Auf zur „unfähigen Kuh“

Dudweiler · Ein Lehrstück über die Schule, über Eltern und ihre oft überzogenen Erwartungen und über die Dynamik in einer Gruppe ist Lutz Hübners Erfolgskomödie „Frau Müller muss weg“. Das Dudweiler Statt-Theater meistert es mit Bravour.

 Noch sind alle friedlich, aber das wird an diesem Elternabend nicht lange so bleiben. Unser Foto zeigt von links Tanja Malcharek, Dieter Meier, Julia Rauch, Katrin Leinen, Christian Marc Klein und Silke Reitz als Frau Müller. Foto: Kerstin Krämer

Noch sind alle friedlich, aber das wird an diesem Elternabend nicht lange so bleiben. Unser Foto zeigt von links Tanja Malcharek, Dieter Meier, Julia Rauch, Katrin Leinen, Christian Marc Klein und Silke Reitz als Frau Müller. Foto: Kerstin Krämer

Foto: Kerstin Krämer

"Die unfähige Kuh" ist schuld, da ist sich die Elternschaft der Klasse 4b einig. Nur die Lehrerin kann verantwortlich sein für die miesen Noten, das verängstigte Verhalten und die Disziplinlosigkeit der Grundschüler. Und weil alle ihr Kind auf dem Gymnasium sehen wollen und das Schreckgespenst Gemeinschaftsschule spukt, tritt eine fünfköpfige Elternvertretung an, die Pädagogin abzusägen. Doch als man Frau Müller zum Diktat zitiert, argumentiert sie psychologisch unerwartet geschickt. Bald kommen unangenehme Wahrheiten aufs Pult, sowohl über die ungezogene Brut wie auch über ihre Erzeuger, und alles läuft anders als geplant.

So die Handlung von Lutz Hübners Stück "Frau Müller muss weg!", mit dem am Samstag das Dudweiler Statt-Theater im Saal Naccarato Premiere feierte. Ein brandaktuelles, packendes Komödiendrama, das einerseits die Bildungsdebatte befeuert, andererseits viel über die kurze Halbwertzeit von Bündnissen, mangelnde Prinzipientreue, Feigheit, Ignoranz und voreilige Schuldzuweisungen erzählt. Und das vor ernstem Hintergrund urkomische Dialoge liefert, wie sie ein Loriot nicht schöner hätte schreiben können.

Das Geschehen könnte überall stattfinden, das Statt-Theater siedelt es - ohne jede billige lokalpatriotische Anbiederung - im Saarland an. Die Ausstattung beschränkt sich im Wesentlichen auf Stühle, Lehrerpult und Tafel und zeigt hässlichen Realismus: Ja, so heruntergekommen sieht es in vielen deutschen Klassenzimmern tatsächlich aus.

Hier treffen sich die Elternvertreter, deren Solidargemeinschaft bald zerbröselt wie ein altbackener Krümelkuchen: der arbeitslose Wutbürger (Dieter Meier in der Doppelbelastung Schauspiel und Regie), die gut organisierte Verwaltungstante (Tanja Malcharek), die unbeschwerte Museumspädagogin (Katrin Leinen), die Bioladen-Gutmenschin (Julia Rauch) und ihr berufsgeschädigter Gatte (Christian Marc Klein). Auf der gegnerischen Seite eine Lehrerin (Silke Reitz), deren pädagogisches Konzept partout nicht verhandelbar ist.

Hübner liefert eine brillante Lehrstunde über Konsequenz, Vertrauen und Ehrlichkeit, hinterfragt Autorität, Verantwortung und fehlprojizierte Erwartungshaltungen - das Ensemble des Statt-Theaters agiert glaubwürdig und emotional fein ausbalanciert. Frau Müller muss weg? Nein - Sie müssen da hin!

Wieder: 15., 16., 22. und 23. November, 20 Uhr, Saal Naccarato, Dudweiler . Infos, Karten im Internet unter www.dudweiler-statt-theater.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort