Konditormeister aus Dudweiler Er liebt die Sacher- und die Herrentorte

Dudweiler · 87 Jahre ist er alt — Siegfried Schmitt aus Dudweiler. Vor 60 Jahren wurde er Konditormeister. Und Torten mag er auch heute noch.

 Siegfried Schmitt aus Dudweiler startete nach dem Krieg als Bäcker, wurde später Konditor und erhielt jetzt den Diamantenen Meisterbrief des Konditoren-Handwerks. 

Siegfried Schmitt aus Dudweiler startete nach dem Krieg als Bäcker, wurde später Konditor und erhielt jetzt den Diamantenen Meisterbrief des Konditoren-Handwerks. 

Foto: BeckerBredel

Ein Konditorlehrling kann ganz schön dreckig werden. Das erfährt man im Gespräch mit Siegfried Schmitt, einem 87-jährigen Konditormeister aus Dudweiler, der kürzlich für sein sechzigstes Prüfungsjubiläum den Diamantenen Meisterbrief erhielt.

„Es war beim Saar-Hochwasser 1947. Unsere Backstube war im Café Falkenstein an der Johanniskirche. Heute ist dort ein japanisches Restaurant. Das Wasser stand auf der Türschwelle zum Laden, der trocken blieb. Aber im Keller schwammen die Briketts. Wir Lehrlinge mussten nach dem Hochwasser die Briketts von Schlamm und Dreck putzen, denn wir brauchten sie für die Backöfen“, erzählt Schmitt von seinen harten Lehrjahren.

Als Bäckergeselle fing er an, erst später wurde er Konditor. „Das war nach dem Krieg, wir hatten nicht viel Auswahl, und ein Job in der Bäckerei war pragmatisch. Dort bekam man sicher sein tägliches Brot“, erzählt er heute. Er arbeitete im Café Weyand in Burbach und bei Kiwitt in Saarbrücken, einer damals sehr angesagten Konditorei. „Dann öffnete im Kaufhof ein Erfrischungsraum. Das Kaufhaus gründete auch eine Backstube mit sieben Mitarbeitern. Bis 1970 war ich dort. Dann lernte ich meine Frau kennen und ging nach Dudweiler und übernahm das Café Schönenberger.“

Die Tücken der Selbständigkeit holten ihn ein, als ein Mitbewerber dem Vermieter das Ladenlokal hinter seinem Rücken abluchste. „Ich musste von heute auf morgen den Laden räumen, der sehr gut lief. Da war ich sehr verzweifelt. Aber Gott stand mir bei, und ich konnte ein gutes Objekt in der Beethovenstraße kaufen.“

Bis er 1977 erwerbsunfähig wurde, arbeitete er dort. Einen Nachfolger habe er nicht gefunden, das Problem hätten aber alle Betriebe. „Konditorei ist ein Sonntagsjob, das schreckt viele junge Leute ab“, sagt er. Manche Firmen würden wegen der Wochenenden zwei Ruhetage als Ausgleich anbieten und trotzdem sei es schwer, Personal zu finden.

Heute müsse man zwar keine Briketts mehr waschen, aber körperlich anstrengend sei der Job immer noch. Da helfe es wenig, wenn die Mehlsäcke nur noch die Hälfte der früher üblichen 100 Kilo wiegen würden. Er sehe aber auch, dass die etablierten Konditoreien gute Umsätze machen würden. Er selbst ist heute nur noch Konsument: Seine Favoriten sind die Sacher- und die Herrentorte.

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