Saarbrücker Sci-Fi-Autor Ben Calvin Hary Zwischen Kindheitstraum und Stress

Saarbrücken · Der Saarbrücker Ben Calvin Hary schreibt Science-Fiction-Romane. Der Autorenalltag ist hart.

 Ben Calvin Hary hat seinen Roman „Koshkin“ im September 2018 veröffentlicht.

Ben Calvin Hary hat seinen Roman „Koshkin“ im September 2018 veröffentlicht.

Foto: Jennifer Mayer

Es klingt wie ein Traumberuf: Man taucht als Science-Fiction-Autor ein in fremde Welten und jagt seine Protagonisten durch die Weiten des Weltalls. Nebenbei verdient man damit auch noch Geld. Eine feine Sache also?

Der Saarbrücker Autor Ben Calvin Hary zeichnet ein anderes Bild. Von schlaflosen Nächten, Stress und Erfolgsdruck erzählt der 38-Jährige. Trotzdem erfüllt er sich mit seiner Autorenschaft einen Kindheitstraum. Über die Science-Fiction-Serie „Perry Rhodan“ hat er seine Liebe zu dieser Art Literatur entdeckt. „Mein Vater hat die Hefte gesammelt und hatte eine Kiste mit den Romanen auf dem Dachboden stehen“, erinnert sich Hary: „Ich konnte noch nicht richtig lesen – und war schon begeisterter Fan.“

Seither war das Ziel, eines Tages selbst für „Perry Rhodan“ zu schreiben. Hary verfasste deshalb diverse Erzählungen und Romane. „Das meiste davon waren Fingerübungen“, gibt er zu. „Es war ein großer Erfolg, als ich mit fast 30 Jahren einen Roman zu Papier gebracht habe, unter den ich ‚Ende’ schreiben konnte. Danach habe ich mich auf Fan-Fiction zurückgezogen.“

Dabei schreiben Laienautoren die Abenteuer eines Protagonisten innerhalb eines bestehenden Universums fort. Für Hary kam nur eine Figur in Frage: „Perry Rhodan“. Die Überlegung dahinter war pragmatisch. „Ich wollte schreiben, um in der Fan-Szene bekannt zu werden und mich sukzessive hochzuarbeiten“, sagt der Saarbrücker.

Der Plan ging auf: Der Chefredakteur der Serie wurde auf die Geschichten von Hary aufmerksam und holte ihn an Bord. Damit hat sich sein Kindheitstraum erfüllt. Doch bald holte ihn die Realität des Autorenalltags ein. „Ich habe am Anfang handwerklich so ziemlich alles falsch gemacht, was man falsch machen kann“, sagt er. Deshalb habe er sich verstärkt mit den technischen Aspekten des Schreibens befasst. „Du kannst ein noch so talentierter Bildhauer sein, aber ohne Meister, der dir Materialkunde beibringt, kommt am Ende kein Meisterwerk heraus“, sagt Hary.

Inzwischen hat der Saarbrücker sich wieder an die größeren Werke herangewagt. Mitte September des vergangenen Jahres erschien sein Roman „Koshkin und die Kommunisten aus dem Weltall“. Darin kämpft der emigrierte Wissenschaftler Boris Koshkin gegen seine Abschiebung ins kommunistische Russland. Dafür gibt er vor, ein Raumschiff mit besonderem Antrieb konstruiert zu haben. Das macht den Wissenschaftler nicht nur zum Spielball von KGB und CIA, er gerät auch zwischen die Fronten eines interstellaren Kalten Krieges.

Derzeit schreibt Hary an einer sechsteiligen Jugendbuchreihe namens „Tatort: gestern“, der Reihe „BIOMIA“ sowie einer Fortsetzung von „Koshkin“.

 Der Roman „Koshkin“ handelt unter anderem von einem interstellaren Kalten Krieg.

Der Roman „Koshkin“ handelt unter anderem von einem interstellaren Kalten Krieg.

Foto: Jennifer Mayer

Das alles kostet immens viel Zeit. Hauptberuflich arbeitet Ben Calvin Hary für die Saarbrücker Verlags-Service GmbH. „Das ist natürlich schon eine Doppelbelastung. Meine längste Schaffensphase ohne einen freien Tag hat 14 Monate gedauert“, sagt er. Doch der Saarbrücker Autor nimmt es gelassen, schließlich verfolgt er seinen Kindheitstraum. Sein Motto deshalb: „Es gibt nicht zu wenig Zeit, man kann nur zu spät aufstehen.“

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