Von Klöstern und Burgen

Saarpfalz-Kreis · Historische Urkunden, die Auskunft über Geschichte und den Ursprung verschiedener Siedlungen geben, sind Inhalt des neuen Saarpfalz-Sonderheftes, das jetzt erschienen ist. Historikerin Doris Grieben hat diese „Regesten“ erfasst.

 Die Merburg im Lambsbachtal bei Kirrberg ist 1479 in einer Urkunde erwähnt. Foto: Martin Baus

Die Merburg im Lambsbachtal bei Kirrberg ist 1479 in einer Urkunde erwähnt. Foto: Martin Baus

Foto: Martin Baus

"Herzog Wido von Lothringen schenkt dem im Bliesgau an den Flüsschen Drualba und Sualba gelegene Kloster Gamundias und dem Abt Amalard für sich und seinen Bruder Warinus das ihm vor Kurzem von Ebruin übergebene Dorf Myndenbach im Bliesgau": Genau auf den 12. Mai des Jahres 796 ist diese Urkunde datiert, die das älteste schriftliche Zeugnis im Bereich des heutigen Saarpfalz-Kreises darstellt.

Mit "Gamundias" ist Hornbach gemeint, wo wenige Jahrzehnte zuvor der Missionar Pirminius das Kloster gegründet hatte. Und "Myndenbach" steht für den heutigen Blieskasteler Stadtteil Mimbach. Es handelt sich freilich nicht um den exakten Text des historischen Schriftstücks, sondern um eine Zusammenfassung und zudem um die Übersetzung des im Original auf mittelalterlichem Latein verfassten Dokumentes. In der Geschichtswissenschaft wird eine solch konzentrierte Inhaltsangabe als "Regest" bezeichnet. Regesten, die die einzelnen Ortschaften des Saarpfalz-Kreises betreffen, sind nun im vorliegenden Sonderheft der "Saarpfalz - Blätter für Geschichte und Volkskunde" verzeichnet.

Für die 2013er-Extraausgabe der heimatkundlichen Zeitschrift hat die Historikerin Doris Grieben die einschlägigen, insgesamt 17 und teilweise sehr alten Nachschlagewerke auf die saarpfälzischen Betreffe hin durchforstet und erfasst. Für die alphabetischer Reihenfolge aufgeführten 50 Ortschaften von Alschbach bis Wolfersheim werden dann chronologisch jene Urkunden in besagter Kurzform gelistet, wie sie in den zu Rate gezogenen Handbüchern zu finden sind.

Niedergeschrieben wurden die mittelalterlichen Urkunden vornehmlich in den "Herrschaftszentren" der damaligen Zeit - Klöstern wie Gräfinthal, Wörschweiler und Hornbach oder Kirchen in erster Linie, aber auch in Burgen (Kirkel, die Merburg in Kirrberg, die Hohenburg in Homburg, Blieskastel, aber auch Bebelsheim und Jägersburg beispielsweise) sowie bisweilen "festen Häusern". Geschrieben und gelesen werden konnten die Schriftstücke ausschließlich von besonders geschulten "Gelehrten", schriftkundigen Geistlichen und Beamten. Festgehalten wurden von ihnen vor allem rechtsverbindliche Vereinbarungen, insbesondere Eigentumsübertragungen.

Vor diesem zeitlichen wie inhaltlichen Hintergrund stellen die Regesten für Heimatforscher eine wichtige Fundgrube dar, und zwar speziell dann, wenn sie nach den Ursprüngen ihres Ortes suchen. Gerade die urkundliche Ersterwähnung wird schließlich stets gerne als Aufhänger für Jubiläumsfeierlichkeiten genutzt - besagte Nennung von Mimbach hatte zum Beispiel 1996 ein großes Fest zur Folge, das bis heute in steter Erinnerung geblieben ist. Aber noch viele weitere Informationen sind aus den Regesten zu erfahren: Welchen Herrschaften der jeweilige Ort mit seinen Bewohnern untertan war, welche Abgaben zu leisten waren und wer Anspruch auf diese hatte oder welche kirchlichen Zugehörigkeiten es gab.

Selbst Gemarkungsnamen sind in den damaligen Urkunden erwähnt - beispielsweise in jener aus Bierbach aus dem Jahr 1554, in der von der "Oichtweide", dem "Winkell", der "Meretzwies", den "dürren Feldern", dem "Dodenpfull" oder dem "Gerhardsgraben" die Rede ist. Und auch erste Bewohner werden namentlich genannt - so etwa am 11. November 1464 Hans Claßmann, Gotze Metzeler, Cleßgen Willich, Henchen Kyps, Peter Snyder oder Cuntz Zybeler als Schöffen in Limbach.

Das "Saarpfalz-Sonderheft" 2013, das 168 Seiten zählt und dessen Titelblatt mit der Ablichtung einer mittelalterlichen Urkunde versehen ist, kostet 7,50 Euro und ist erhältlich beim Amt für Heimat- und Denkmalpflege des Saarpfalz-Kreises, in Homburg, Am Forum 1, Zimmer 417, Tel. (0 68 41) 1 04 84 09, E--Mail: marianne.hepp@saarpfalz-kreis.de, in Buchhandlungen sowie bei den Verkehrsämtern der Städte und Gemeinden erhältlich.

saarpfalz-kreis.de

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