Justizrat Professor Egon Müller wird 80 Der Verteidiger der Bosse und Bonzen

Saarbrücken · Der Saarbrücker Star-Anwalt Egon Müller wird heute 80. Er verteidigte Prominente in spektakulären Fällen.

 Zu den zahlreichen prominenten Mandanten von Egon Müller gehörte auch der ehemalige VW-Personalvorstand Peter Hartz, den Müller 2006/07 in der VW-Korruptionsaffäre vor Gericht vertrat.

Zu den zahlreichen prominenten Mandanten von Egon Müller gehörte auch der ehemalige VW-Personalvorstand Peter Hartz, den Müller 2006/07 in der VW-Korruptionsaffäre vor Gericht vertrat.

Foto: picture-alliance/ dpa/dpa Picture-Alliance/Jochen L¸

„Ich befinde mich im Stadium des Abwickelns“, sagt der Anwalt, dessen nicht gerade seltener Name über Jahrzehnte hinweg in der deutschen Strafjustiz die Güte eines Markenzeichen hatte: Professor Dr. Egon Müller, Strafverteidiger und Hochschullehrer. Seit fast 48 Jahren wirkt der „kluge Müller“, wie ihn Studenten, Mitarbeiter und Kollegen früher nannten, als Anwalt in der Saarbrücker Kanzlei „Heimes & Müller“. Deren Geschäftsführer war der Justizrat 30 Jahre. Mit 65 Jahren kündigte er seinen Rückzug an, schied zwei Jahre später als Sozius aus und machte seitdem als einer von 19 Anwälten der Kanzlei weiter. Heute wird Müller 80 Jahre alt. Die meisten seiner Mandate hat er abgeschlossen oder an Kollegen übertragen.

Sein Rat und seine Expertise sind weiter gefragt. Aus dem heimischen Arbeitszimmer im Saarbrücker Stadtteil Dudweiler  meldet sich der Jubilar dann zu Wort. Als Hochschullehrer ist er gerade noch dabei, die Dissertation eines Oberstaatsanwaltes als Doktorvater zu begutachten. Im Rückblick auf sein Lebenswerk sagt der zweifache Vater und dreifache Großvater: „Ich würde alles noch einmal so machen: Jura studieren, Strafverteidiger werden, wissenschaftlich arbeiten  und dieselbe Frau heiraten.“ Bald sind die Müllers 55 Jahre verheiratet.

Als „der Anwalt der Bosse und Bonzen“ ist Müller bekannt geworden. Er saß über Jahrzehnte neben  der Prominenz auf den Anklagebänken in der Republik, verteidigte  in spektakulären Verfahren etwa Wirtschaftsgrößen, Politiker, Sportler und Mediziner. So gehörten etwa der frühere VW-Personalvorstand Peter Hartz (VW-Affäre), der frühere FDP-Bundeswirtschaftsminister Otto Graf Lambsdorff (Flick-Affäre), der frühere Fußball-Nationalspieler Maurizio Gaudino oder der ehemalige Saarbrücker Oberbürgermeister Hajo Hoffmann (SPD) zur prominenten Mandantschaft, um nur einige Beispiele zu nennen. Das Rampenlicht der Öffentlichkeit suchte er selten.

Zum Markenzeichen Müllers gehörte auch, im Interesse des prominenten Mandanten in heiklen Fällen „den Deal“, die Verständigung, mit Staatsanwalt und Gerichten zu finden. Nicht selten fädelte er in aller Stille die Verfahrenseinstellung gegen Zahlung einer Geldauflage ein und ersparte dem Klienten damit eine öffentliche Hauptverhandlung.

„Die beste Verteidigung ist die, dass das Verfahren eingestellt wird“, sagt Müller. Er weiß, dass auch Anwälte „selten die ganze Wahrheit“ erfahren. Der Verteidigerberuf ermögliche aber „tiefe Einblicke in die Mitmenschen“. Und sei  eine „sehr starke Medizin gegen Hochmut und Überheblichkeit“.

Ganz zur Ruhe will sich Egon Müller nicht setzen. Als Autor hat er noch Pläne. Demnächst soll sein Buch „Strafrecht  für Mediziner“ erscheinen.  Im Jargon der Mediziner will der Jurist, der über Jahre Lehrbeauftragter an der Medizinischen Fakultät war, Ärzten das Strafgesetzbuch und die Strafprozessordnung erklären.

Als „Institution“ und „außergewöhnliche Strafverteidigerpersönlichkeit“ beschreibt Müllers Schüler Professor Guido Britz seinen Lehrmeister. Der Universität des Saarlandes und dem Land blieb der erfolgreiche Anwalt und Saarland-Botschafter immer treu und verbunden.  Zum 80. Geburtstag verzichtet er auf eine öffentliche Feier. Statt Geschenken bittet er um Unterstützung der Studien-Stiftung Saar. Deren Vorstandsvorsitzender ist der Justizrat seit der Gründung 2009. Mit einem „Deutschland-Stipendium Egon Müller“ will der Jubilar junge Talente an Hochschulen im Saarland fördern.

 Egon Müller hat die meisten seiner Mandate abgeschlossen oder an Kollegen übertragen.

Egon Müller hat die meisten seiner Mandate abgeschlossen oder an Kollegen übertragen.

Foto: Foto-Kiefer

www.studienstiftungsaar.de

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