Das Höfchen wird ein Wohnhaus

Rentrisch · Obwohl das Höfchen Schwachpunkte wie seine uralten Balken aufweist und der neue Besitzer schon Holz und Ziegel getauscht hat, glaubt er fest daran, das denkmalgeschützte Haus retten zu können. In Rentrisch hatte man schon Angst, dass das Haus abgerissen würde.

 Der neue Besitzer des Höfchens, Maziyar Valizádeh, verfolgte mit dem Kauf des Höfchens in Rentrisch den Traum, das denkmalgeschützte Gebäude zu erhalten. Er selbst nutzt es als Wohnhaus. Foto: Jung

Der neue Besitzer des Höfchens, Maziyar Valizádeh, verfolgte mit dem Kauf des Höfchens in Rentrisch den Traum, das denkmalgeschützte Gebäude zu erhalten. Er selbst nutzt es als Wohnhaus. Foto: Jung

Foto: Jung

. Es steht in Rentrisch inmitten neuer Häuser, das 250 Jahre alte, etwas heruntergekommene, denkmalgeschützte Höfchen, über dessen Sanierung schon viel geredet wurde. Zum Leidwesen vieler Geschichtsinteressierter kamen die Überlegungen lange nicht voran , das letzte geschichtsträchtige Gebäude des ehemaligen Hammerwerks, das später kurzzeitig als Schule genutzt wurde, zu retten. Landesdenkmalamt, die Firma Saarstahl als Eigentümer, HAK, der Rentrischer Ortsrat und die Initiative "Alte Schmelz" fanden trotz vieler Gespräche keine gemeinsame Sprache. In Rentrisch munkelte man, dass es dem Höfchen so ergehen könnte wie den Häusern, die ebenfalls Bestandteil der ältesten Arbeitersiedlung im Lottenhammer waren und Mitte der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts abgerissen wurden.

Doch mit dem Geschäftsführerwechsel bei der "Neunkircher Eisenwerk Wohnungsgesellschaft", einer "Tochter" von Saarstahl, kam plötzlich Bewegung in die Sache. Das Anwesen mit der Adresse Lottenhammer 21 bis 27 stand zum Verkauf. Und Ende Dezember 2013 ging das Gebäude nicht etwa an die Stadt, sondern an Maziyar Valizádeh, einen gebürtiger Perser. Der 45-Jährige wohnt bereits darin. Ist es dann saniert beziehungsweise renoviert, zieht seine Lebensgefährtin mit ein. Über sie hat der Mann auch "Wurzeln in Rentrisch ", denn sie stammt von hier.

Die Lehrerin konnte es nicht mit ansehen, wie das Höfchen, wo sie als Kind selbst spielte, immer mehr verfiel. Und so kreisten die Gedanken des Paares schon zwei Jahre um den Erwerb des alten Verwaltungs- und Wirtschaftsgebäudes des ehemaligen Rentrischer Hammers, ehe es konkrete Verhandlungen gab.

Christian Schlachter, bei Saarstahl für die Immobilien zuständig, erinnert sich an diese Zeit: "Wir hatten rund 90 Interessenten, die aber zum Teil noch vor dem Besichtigungstermin rückwärts wieder raus sind." Kein Wunder, wenn man den Zustand des Hauses kennt und weiß, dass erstmal 20 Container Müll entsorgt werden mussten. Zum Schluss blieben nur Valizádeh und ein Architekt übrig, dem der Aufwand dann aber zu groß war. Auch Schlachter hätte es leid getan, wenn das Haus verfallen wäre, weshalb man dem Käufer etwas mit dem Preis entgegenkam. Der Nachlass ist aber eher ein Tropfen auf den heißen Stein - angesischts dessen, was an Arbeit und Geld in das alte Gemäuer gesteckt werden muss. Nur um das Dach dicht zu bekommen, musste der neue Besitzer eine fünfstellige Summe in die Hand nehmen.

Der versteckte Charme

Er sei im Falle des Höfchen-Kaufs Idealist, etwas verrückt und ein bisschen auch ein Träumer, der das Haus bereits vor sich sieht, wenn es fertig ist. Mit Gemüsegarten, Hühnern, vielleicht einer Ziege und jeder Menge Charme im Inneren, den man aber erstmal hinter Rigipsplatten und altem Putz, der die Feuchtigkeit in den Sandsteinmauern festhielt, "ausgraben" muss.

Fast jeden Tag entdeckt Valizádeh, der vorher in Saarbrücken wohnte, etwas Neues in dem Haus, dessen Originalität er bewundert. Vor einiger Zeit hatte er Besuch von einem ehemaligen Bewohner, dem er auch einen freigelegten Sandsteintrog im Keller zeigte. Von ihm erfuhr er, dass die Leute früher ihr Sauerkraut darin aufbewahrten. Obwohl das Haus Schwachpunkte wie seine uralten Balken aufweist und er schon Holz und Ziegel getauscht hat, glaubt der neue Besitzer fest daran, das denkmalgeschützte Haus retten zu können. Er sei von den Nachbarn nett aufgenommen worden und liebt seine Freiheit in dem kleinen St. Ingberter Ortsteil.

Ortsvorsteher Dieter Schörkl findet es einfach nur "Klasse", dass das Höfchen nun in guten Händen ist. Und auch für Christian Schlachter ist Valizádeh ein "Glücksfall". Wohl auch deshalb, weil er Herausforderungen schätzt und keine Langeweile mag. Diese Hatung hilft beim Höfchen. "Ich bin ziemlich sicher, dass das Haus nie ganz fertig sein wird", sagt Maziyar Valizádeh.

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