Wandern und Skifahren Ein Stück Saarland in den Bergen

Dudweiler/Tanet · Nach dem Bericht über die Skihütte im Montafon erinnert sich Bernd Hartmann an seine Jugend in der Saarland-Hütte in den Vogesen.

 Die ehemalige Schutzhütte des Alpenvereins und Skiclubs Saarbrücken nach dem Umbau. Hier ein Bild aus dem Winter, die Hütte hat auch im Sommer geöffnet

Die ehemalige Schutzhütte des Alpenvereins und Skiclubs Saarbrücken nach dem Umbau. Hier ein Bild aus dem Winter, die Hütte hat auch im Sommer geöffnet

Foto: Auberge du Schantzwasen/Julien KAUFFMANN

In den Vogesen verbirgt sich ein Stückchen Saarland. Auf dem Berg Tanet liegt eine Skihütte, die noch vor wenigen Jahren den Namen „Refuge Sarrois“ (Saarländische Schutzhütte) trug.

Bereits 1948 berichtete die Saarbrücker Zeitung über das Skigebiet wenige Autostunden hinter der Grenze. Unter der Überschrift „Wochenend im Pulverschnee“ hieß es damals: „Die Weekend-Fahrten ins Skigebiet der Südvogesen erfreuen sich konstanter Beliebtheit: Waren es doch am vergangenen Samstag wiederum 40 in Anorak, Keilhosen, klobige Schuhe und sonstige zünftige Skiklamotten gehüllte Gestalten, um im komfortablen Omnibus die Reise ins Skiparadies anzutreten. Hohneck und Tanet waren das Ziel“. Ihre „Gemächer“ hatten sie in Stosswihr, also noch nicht im „Refuge Sarrois“, das der Alpenverein und Skiclub Saarbrücken (ASS) erst 1949 mietete und vier Jahre später als Eigentum erwarb. Bis zu 20 Personen fanden darin Platz, wie der Dudweiler Bernd Hartmann berichtet. Bei bis zu zwei Metern Schnee, habe man im „Schneeparadies der Vogesen“ auch schon mal vom Dach der Hütte starten können.

„1951 verbrachten wir unseren ersten Familienurlaub noch im Urzustand der saarländischen Hütte“, erklärt Hartmann und: „Als Kinder konnten wir vom Matratzenlager unter dem Dach durch die Dielenritzen in die Küche sehen.“ Damals war allerdings in der verschneiten Landschaft noch die Eigenversorgung angesagt. „Als Selbstversorger musste dort eifrig gearbeitet werden“, so Hartmann. Die Kinder beschafften Milch, Butter und Käse vom Butterfritz auf dem oberhalb gelegenen Bauernhof Schupferen; sonstige Lebensmittel wie Salat, Gemüse und Brot kamen aus dem unterhalb gelegenen Gemeinde Soultzeren. „Wurst und Fleisch brachte samstags ein ‚Kurier’ aus Saarbrücken. Der Metzgermeister Patzig, dessen beide Söhne mit uns in Ferien waren.“ Sein Sohn Kurt wurde 1961 bei den ersten Skimeisterschaften Saarbrückes, ausgerichtet vom ASS, Zweiter hinter Erich Götten, hielt die Saarbrücker Zeitung damals fest. Göttens Sohn Thomas pflegt die Familientradition und ist seit 40 Jahren Mitglied im ASS, der heute über 2100 Mitglieder zählt, weiß Hartmann.

Der Familienausflug zur Saarbrücker Hütte blieb nicht sein letzter Besuch: „1958 führte uns unsere Schul-Abschlussfahrt in die Refuge Sarrois, 2008 wiederholten wir nach 50 Jahren die Tour ins Elsass, und für das nächste Jubiläum 2018 läuft die Planung.“

 Die Rentiere der Farm.

Die Rentiere der Farm.

Foto: Auberge du Schantzwasen/Julien KAUFFMANN

Doch mittlerweile trennte sich der ASS von der Hütte in den Vogesen. Bereits 1992 übernahm die Familie Hininger die Pacht, bevor sie 2001 die Hütte vom ASS kaufte. Es folgten Um- und Ausbaumaßnahmen, und die saarländische Hütte verlor ihren Namen. „Heute bietet Schantzwasen zwischen 47 und 76 Schlafplätze, die für ASS-Mitglieder durch einen Vertrag mit dem Deutschen Alpenverein günstig buchbar sind“, berichtet Hartmann und gibt Ausflug-Tipps: „Wanderfreunde wählen zum Beispiel die Kurzstrecke zum Col de la Schlucht mit etwa 1,5 Stunden.“ Und auch die Selbstversorgung in der Hütte gehört mittlerweile der Vergangenheit an. „Zurückgekehrt, wartet die Berg-Küche der Familie Hiniger. „Das meist gewählte Gericht“, so der für den Service verantwortliche Vater Thierry, sind die mit Münsterkäse überbackenen Kartoffeln.“ Sohn Guillaume Hininger sei seit zehn Jahren für die Kost zuständig und lege Wert auf Eigenkreationen. So entdeckte Bernd Hartmann seine Lieblingsvorspeise: „Terrine mit Rentierfleisch und Entenleberpaté, dazu ein Chutney von Vogesen-Heidelbeeren und Toast in Rentierform.“ Daneben habe die Hütte auch eine eigene Rentierfarm, die auch besichtigt werden könne, allerdings: „Das Rentierfleisch stammt nicht aus der eigenen Herde, sondern wird aus Rovaniemi, der finnischen ‚Heimat des Weihnachtsmanns’ am Polarkreis, importiert.“

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