Sein Schwarzwald liegt in Lauterbach"Wir müssen ständig weiter bohren"

Lauterbach. Jetzt in den Schwarzwald ziehen? Da schüttelt Werner Hübschen, mittlerweile 64, nur den Kopf. Am 31. Mai wird die große Last der Politik von dem bisherigen Lauterbacher Ortsvorsteher abfallen. Und am 31. Juli geht er auch als Lehrer in den Ruhestand. Aber Schwarzwald? Da reicht ihm die eine Wanderwoche, die er im Herbst dort einlegen will

 Werner Hübschen hat jetzt endlich mehr Zeit zum Lesen. Schön, wenn dazu auch noch im Garten die Sonne scheint. Foto: Jenal

Werner Hübschen hat jetzt endlich mehr Zeit zum Lesen. Schön, wenn dazu auch noch im Garten die Sonne scheint. Foto: Jenal

 Hübschen geht: Dieses Aufnahne hatte der Ortsvorsteher selbst seiner Rücktrittserklärung beigefügt. Foto: SZ

Hübschen geht: Dieses Aufnahne hatte der Ortsvorsteher selbst seiner Rücktrittserklärung beigefügt. Foto: SZ

Lauterbach. Jetzt in den Schwarzwald ziehen? Da schüttelt Werner Hübschen, mittlerweile 64, nur den Kopf. Am 31. Mai wird die große Last der Politik von dem bisherigen Lauterbacher Ortsvorsteher abfallen. Und am 31. Juli geht er auch als Lehrer in den Ruhestand. Aber Schwarzwald? Da reicht ihm die eine Wanderwoche, die er im Herbst dort einlegen will. Zuvor ist er als Ausgleich schon mit seiner Frau Doris ("sie bevorzugt das Meer") über Ostern auf Fuertaventura gewesen.Wozu Schwarzwald? Da gibt es doch eine Sonnenterrasse im eigenen Haus auf der Juchhöh (seit 1970). Und dort beschäftigt sich Hübschen ("endlich kriege ich mehr Zeit zum Lesen") gerade mit Georg Schramms scharfzüngigem Buch "Dombrowski deutet die Zeichen der Zeit". Zeit zum Lesen hat er aber auch nicht immer. Unter der Terrasse ist alles mit Spielzeug und Spielgeräten vollgepackt. Die sind für die Enkelkinder, Maja (dreieinhalb Jahre) und Niklas (anderthalb Jahre) bestimmt. "Die kommen dreimal die Woche. Da sind meine Frau und ich voll ausgelastet", sagt Hübschen schmunzelnd. Und da gibt es noch eine Pflicht, die bisher neben Berufstätigkeit und Politik laufen musste. Werner Hübschen wechselt sich mit seinem Bruder in der Betreuung der 91-jährigen Mutter ab, die weiter in ihrem eigenem Haus in Hostenbach leben will.Aus gesundheitlichen und familiären Gründen trete er als Ortsvorsteher zurück, hat Hübschen Oberbürgermeister Klaus Lorig geschrieben. Doch es kommen noch weitere Überlegungen dazu: zum Beispiel die, "dass man nicht zu lange an einem Amt klammern soll und auch mal Jüngeren den Vortritt lassen muss". Wobei hinzukommt, dass sich mit dem (jüngeren) Dieter Peters "ein sehr guter Nachfolger" gefunden habe. Der bisher schon stellvertretender Ortsvorsteher und Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Vereine war.Eines steht jetzt noch an: das Aufräumen: "Ich will meine ganzen Berge von Unterlagen sichten und dann entscheiden, was es noch wert ist, aufgehoben zu werden." Den Bürgern hat Hübschen bereits in einem offenen Brief an seine "lieben Lauterbacherinnen und lieben Lauterbachern" erklärt, warum er sich zurückziehen will. Und gleichzeitig zehn Programmpunkte genannt, an denen man im Interesse des Ortes weiterarbeiten müsse: von der Sicherung des Schulstandortes bis hin zur Verbesserung der Umweltqualität. Ruheständler Werner Hübschen will aber nun nicht auf stur schalten, wenn er persönlich um Rat und Hilfe gebeten wird. Sein Stadtratsmandat will Hübschen noch bis zur nächsten Wahl im Juni 2009 wahrnehmen. Nachrücker wäre nämlich ansonsten auch Dieter Peters, "der sich zuerst einmal in sein Amt als Ortsvorsteher einarbeiten will". Und sein Amt als Fußball-Verbandsjugendleiter findet er auch weiterhin erfrischend. Denn, so Hübschen: "Wenn ich samstagmittags auf dem Sportplatz die F-Jugend sehe, macht mir das mehr Spaß als die erste Mannschaft."Lauterbach. Ein großes Bohr-Thema bleiben aus Sicht Hübschens die deutsch-französische Grundschule und der Kindergarten am Ort. Mit bereits über 20 Anmeldungen fürs kommende Schuljahr sei der Fortbestand gesichert. Um die Grundschule aber auch für Eltern und Kinder aus Frankreich attraktiv zu machen, müsse eine Vorschule nach dem Vorbild des Nachbarlandes eingerichtet werden. Hübschen: "Und das kostet natürlich Geld."Dauerthema bleibt der Schmutz im Lauterbach. Hübschen zeigt sich da "enttäuscht" vom Entsorgungsverband Saar, der versichert habe, dass mit dem Bau des Hauptsammlers alle Probleme erledigt seien. Ein teures Gutachten soll nun klären, wo die Ursachen liegen. Hübschen mahnt unter anderem erneut ein Regenrückhaltebecken an der Grenze an.Die Belastung durch den Durchgangsverkehr an der Hauptstraße hat merklich abgenommen. Hübschen schreibt dieses Verdienst vorwiegend den Franzosen zu, "die die Ortsdurchfahrt Carling einfach für Lkws gesperrt haben". Der saarländische Landesbetrieb für Straßenbau sei bisher nicht einmal in der Lage gewesen, Hinweisschilder auf dieses Durchfahrverbot ab Carling in Wehrden und Geislautern aufzustellen. Und die "übertriebenen Verengungen" an der Lauterbacher Hauptstraße seien Gefahrenpunkte und müssten entschärft werden. Hauptproblem bei der Industrieplattform im benachbarten Carling ist aus Sicht Hübschens derzeit die veraltete Kokerei. Roheisen- und Kokereigesellschaft Saar hätten "diese Dreckschleuder wieder aufgemacht, weil es für sie billiger war". Zu einem Pluspunkt hätten sich die Beweidungsprojekte und das Freischneiden von Flächen im Lauterbachtal entwickelt - vor allem deshalb, weil sie für eine Luftabfuhr-Schneise sorgten.Im Gegensatz zu vergleichbaren Orten steht Lauterbach laut Hübschen in Sachen wohnortnahe Versorgung und Vereinsleben noch recht gut da. Nötig sei die zügige Erschließung weiterer Baustellen. er "Man sollte nicht zu lange an einem Amt klammern."Werner Hübschen

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