Kunden warten vergeblich auf den Bus

Völklingen · Besucher haben es nun schwerer, zu den Ärzten und den Geschäften in der Poststraße zu kommen. Wohl wegen Sparmaßnahmen bei den Völklinger Verkehrsbetrieben fahren die Busse diese Straße nicht mehr an. Geschäftsleute und Kunden beschweren sich.

 Tatort Poststraße: Geschäftsleute versammelten sich am Freitagnachmittag an der früheren Haltestelle, an die eine Warnbake und ein Betonpflaster im Boden erinnern. Auch Stadtratsmitglied Paul Ganster (rechts außen im Bild) zeigte sich erstaunt. Foto: Becker & Bredel

Tatort Poststraße: Geschäftsleute versammelten sich am Freitagnachmittag an der früheren Haltestelle, an die eine Warnbake und ein Betonpflaster im Boden erinnern. Auch Stadtratsmitglied Paul Ganster (rechts außen im Bild) zeigte sich erstaunt. Foto: Becker & Bredel

Foto: Becker & Bredel

Die Poststraße zwischen Bismarckstraße und Rathausstraße ist als verkehrsberuhigte Zone gestaltet. Aber Busse fuhren bisher immer durch, "mindestens seit den 24, 25 Jahren, seit ich hier bin", sagt Schuhhändler Hans Agostini. Dies ist seit dem Fahrplanwechsel zu Jahresende nicht mehr der Fall. Nicht nur die Busse, sondern auch die Haltestelle in zentraler Lage haben sich unversehens in Luft aufgelöst.

An die Haltestellen erinnert nur noch ein Beton-Pflaster im Plattenbelag vor dem Schuhhaus Agostini vis à vis des neuen Orthopädicums Saar. Aber gewohnheitsmäßig stehen hier immer noch Leute. Verkäuferin Jutta Seger klärt sie auf. "Hallo, warten Sie auf den Bus?", fragt sie. Und, falls ja, gibt sie auch die Antwort: "Hier ist keine Bushaltestelle mehr!"

Wir treffen uns an dieser Stelle mit an die 20 Geschäftsleuten und Angestellten. Nicht nur sie, sondern auch viele Kunden sind wegen des Verschwindens der Busse auf der Palme. "Wollt Ihr uns nicht mehr hier haben?", wurde Hans Agostini klipp und klar gefragt: Und kein Zweifel: Die Wege zu den Fachgeschäften, zum Orthopädieschuhmacher, zum Optiker, zum Sanitätshaus, zur Apotheke, zum Physiotherapeuten oder den Ärzten (nicht nur im neuen Orthopädiezentrum) sind deutlich mühsamer geworden für alle, die kein Auto und auch keinen Fahrer zur Verfügung haben. Mitbetroffen zeigen sich auch Mitarbeiter eines Pizza-Kebab-Lokals, eines Friseur- und eines Handy-Ladens.

OB Lorig leitet weiter

Paul Ganster, Geschäftsführer der Linken im Stadtrat, kommt zufällig vorbei. "Ich bin auch etwas erstaunt", sagt er, als er den Grund für den Auflauf erfährt. Und schließt sich der Gruppe an, die demonstrativ an der früheren Haltestelle wartet.

Die nächsten Bushaltestellen liegen nun in der Rathausstraße, in der Bismarckstraße und in der Hüttenwerkstraße - alles Orte, von denen aus man einige 100 Meter laufen und in einem Fall auch eine Treppe erklimmen muss. "Die Kunden beschweren sich bei uns", sagen Christiane Theisen (Mode Eggeling) und Gabi Folz (Chic-Moden Folz). Folz und Theisen haben "im Namen aller Unternehmer in der Poststraße" (18 haben bereits eine Resolution unterschrieben) ein Schreiben an Oberbürgermeister Klaus Lorig (CDU ) verfasst, in dem es unter anderem heißt: "Wir sind entsetzt über die Tatsache, dass die Bushaltestelle außer Betrieb genommen wurde. Dadurch haben wir Umsatzeinbußen in hohem Maße. Die Frequenz der Fußgänger geht zurück. Niemand kauft in der Wartezeit Ware ein. Es wäre auch schön gewesen, rechtzeitig zu informieren und die Betroffenen nicht vor vollendete Tatsachen zu stellen. Hiermit bitten wir Sie, die Sache wieder rückgängig zu machen."

Hans Agostini ist auch Vorsitzender des Wirtschaftskreises, der Interessenvertretung von Handel und Gewerbe. Er hat bereits Kontakt mit dem Oberbürgermeister aufgenommen. Ergebnis: Klaus Lorig habe sich für unzuständig erklärt und das Schreiben zur Beantwortung an die Völklinger Verkehrsbetriebe (VVB) weitergeleitet. Diese hatten allerdings den Auftrag erhalten, mit dem neuen Fahrplan rund 100 000 Buskilometer einzusparen. Die neue Linienführung lag dem Stadtrat zur Beratung vor. Dass dabei auch die Poststraße eingespart werden sollte, war bisher nicht nach außen gedrungen.

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