Expedition B Theaterschiff erinnert an die Zeit unter Tage

Saarbrücken/Ensdorf · Auf dem ehemaligen Kohlekahn Maria Helena präsentieren Tänzer und Musiker Geschichten des Bergbaus.

Tänzer zeigten in der Jugendkirche eli.ja Ausschnitte aus den Proben zur Produktion „Expedition B – Sehnsucht nach Licht“ des Theaterschiffs Maria Helena.

Foto: Kerstin Krämer

Was bleibt am Ende? Geschichten. Geschichten von Schweiß und Kohlenstaub, von harten Schicksalen, von Gemeinschaft und Solidarität. Und der Strukturwandel als möglicher gemeinsamer Weg in die Zukunft.

Die Rede ist vom Ende des deutschen Steinkohlebergbaus, und aus diesem Anlass geht das Theaterschiff Maria Helena auf eine ganz besondere Tour unter Tage: Als schwimmende Rauminstallation und bewegliche Freilichtbühne schippert der ehemalige Kohlenkahn vom Saarrevier bis in den Kohlenpott des Ruhrgebiets, um an das Vergangene zu erinnern und gleichzeitig den Blick nach vorne zu richten. „Expedition B“ heißt das Projekt, das aus zwei Teilen besteht und an sieben verschiedenen, mit dem Bergbau verknüpften Orten Station macht.

Da wäre zum einen die Inszenierung „Sehnsucht nach Licht“, eine Collage aus Tanz, Musik und Schauspiel, die abends unter freiem Himmel läuft. Regenausweich-Quartiere sind reserviert.

Parallel dazu entführt im Schiffsbauch die audiovisuelle Installation „Unter Tage unter Deck“ in die dunkle Welt der Kohlenflöze. Idee und Konzept stammen von Frank Lion und Barbara Bruhn vom Theaterschiff Maria Helena, die auch die künstlerische wie organisatorische Leitung stemmen. Größter Sponsor ist die RAG-Stiftung, die rund 80 Prozent finanziert. Mit im Boot – pardon, auf der Péniche – sitzen außerdem das saarländische Kultusministerium und das Projekt „Glückauf Zukunft“, in dem die RAG-Stiftung, die RAG Aktiengesellschaft und die Evonik Industries AG zusammen mit dem Sozialpartner IG BCE die Zukunftsgestaltung in den Bergbauregionen vorantreiben wollen.

Für die Collage führte das Team der Maria Helena unter anderem Interviews mit ehemaligen Bergmännern. Das Freiluftspektakel begreift sich als Hommage an den Bergbau: Es will die historische Bedeutung dieses Industriezweigs mit seinen Auswirkungen auf Individuum, Gesellschaft und Landschaft wachrufen und zugleich einen Ausblick auf den Wandel geben, den das Saarland und das Ruhrgebiet gerade erleben. Nach Schweiß und Kohlenstaub soll es schmecken.

Für Ton und Licht ist Krischan Kriesten verantwortlich, für die tänzerische Umsetzung haben Bruhn und Lion den niederländischen Choreographen Ruben Reniers verpflichtet. Reniers ist ehemaliges Mitglied der Donlon Dance Company und mit seiner vierköpfigen internationalen Tänzertruppe aus Berlin angereist. Die Musik (musikalische Leitung, Komposition: Stefan Scheib) kommt von vier Performance-erfahrenen Mitgliedern des In.Zeit-Ensembles, die mit drei Mitgliedern des am Saarländischen Staatstheater angesiedelten Ensembles „Percussion under Construction“ kooperieren.

Nur bei der Premiere sind außerdem die Bergsänger Düppenweiler mit an Bord, genauer, an Land: Die Premiere findet am 28. April am Fuß der Halde Duhamel im Bergwerk Saar in Ensdorf statt. Die Rauminstallation „Unter Tage unter Deck“ wurde von den saarländischen Gebrüdern Schwamborn konzipiert. Mit Hilfe von Beamern und sogenanntem Projection Mapping will François Schwamborn eine illusionistische Atmosphäre erzeugen, bei der die Bilder auf den stählernen Wänden des Frachtraums mit den Klängen seines Bruders Florian mal hart realistisch, mal poetisch zusammenwirken.

Nach der Uraufführung am 28. April tuckert die Maria Helena weiter nach Duisburg, Mülheim, Oberhausen, Recklinghausen und Herne, bevor sie am 30. Mai zur Dernière wieder im Saarbrücker Heimathafen einläuft und am Bürgerpark Station macht. Der Eintritt ist frei.