Das große Ziel ist eine Welt ohne Kinderlähmung

Homburg. Es ist noch gar nicht so lange her, da war der einprägsame Werbespruch für die Impfung gegen Kinderlähmung in aller Munde: "Schluckimpfung ist süß, Kinderlähmung ist grausam". Reihenweise wurde die auf einen Zuckerwürfel getröpfelte Flüssigkeit verabreicht

Homburg. Es ist noch gar nicht so lange her, da war der einprägsame Werbespruch für die Impfung gegen Kinderlähmung in aller Munde: "Schluckimpfung ist süß, Kinderlähmung ist grausam". Reihenweise wurde die auf einen Zuckerwürfel getröpfelte Flüssigkeit verabreicht.

Heute entstehe in Europa keine Polio, so der medizinische Fachausdruck, mehr, erläutert Professorin Sigrun Smola, Direktorin des Instituts für Virologie am Uniklinikum des Saarlands in Homburg. Und auch die Schluckimpfung gehört bei uns der Vergangenheit an. Akut betroffen von Polio seien nur noch sehr wenige Länder - Indien, Nigeria Pakistan und Afghanistan. Ein Grund, sich hierzulande nicht impfen zu lassen, sei das allerdings nicht, betont sie. Die Krankheit könne nämlich eingeschleppt werden, und da Kinderlähmung sehr schwere Folgen habe könne - etwa Lähmungserscheinungen an den Beinen und auch an anderen Körperteilen- , werde die Impfung weiterhin empfohlen.

Anders als in Ländern, in denen die Polio noch kursiert, wird in unseren Breiten heute ein Impfstoff verwendet, der aus abgetöteten Viren besteht und gespritzt wird - bei kleinen Kindern in der Regel als Mehrfachimpfstoff. Das habe den Vorteil, dass durch die Impfung und die darin enthaltenen lebenden Viren die Krankheit nicht mehr an Dritte weitergegeben werden könne, "was jedoch schon vorher nur sehr selten der Fall war", sagt Smola. Betroffen war von dieser Rückmutation einer von eins bis zehn Millionen, die eine Schluckimpfung verabreicht bekommen hatten, erläutert sie. Prinzipiell sei die Impfrate gegen Kinderlähmung in Deutschland recht gut. Dennoch: Mehr Impfbereitschaft - auch gegen andere schwere Krankheiten - wäre generell besser. In anderen Teilen der Welt existiere die Schluckimpfung weiterhin, weil sie einfacher zu verabreichen sei, erklärt Smola.

Der Weg zu einer Welt ohne Kinderlähmung ist also schon ein gutes Stück beschritten, dennoch fehlen noch einige Meter. Deswegen setzen sich seit Jahren die Rotary Clubs beim Kampf gegen die Krankheit ein - am 24. Oktober mit einem Aktionstag (siehe Infobox). Nach wie vor zähle Polio zu den für Kinder gefährlichsten Infektionskrankheiten. Umso wichtiger sei es, sie möglichst früh zu impfen, um sie vor Lähmungserscheinungen und vorzeitigem Tod zu bewahren, teilen die Clubs mit.

Seit dem Einsatz von Rotary International mit mehreren Partnern seien mehr als zwei Milliarden Kinder geimpft, mehr als fünf Millionen von ihnen vor schweren Behinderungen bewahrt worden. "Rund 250 000 Kinderleben konnten gerettet werden", heißt es. Dennoch bleibe die Kinderlähmung eine ernst zu nehmende Bedrohung, "denn erst wenn die Krankheitserreger vollständig ausgerottet sind, kann die Gefahr einer Epidemie endgültig gebannt werden".

Hintergrund

Seit 30 Jahren setzt sich Rotary International gemeinsam mit der Weltgesundheitsorganisation, dem Kinderhilfswerk Unicef, dem US-Gesundheitszentrum für Seuchenkontrolle sowie zahlreichen staatlichen und privaten Institutionen für die Ausrottung der Kinderlähmung (Polio) ein.

Akut bedroht sind heute noch Nigeria, Pakistan Afghanistan und Indien. Unter dem Motto: "Stoppt Kinderlähmung jetzt" wird nun bei einer Aktion am 24. Oktober um Spenden geworben. "Unsere Vision ist eine Welt ohne Kinderlähmung", betont auch Walter Loos, Präsident des Rotary Clubs Homburg-Saarpfalz. Der Club wird sich am Samstag, 24. Oktober, mit einem eigenen Aktionsstand im Foyer des Saarpfalz-Centers in der Talstraße zwischen zehn und 16 Uhr an der Aktion beteiligen. red

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