagerung und Stellenstreichung - hinter solchen Begriffen stehen immer auch menschliche Schicksale, wie sich jetzt im Fall der Sulzbacher Firma subitec wieder einmal zeigt. Von 70 Arbeitsplätzen im Sulzbacher Mellinweg sollen 30 gestrichen und 40 nach Pfullendorf verlegt werden (wir berichteten). Für die 60-jährige Helene Alt wäre das eine Katastrophe. "Ich werde auf dem Arbeitsmarkt keine Stelle mehr bekommen", sagte die kaufmännische Sachbearbeiterin am Freitag am Rande der Demonstration vor dem Firmengebäude. 14 Jahre lang war Helene Alt für die Firma da, jetzt steht sie vor der Kündigung: "Ich bin zu alt für den Arbeitsmarkt und zu jung für die Rente." Ihrer Kollegin Patricia Rau droht die Verlegung ihres Arbeitsplatzes an den Bodensee. "Das ist unmöglich", sagt die 50-jährige Sulzbacherin, "mein Mann hat hier eine sichere und feste Arbeitsstelle. Meine 17-jährige Tochter hat hier ihre Freunde und ihr gesamtes soziales Umfeld. Und das alles sollen wir für eine unsichere Zukunft in Pfullendorf aufgeben?" Denn die Verlegung nach Baden-Württemberg könnte - so fürchtet zumindest der subitec-Betriebsratsvorsitzende Rainer Tobae - ein erster Schritt der italienischen Besitzer sein, den deutschen Firmenzweig stillschweigend zu beerdigen. "Die Gespräche über einen möglichen Personalabbau kamen nicht überraschend", bekannte Tobae, "die vorhandenen Umsatzeinbrüche sind aber neben dem Kostendruck im Gesundheitswesen hauptsächlich Fehlern des Managements geschuldet." Ein Umzug mache betriebswirtschaftlich keinen Sinn: "Die Gebäude in Sulzbach sind noch bis August 2014 angemietet. Viele Kunden kommen hier aus der Region. Und niemand kann behaupten, dass Pfullendorf zentral gelegen wäre."Seit Donnerstag läuft eine Unterschriftenaktion zum Erhalt der Arbeitsplätze in Sulzbach. Nach 24 Stunden fanden sich schon über 300 Namen auf der Liste. "Wir werden um jeden einzelnen Arbeitsplatz kämpfen. Es ist eine Schweinerei, hochqualifizierte Arbeitsplätze aus Sulzbach und dem Saarland zu verlegen", betonte Michael Quetting von der Gewerkschaft Verdi, "kommende Woche haben wir ein Gespräch im Wirtschaftsministerium. Wir hoffen, dass auch die Politik hilft, Druck auf das Unternehmen aufzubauen." Die Politik war am Freitag unter anderem durch den Bundestagsabgeordneten Thomas Lutze (Die Linke), den Sulzbacher SPD-Vorsitzenden Dieter Heckmann sowie Bürgermeister Michael Adam (CDU) vertreten. "Als die Pläne der Firma vergangene Woche bekannt wurden, habe ich direkt Gespräche mit den Verantwortlichen geführt. Dabei wurde deutlich gemacht, dass es sich ausschließlich um eine unternehmerische Entscheidung handelt. Und darauf hat die Stadt keinen Einfluss", sagte Adam gegenüber der SZ, "sollte es bei den geplanten Entscheidungen bleiben, wird es für die Stadt schwer, diesen plötzlichen Verlust von Arbeitsplätzen aufzufangen." Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben die Hoffnung, ihre Arbeitsplätze zu retten, noch nicht aufgegeben. Sie wollen kämpfen. "Weitere Aktionen hängen davon ab, wie sich die Gespräche mit der Geschäftsführung gestalten", erklärte Rainer Tobae. Deren Einstellung zeigte sie bereits am Freitag deutlich. "Mitarbeitern im Außendienst hat man untersagt, an unserer Veranstaltung teilzunehmen. Treffen, die für heute in der Firma angesetzt waren, wurden verlegt", berichtete Tobae. Dennoch waren gut 70 Betriebsangehörige und Unterstützer von außerhalb zur "aktiven Mittagspause" gekommen. Ob ihr Engagement Erfolg haben wird, werden die kommenden Wochen zeigen - nicht nur für Helene Alt und Patricia Rau.

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