Wenn Miezen erzählen könnten

Oberwürzbach · Sie haben es nicht einfach, die Mitglieder des Vereins der Katzenfreunde. Doch gemeinsam bieten sie dem Wind, der ihnen ins Gesicht bläst, tapfer die Stirn. Am Wochenende gab es viel Besuch.

 Die Vorsitzende Beatrice Speicher-Spengler, Kassenwartin Lydia Radtke und die zweite Vorsitzende Bianca Helwig (von links) mit Ferdinand (links) und Mecki auf dem Sommerfest der Katzenfreunde in Oberwürzbach. Foto: Stefan Bohlander

Die Vorsitzende Beatrice Speicher-Spengler, Kassenwartin Lydia Radtke und die zweite Vorsitzende Bianca Helwig (von links) mit Ferdinand (links) und Mecki auf dem Sommerfest der Katzenfreunde in Oberwürzbach. Foto: Stefan Bohlander

Foto: Stefan Bohlander

. "Ferdinand" wird der kleine Bursche spontan getauft, der sich mit seinen tapsigen Pfötchen ständig das Gitter hochkrallt. Ferdinand ist eine Fundkatze. Der kleine muntere Racker, der mit allem und jedem spielt und dabei seine Krallen nicht immer unter Kontrolle hat, befindet sich seit einigen Tagen im Katzenhaus in Oberwürzbach . Auf einer der Besucherführungen während des Sommerfestes am vergangenen Wochenende erhielt der putzmuntere Jung-Kater seinen neuen Namen.

Das Haus in der Farrenbergstraße gehört seit 2001 dem Verein der Katzenfreunde Wadgassen , die das ehemalige Wohnhaus zu einer Art kleinem Tierheim umgerüstet haben.

Doch beim Sommerfest gab es nicht nur süße Miezen zu sehen, sondern auch ernste Hintergründe zu hören. "Ich wundere mich immer noch über manche Dinge", erzählt Beatrice Speicher-Spengler, erste Vorsitzende und Gründungsmitglied der Katzenfreunde. Damit meint sie nicht nur die Geschichten über mehrere Katzen , die zusammengepfercht in einer Transportbox im Wald gefunden wurden oder dass mitunter Neugeborene in Plastiktüten an die Tür gehängt werden. Auch die ungehaltenen Reaktionen mancher Zeitgenossen, wenn man gefundene Katzen nicht sofort abholen kann, oder traurige Geschichten, wie die von der Samtpfote, die aus Oberwürzbach einst vermittelt wurde - fast zehn Jahre später wurde sie wieder gebracht, weil sie nun zu alt sei.

Pro Monat muss der Verein etwa 1000 Euro aufbringen, ehrenamtlich versteht sich, schließlich sind die meisten der Helfer berufstätig. Die Stadt St. Ingbert gibt 250 Euro - pro Jahr. "Das langt also gerade mal für ein Viertel eines Monats", erklärt Beatrice Speicher-Spengler. Und das, obwohl eigentlich die Gemeinde für Fundtiere zuständig sei.

Hinzu kommen Reparaturen oder die Gitter für die einzelnen Zellen, die eine Extra-Anfertigung und dementsprechend teuer sind. Trotz der ständigen Geldnot und des Beinahe-Konkurses im vergangenen Jahr lassen die Katzenfreunde den Kopf nicht hängen: "Wir behelfen uns, so gut es geht", so die Vorsitzende zuversichtlich. ,,Es ist ein Wunder, dass es den Verein noch gibt", sagt Werner Kramer.

Der Pensionär hat gemeinsam mit seiner Frau Gisela die Preise für die Tombola organisiert. Seit Februar haben die beiden täglich zwei bis drei Stunden bei Firmen angefragt, telefoniert und E-Mails geschrieben. Manchmal mit wenig Erfolg, mitunter mit etwas mehr. Durch ihren Einsatz haben sie viele kleinere aber auch größere Preise wie eine Tagesfahrt nach Paris oder einen Flachbildschirm bekommen, insgesamt etwa 350.

Knapp 20 Helfer hatten beim Sommerfest geholfen. Auch wenn das Ehepaar Kramer diesen Einsatz absolut lobt, bleibt doch die Erkenntnis: "Wir bräuchten dringend weitere Unterstützer". Dabei gehe es nicht nur um Auf- oder Abbau beim Sommerfest oder um Geldspenden. Gefragt ist vor allem Zeit, die man mit den Tieren verbringt. Ob zum Saubermachen, Tiere zum Arzt fahren oder einfach nur mal zum Spielen oder zum Auf-den-Schoß-nehmen - damit vielleicht eine der Samtpfoten nachts etwas entspannter einschläft.

Trotz aller Widrigkeiten herrschte beim Sommerfest natürlich gute Laune, unter anderem wegen des selbst gebackenen Kuchens und der freundlichen Atmosphäre.
Zum Thema:

HintergrundDer Verein der Katzenfreunde wurde vor 35 Jahren gegründet, der Vorsitz ist in Wadgassen . Das Katzenhaus in Oberwürzbach hat zu folgenden Zeiten geöffnet: Montag, Mittwoch und Samstag von 17 bis 19 Uhr; Dienstag und Donnerstag von 18 bis 20 Uhr. bo

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort