Stilvoll renovierter Blickfang im Ort

St Ingbert/Bliestal · Der Wettbewerb „Saarländische Bauernhäuser – Zeugnisse unserer Heimat“ wurde vom Institut für Landeskunde im Saarland und dem Umweltministerium ausgeschrieben. Der historische Wert soll so geschützt werden.

 Augenweide in Bliesmengen-Bolchen: Eines der typischen Bauernhäuser im Bliesgau, sensibel renoviert: Die schönsten Gebäude werden in einem Wettbewerb ausgezeichnet. Fotos: Martin Baus

Augenweide in Bliesmengen-Bolchen: Eines der typischen Bauernhäuser im Bliesgau, sensibel renoviert: Die schönsten Gebäude werden in einem Wettbewerb ausgezeichnet. Fotos: Martin Baus

"Lebendiges Straßenbild durch Wechsel von Giebel und Traufenbildung. Zwischenbauten verschiedener Art, Bäume, Dungstätten, Zäune und Materialbogen. Lockere Bauweise. Links frühe Form eines Lokus, am Mist gelegen, dahinter Schweinestall mit Futterküche. Auf der rechten Seite am Giebel Backofen. Der Eigentumsabgrenzung dient der Staketenzaun...": So beschrieb Hermann Keuth, der ehemalige Leiter des Saarbrücker Heimatmuseums, die Szenerie im Bliesgau-Dorf Böckweiler in den 1930er Jahren.

Damals waren die meisten Orte entlang der Blies noch von Landwirtschaft geprägt. "Bauerndörfer sind die saarpfälzischen Ortschaften heute aber längst keine mehr. Selbst wenn entlang des Bliestales zwischen Niederbexbach und Habkirchen noch Landwirtschaft betrieben wird, so findet sich doch kein Ort mehr, der einer Charakterisierung als typisches Bauerndorf auch nur annähernd gerecht würde", lautet die Bestandsaufnahme von Bernhard Becker vom Amt für Heimat- und Denkmalpflege des Saarpfalz-Kreises. Nur noch ausnahmsweise fände sich hie oder da noch eine Ansiedlung, in der mehr als eine Handvoll der Bewohner von der Landwirtschaft lebt. "Das Verschwinden der Landwirtschaft brachte natürlich erhebliche Veränderungen der Ortsansichten mit sich. Wo Menschen sich nur aufhalten, um zu wohnen und zu schlafen, aber nicht mehr, um zu arbeiten, da hat das traditionelle Bauernhaus mit seinen zweckmäßigen Nebengebäuden seine Bedeutung verloren", stellt Dr. Becker fest. Die Konsequenz: Nach Ende des Zweiten Weltkrieges setzte mit dem Niedergang der bäuerlichen Landwirtschaft auch der Niedergang der Bauernhäuser ein. "So nimmt es kaum Wunder, wenn stilvoll renovierte Bauernhäuser so eindrucksvoll ins Auge stechen. Die sehr seltenen Fachwerkgiebel, mit roten Biberschwänzen gedeckte Dächer, Türgewände mit alten Inschriften, hölzerne Fensterläden, schlichte Sprossenfenster, Scheunentore - alle diese Elemente des alten Bauernhauses sind zur Rarität geworden", resümiert der Denkmalpfleger .

Dass es aber doch noch einige schöne, ästhetisch reizvolle Gebäude dieser Art gibt, sei nicht zuletzt die Folge des Wettbewerbs "Saarländische Bauernhäuser - Zeugnisse unserer Heimat ". In ihrer 16. Auflage ist diese erstmals 1984 veranstaltete Schönheitskonkurrenz jetzt wieder vom Institut für Landeskunde im Saarland und dem Umweltministerium ausgeschrieben worden. "Auf diesem Wege und mit öffentlichen Fördergeldern soll versucht werden, zu retten, was noch zu retten ist", beschreibt die "Saarländische Bauernhausfibel" die Zielsetzung des Wettbewerbs. Erklärte Absicht ist es demnach, Eigentümern von noch nicht vollständig zerstörten Bauernhäusern die Augen zu öffnen für die Schönheit und die Originalität, vor allem auch für das Regionaltypische ihrer Häuser. "Regional typisch sind für den Saarpfalz-Kreis zwei Bauernhaus-Formen. Dominierend im Raum Homburg/Kirkel/Bexbach war das ,Südwestdeutsche Bauernhaus', ein ,Einhaus ', bei dem sich alle Funktionsräume des Wohnens und des Wirtschaftens unter einem einzigen Dach befanden", erläutert Bernhard Becker die regionale Verbreitung dieser Kategorie. Am typischsten für den Saarpfalz-Kreis und eher unüblich für das restliche Saarland sei das "Gehöft": "Dessen Entwicklung ging vom Herzogtum Pfalz-Zweibrücken aus; hier waren es die Landesherren, die die Landwirtschaft förderten und zweckmäßige Neuerungen auch in der Architektur der Bauernhäuser einführten", stellt er dieses "mehrteilige" Bauwerk vor.

Das älteste "Modell" des "Zweiseit- oder Hakenhofes" sei durch einen rechtwinkligen Anbau eines Wirtschaftsgebäudes an ein bestehendes, älteres Einhaus entstanden. Später entwickelten sich das "Dreiseitengehöft" und das "Parallelgehöft", bei denen eine räumliche Trennung von Wohnen und Arbeiten von vornherein bestanden habe. Sehr seltene Ausnahmen im Saarpfalz-Kreis stellen schließlich "Lothringische Bauernhäuser" dar, die nur vereinzelt in grenznahen Ortsteilen der Gemeinde Mandelbachtal vorkommen.

 Die Fassade eines schönen Bauernhauses in Böckweiler.

Die Fassade eines schönen Bauernhauses in Böckweiler.

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Auf einen BlickTeilnehmen an diesem 16. Bauernhaus-Wettbewerb können Besitzer aller Haustypen. Zu gewinnen sind Preise von insgesamt 10 000 Euro. Meldeschluss für die Auswahl auf Kreisebene ist am Mittwoch, 20. August. Unter den Kreisbesten werden in den folgenden Wochen dann die Kreis- und Landessieger ermittelt, die Siegerehrung ist für den frühen Herbst geplant. Meldungen werden vom Amt für Heimat- und Denkmalpflege des Saarpfalz-Kreises im Landratsamt Homburg, Zimmer 417/418, Tel. (0 68 41) 1 04-84 18, entgegengenommen. Dort sind auch die Ausschreibungsunterlagen abzurufen. Im Internet: www.iflis.de . bam

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