Er macht Gedrucktes bühnenreif

Saarbrücken. Holger Schröder ist ein Vielleser - aus Liebe zur Literatur und berufsbedingt. Seit der Spielzeit 1996/97 ist er als Dramaturg mit dem Schwerpunkt Schauspiel am Saarländischen Staatstheater engagiert. Die Arbeit mit Texten ist sein tägliches Brot. "In manchen Wochen lese ich fünf bis sechs Stücke", erzählt Holger Schröder

 Schauspieldramaturg Holger Schröder. Foto: Iris Maurer

Schauspieldramaturg Holger Schröder. Foto: Iris Maurer

Saarbrücken. Holger Schröder ist ein Vielleser - aus Liebe zur Literatur und berufsbedingt. Seit der Spielzeit 1996/97 ist er als Dramaturg mit dem Schwerpunkt Schauspiel am Saarländischen Staatstheater engagiert. Die Arbeit mit Texten ist sein tägliches Brot. "In manchen Wochen lese ich fünf bis sechs Stücke", erzählt Holger Schröder. "Man muss gerne lesen, sonst ist man in diesem Beruf verloren."Die Liste seiner Lieblingsdramatiker ist lang: Anton Tschechow, "einer der ganz Großen", gehört ebenso dazu wie Shakespeare, Bernard-Marie Koltès, Ernst Toller und Walter Mehring. Von den Zeitgenossen findet Holger Schröder Nis-Momme Stockmann, Jan Neumann und Felicia Zeller besonders spannend.

Doch wie kommen deren Werke auf die Bühne? Bleibt der Text ungekürzt? Oder sind Streichungen sinnvoll? Und wie kann man literarische Texte dramatisieren, die ursprünglich gar nicht fürs Theater geschrieben wurden? Fragen, auf die Schröder als Dramaturg Antworten suchen und finden muss, in enger Zusammenarbeit mit den Regisseuren.

Den Wunsch, als Dramaturg zu arbeiten, habe er bereits während seines Studiums an der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen gehabt, erzählt Holger Schröder.

Dort studierte er Neuere Deutsche Literaturwissenschaft, Philosophie und Theaterwissenschaft auf Magister und sammelte im Studententheater erste Erfahrungen in seinem späteren Beruf. "Schon in der Schule hat es mich nicht nur interessiert, Texte zu analysieren, sondern vor allem auch den Prozess zu erleben, in dem die Schauspieler den Text lebendig werden lassen." Die Faszination für diese wundersame Verwandlung des gedruckten Wortes in Sprache ist geblieben. "Ich empfinde es als Privileg, diesem Prozess bei den Proben beizuwohnen", sagt Holger Schröder. Natürlich sei die Arbeit auch anstrengend, denn als Dramaturg übernimmt Schröder bei der Probenarbeit die Rolle eines Moderators, gibt dem Regisseur Rückmeldung über die Zwischenergebnisse der Probenarbeit - das zuvor für das Stück erarbeitete Konzept immer fest im Blick.

Zu dieser künstlerischen Arbeit gesellen sich zahlreiche weitere Aufgaben, die auf den Dramaturgen warten: Da sind Texte zu schreiben für Programmhefte und die Zeitung "Theater-Zeit", Gespräche zu führen über Stücke, die für die nächste Spielzeit in Frage kämen, und vieles mehr.

Auch im Außendienst ist Holger Schröder unterwegs, etwa in Schulen, die er für Vor- und Nachbesprechungen von Theaterbesuchen aufsucht.

Daneben sind große Veranstaltungen zu organisieren, darunter das "Primeur Festival", ´also das Festival frankophoner Gegenwartsdramatik des Saarländischen Staatstheaters, und das aktuell laufende grenzüberschreitende Projekt "Total Theatre".

Auch in der Sparte 4 ist Holger Schröder gern und oft, unter anderem als Moderator der Reihe "Direktmusik". Gelegentlich wechselt der Dramaturg die Seiten und steht selbst mit seiner Geige auf der Bühne.

Welche Eigenschaften sollte man für seinen Beruf mitbringen? "Ein Dramaturg sollte ein ausgeglichenes Gemüt haben, neugierig sein und den Mut haben, ausgetretene Pfade zu verlassen."

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