Ein Koloss für Kalifornien

Völklingen · Premiere für die Logistiker bei Saarstahl in Völklingen: Statt sich mit einem 190 Tonnen schweren Werkstück noch über enge Straßen zu quälen, haben sie den Koloss gleich per Schiff auf seine weite Reise nach Kalifornien geschickt. Das Verladen erforderte Präzisionsarbeit.

 Ein zweiteiliger Presszylinder mit Gesamtgewicht von 190 Tonnen wurde am Mittwochvormittag an der Kaimauer der Metallurgischen Gesellschaft Saar – einem Saarstahl-Tochterunternehmen – aufs Schiff gehievt. Foto: Becker & Bredel

Ein zweiteiliger Presszylinder mit Gesamtgewicht von 190 Tonnen wurde am Mittwochvormittag an der Kaimauer der Metallurgischen Gesellschaft Saar – einem Saarstahl-Tochterunternehmen – aufs Schiff gehievt. Foto: Becker & Bredel

Foto: Becker & Bredel

Insgesamt rund 190 Tonnen wiegt der zweiteilige Presszylinder, der am Mittwochvormittag an der Kaimauer der Metallurgischen Gesellschaft Saar - einem Saarstahl-Tochterunternehmen - aufs Schiff gehievt wird. Eine Firma aus Kalifornien hat den Koloss bei der Völklinger Saarschmiede in Auftrag gegeben.

"Das ist eine Premiere", erklärt Ulrike Jungmann von der Saarstahl-Pressestelle. Erstmals wird ein Produkt per Schiff zum Kunden transportiert. Im Gegensatz zur Straße besteht auf dem Wasser nicht die Gefahr, dass die hohe Fracht an einer zu niedrigen Brücke hängen bleibt: Der Stahl verschwindet komplett im Bauch des Kahns. Normalerweise machen an der Kaimauer Schiffe fest, die so genannten Kühlschrott für die Stahlherstellung anliefern.

Die aufwendige Verladeaktion ist generalstabsmäßig geplant. In der Nacht wurden die beiden verpackten Stahlteile von der Schmiede zur Saar transportiert - über das Firmengelände und öffentliche Straßen. "Das hat alles geklappt", versichert Ulrike Jungmann. Mitarbeiter der Firma Steil haben den riesigen Kran bereits am Vortag aufgebaut. Um 16 Uhr ging's los, um zwei Uhr in der Nacht war die Maschine zugbereit.

Damit sie stabil bleibt, wurden zusätzlich 60 Tonnen Gegengewicht draufgepackt. Maximal 265 Tonnen könnten nun gestemmt werden.

Die Vorbereitungen blieben nicht unentdeckt. Auf der anderen Saarseite hat sich bereits ein Fotograf mit seinem Stativ positioniert. Auch Kranführer Manfred Schulte-Ortbeck ist startklar. Seit eineinhalb Jahren bedient er die Maschine alleine. Die aktuelle Herauforderung sieht er gelassen. "Vor sieben Jahren habe ich aufgehört zu rauchen. Und nicht wieder angefangen", sagt der Profi. Soll heißen: Der Nervenkitzel hält sich bei dem Job in Grenzen.

Trotzdem geht Schulte-Ortbeck hochkonzentriert zu Werke. "Routine darf nicht reinkommen, sonst passieren Fehler", weiß der Kranführer. Seine Kollegen schnappen sich die Führungsseile. Mit ihrer Hilfe werden die dicken Stahlschlaufen an den Zapfen des Transportgestells verankert.

Sicherheit geht vor Schnelligkeit, ganz vorsichtig bewegt Schulte-Ortbeck die schwere Last per Joystick. Beim Ablassen in den Frachtraum hat er keinen Sichtkontakt, per Funk informieren ihn seine Kollegen. Nach einer knappen Stunde ist das erste Teil verstaut. Hat alles funktioniert? "Natürlich!", versichert der Kranführer gelassen. Auch beim Verladen des zweiten Stahlpakets gibt es keine Probleme. Am Montag soll das niederländische Schiff in Antwerpen ankommen. Von dort geht es für die schwere Fracht weiter nach Übersee. Voraussichtlich in vier bis sechs Wochen wird dann der US-Kunde den Presszylinder in Empfang nehmen.

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Stichwort Die Saarschmiede ist auf die Herstellung qualitativ hochwertiger Produkte verschiedenster Abmessungen spezialisiert. Sie bietet Kunden die komplette Fertigungslinie - von der Erschmelzung über die Warmumformung und Wärmebehandlung bis zur Bearbeitung mit CNC-gesteuerten Maschinen. red

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