Interview Gerd Bauer DLRG-Chef sieht Schwimmbäder schwinden

Gerd Bauer mahnt: „Schwimmkurse sind weit im Voraus ausgebucht.“ Freude über Bestandsgarantie von OB Britz fürs Totobad.

 20 Prozent der Grundschulen im Saarland konnten laut DLRG im Jahr 2010 keinen Schwimmunterricht anbieten.

20 Prozent der Grundschulen im Saarland konnten laut DLRG im Jahr 2010 keinen Schwimmunterricht anbieten.

Foto: dpa/A2108 Wulf Pfeiffer

Die Zahl der Nichtschwimmer nimmt nach Angaben der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) dramatisch zu. 59 Prozent der Zehnjährigen seien laut einer Studie keine sicheren Schwimmer, so die DLRG. Wir wollten von Saar-DLRG-Präsident Gerd Bauer (CDU) wissen, wie die Lage hierzulande ist.

Wie viele Nichtschwimmer gibt es im Saarland?

GERD BAUER Speziell zum Saarland liegen hier keine Zahlen vor. Bundesweit jedoch können rund 60 Prozent der Grundschüler und über die Hälfte der Erwachsenen nicht oder nur schlecht schwimmen.

Wie viele Kinder im Saarland bekommen an den Schulen keinen Schwimmunterricht und lernen dort nicht zu schwimmen?

BAUER Nach der letzten  uns bekannten offiziellen Zahl von 2010 waren es 20 Prozent der Grundschulen, die keinen Schwimmunterrichte anbieten konnten, weil ein geeignetes Bad fehlte. Diese Zahl wird zwischenzeitlich höher sein, insbesondere wegen der Schließung von Schwimmbädern und Schulschwimmbecken. Bundesweit sind es derzeit 25 Prozent aller Grundschulen, an denen kein Schwimmunterricht stattfindet.

Was sind nach Ihrer Ansicht die Ursachen, warum Menschen im Saarland nicht schwimmen lernen?

BAUER Es liegt nicht daran, dass die Menschen nicht schwimmen lernen wollen, sondern sie können es nicht, weil es wegen der Bäderschließungen in den vergangenen Jahren immer weniger Möglichkeiten gibt, es in der Nähe des Wohnortes zu lernen. Schwimmkurse für Kinder sind deshalb meist weit im Voraus ausgebucht. Es gibt teilweise Wartelisten von bis zu zwei Jahren. Zusätzliche Kurse können nicht angeboten werden, weil  DLRG-Ortsgruppen und Schwimmvereine keine weiteren Zeiten in den Bädern bekommen.

Wie ist die Lage bei den Flüchtlingen? Gibt es besondere Schwimmkurse, damit auch erwachsene Flüchtlinge die Chance bekommen, Schwimmen zu lernen?

BAUER Einige DLRG-Ortsgruppen bieten Schwimmkurse für Erwachsene an. Diese Kurse stehen allen Erwachsenen offen. Flüchtlinge sind hier herzlich willkommen. Leider ist deren Nachfrage nicht sehr groß.

Derzeit nimmt die Debatte über Schwimmbadschließungen wegen fehlender Finanzmittel der Kommunen wieder Fahrt auf. Der Förderverein des Saarbrücker Totobads sammelt Unterschriften, um eine Schließung des großen  Freibades abzuwenden. Wie können nach Meinung der Saar-DLRG öffentliche Schwimmbäder gerettet werden?

 Saar-DLRG-Präsident Gerd Bauer (CDU).

Saar-DLRG-Präsident Gerd Bauer (CDU).

Foto: DLRG

BAUER Was das Totobad angeht, hat die Stadt Saarbrücken ja jetzt – ebenso wie für alle anderen ihrer Bäder – durch die Oberbürgermeisterin eine Bestandsgarantie abgegeben, was wir als DLRG sehr begrüßen. Denn Bäder sind nicht nur Freizeitstätten, sie sind Bildungs-, Sozial-, Kultur-, Begegnungs- und Sportstätten. Schwimmen ist die beliebteste Freizeitbeschäftigung der in Deutschland lebenden Menschen nach Fahrrad fahren – immerhin rund 24 Millionen Menschen betreiben es. Wasser ist Erlebnisraum, von daher gilt es die Bäder zu erhalten! Ganz abgesehen davon, dass Schwimmen der Gesundheit dient und man bis ins hohe Alter schwimmen kann, im Gegensatz zu manch anderen sportlichen Aktivitäten. Was sicher zur Erhaltung einer guten Bäderlandschaft im Saarland angesichts leerer Kommunalkassen nötig ist, ist die Bereitschaft der Kommunen, durch interkommunale Zusammenarbeit Synergien zu heben, um die Kosten der Bäder besser tragen zu können. Dazu gibt es ja auch Überlegungen des Innen- und Sportministeriums.

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