Regisseure für die berühmteste Szene der christlichen Welt

St. Ingbert. In schmutzigen Blaumännern stehen zwischen Stromkabeln und Leitern drei Männer in der Josefskirche. Sie reden wenig miteinander, denn sie verstehen sich auch ohne Worte - so wie das bei einem eingespielten Team üblich ist. Doch was man ihnen bei diesem Anblick am wenigsten zutraut: Sie bauen gerade die Weihnachtskrippe auf

 Werner Gammel (links), Baptist Hack (mitte) und Hermann Schorr sind ein eingespieltes Team. Foto: Oliver Bergmann

Werner Gammel (links), Baptist Hack (mitte) und Hermann Schorr sind ein eingespieltes Team. Foto: Oliver Bergmann

St. Ingbert. In schmutzigen Blaumännern stehen zwischen Stromkabeln und Leitern drei Männer in der Josefskirche. Sie reden wenig miteinander, denn sie verstehen sich auch ohne Worte - so wie das bei einem eingespielten Team üblich ist. Doch was man ihnen bei diesem Anblick am wenigsten zutraut: Sie bauen gerade die Weihnachtskrippe auf. Kurz vor Heiligabend sind Werner Gammel, Baptist Hack und Hermann Schorr noch einmal richtig kreativ und fleißig gewesen. Vier Tage lang hat es gedauert, ehe die vielleicht berühmteste Szene der christlichen Welt so stand, wie es die drei Männer haben wollten.

In der Josefskirche gibt es nunmal ein bisschen mehr zu tun, als nur die heilige Familie in Position zu bringen. Die Kalksteine aus dem Bliesgau müssen richtig sitzen, frisches Moos aus dem Wald geholt werden und hin und wieder ist auch das chirurgische Geschick der Männer gefragt. Als sie die Statisten aufstellten, zu denen sich am vergangenen Sonntag noch die Heiligen Drei Könige gesellen, entdeckten sie, dass einer Figur die Hand fehlt.

"Solche Sachen erledigen wir selbst. Aber wenn mal die Farbe der Figuren aufgefrischt werden muss, geben wir sie zu einem Maler", sagt Werner Gammel. Das ist schon häufiger der Fall gewesen, aber auch kein Wunder: Die 70 haben praktisch alle die Figuren, die aus Holz oder Gips gefertigt sind, längst überschritten, zum Teil gehen sie auf die 100 zu. Sie haben also mindestens einen Weltkrieg überlebt und den Brand in der Josefskirche vor fünfeinhalb Jahren überstanden. Ähnlich sieht es mit den Männern aus, die sie Jahr für Jahr aufstellen. Werner Gammel ist 71 Jahre alt, Baptist Hack feiert im kommenden Jahr seinen 80. Geburtstag und Hermann Schorr ist 75 Jahre alt. Eigentlich ist es längst Zeit für den Ruhestand. "Aber es ist kein Nachwuchs da", sagt Baptist Hack. Dazu Werner Gammel: "Dann musst Du welchen produzieren." Hermann Schorr hob das Nachwuchs-Problem auf eine ganz andere Ebene: "Eine Krippe aufbauen, das kann man nicht lernen, das muss man können." Generationen von Pfarrern haben in die Fähigkeiten der Krippenbauer vertraut - der eine mehr, der andere weniger. Werner Gammel erinnert sich: "Bei Helmut Klein durften wir alles aufbauen - nur nicht das Jesuskind in die Krippe legen. Das hat er an Heiligabend immer persönlich gemacht." Lockerer hingen die Zügel bei Arno Vogt. "Er hat zwischendurch immer nur gefragt: 'Und, seid ihr fertig?'"

Nun ist Achim Dittrich der dritte Pfarrer, mit dem es die Männer zu tun haben. Und das Vertrauen könnte kaum größer sein. Er lässt sie einfach machen, obwohl die Krippe für den neuen Mann am Altar einen hohen Stellenwert genießt. "Sie bringt schließlich den Inhalt, weshalb wir Weihnachten feiern, rüber."

Das wird noch bis Maria Lichtmess am Samstag, 2. Februar der Fall sein. Dann wird die Krippe wieder abgebaut. Es ist nicht gerade eine Aktion, auf die sich die Drei freuen. "Beim Abbau ist immer Wehmut dabei, schließlich ist die schönste Zeit des Jahres dann endgültig vorbei." Aber so Gott will, schreiten die Drei schon in gut elf Monaten wieder zur Tat. obe

Auf einen Blick

18 Krippen liegen auf dem St. Ingberter Krippenweg, der am nächsten Wochenende wieder zu einem Besuch in allen teilnehmenden Kirchen einlädt. 13 davon liegen auf St. Ingberter Stadtgebiet. Besucht werden können sie am Samstag zwischen 14 und 18 Uhr sowie am Sonntag von zehn bis 18 Uhr. obe

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