Initiative plädiert für Tempo 20

St. Ingbert. Eine Abkehr vom strengen Einbahnstraßen-System und die Ausweitung des Tempo-20-Limits: Das sind die beiden vordringlichen Vorschläge einer sechsköpfigen Arbeitsgruppe, die sich im Forum "Stadt für alle - Verkehrsentwicklung in St. Ingbert" gebildet hat. Ihr Ziel: Mehr Lebensqualität durch weniger Autoverkehr im Zentrum der Stadt

 In der Neuen Bahnhofstraße gilt schon Tempo 20. Das könnte auf weitere Straßen übertragen werden. Foto: Cornelia Jung

In der Neuen Bahnhofstraße gilt schon Tempo 20. Das könnte auf weitere Straßen übertragen werden. Foto: Cornelia Jung

St. Ingbert. Eine Abkehr vom strengen Einbahnstraßen-System und die Ausweitung des Tempo-20-Limits: Das sind die beiden vordringlichen Vorschläge einer sechsköpfigen Arbeitsgruppe, die sich im Forum "Stadt für alle - Verkehrsentwicklung in St. Ingbert" gebildet hat. Ihr Ziel: Mehr Lebensqualität durch weniger Autoverkehr im Zentrum der Stadt. Dem Bau-, Umwelt- und Verkehrsausschuss stellte Nico Ganster, der Vorsitzende des Handel- und Gewerbevereins, die Ergebnisse der Arbeitsgruppe, der außer ihm auch Alexander Eich, Georg Lorscheider, Ralph Herrmann, Silvia Meiser-Stolz und Werner M. Ried angehören, vor.Die aus der Kaiserstraße bekannte Tempo-20-Zone könnte künftig auch in der Post-, der Ludwig- und in der Rickertstraße gelten. Die Arbeitsgruppe verspricht sich davon eine Verkehrsberuhigung, zudem sieht sie die Position von Radfahrern und Fußgängern gestärkt.

Eine Schlüsselfunktion spielt bei dem Konzept die Kohlenstraße. Im Falle einer Aufhebung der Einbahnstraßenregelung würde der Durchgangsverkehr nicht mehr durch die Stadtmitte rollen, die Poststraße würde entlastet werden. In ihr sieht die Arbeitsgruppe ein "Leuchtturmprojekt", bei dem jedoch außer den Lichtern der Autos, der Ingo-Busse und der Fahrräder kaum noch etwas leuchten dürfte. Denn die Ampelanlagen an den Kreuzungen Rendezvous-Platz und Rickertstraße sollen durch Rechts-Vor-Links-Regelungen ersetzt werden. Die Ludwigstraße könnte zur Ruhezone unter den vielbefahrenen Straßen werden, die Wohn- und Einkaufsfunktion soll gestärkt, Sitzbänke und Grünanlagen angelegt werden.

Die markantesten Änderungen betreffen die Parkplätze: Sie sollen schräg am Straßenrand entstehen, ähnlich könnte zukünftig auf der Rickertstraße geparkt werden. In einer Testphase soll dies erprobt werden. Georg Lorscheider verriet, dass das System detailliert durchdacht sei: "Theoretisch könnte es morgen losgehen." Das habe auch der Landesbetrieb für Straßenbau bestätigt und Unterstützung in Aussicht gestellt, obwohl dessen erstelltes Gutachten ganz andere Empfehlungen gibt.

Die Ausschuss-Mitglieder verfolgten Gansters Erläuterungen anfangs mit Interesse, sehr schnell auch mit Begeisterung. Die taten sie auch kund: "Es ist das erste Gutachten, das unsere Bedürfnisse berücksichtigt", freute sich der Fraktionsvorsitzende der Familien-Partei, Heinz Dabrock. Der unter anderem für den Verkehr zuständige Beigeordnete Adam Schmitt freut sich schon auf die Tempo-20- Diskussion. Mathilde Thiel, die für den SPD-Stadtverband im Ausschuss sitzt, begrüßt zwar die Pläne zu einer Testphase, vermisst aber Aussagen zum Bereich zwischen Baumwollspinnerei und Bahnhof. "Wir sind keine Verkehrsplaner. Wir haben nicht an alles gedacht", entschuldigte sich Ganster. Am überwiegend positiven Gesamteindruck änderte dies nichts.

Hintergrund

Die Kohlenstraße spielte während der Vorstellung der Ergebnisse des Arbeitskreises noch eine weitere Rolle, die das Projekt in völlig neuem Licht erscheinen lässt. Der St. Ingberter Polizist Ralph Herrmann, zugleich Mitglied der Arbeitsgruppe, wies darauf hin, dass die Straße, die derzeit noch vom Bund als Teil der B40 unterhalten wird, im Jahr 2015 zur Landstraße umgewandelt werden soll. obe

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