Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten

St. Ingbert · Die 18-jährige Maike Dörr aus St. Ingbert hat sich dazu entschlossen, nach dem Abitur für zunächst ein Jahr nach Amerika zu gehen und ist nun seit August dort. Im Gespräch mit unserer Zeitung berichtet die junge Frau, wie es ihr ergeht.

 Maike Dörr in Sioux Falls vor den Wasserfällen. Fotos: Thomas Dörr/privat

Maike Dörr in Sioux Falls vor den Wasserfällen. Fotos: Thomas Dörr/privat

Kaum war das Abitur am Albertus-Magnus-Gymnasium bestanden und gefeiert, ging es für die 18-jährige Maike Dörr aus St. Ingbert ins ferne Amerika. Das war ihr Wunsch, so sollte es sein (wir berichteten). Zunächst ist sie dort für ein Jahr mit Heimatbesuch über Weihnachten. Eventuell bleibt die junge Frau vier Jahre dort, um ihr Studium dort abzuschließen. Gemeinsam mit ihren Eltern hat sie erst mal drei Wochen Urlaub in Chicago, New York und Miami gemacht, bevor es dann an die Uni in Sioux Falls (Bundesstaat South Dakota ) ging. Dazu gekommen ist es, als die junge Frau auf Facebook von einem Unternehmen angeschrieben wurde, das Sportstipendien in den USA vermittelt. Denn Maike ist eine erfolgreiche Schwimmerin (wir berichteten). Diese Firma fragte bei Maike an, ob sie überhaupt Interesse habe. "Nach langem Überlegen habe ich mich dafür entschieden, weil ich nach dem Abi eh ins Ausland wollte. Wir haben dann einen Vertrag unterschrieben und ich bekam ein Profil auf deren Seite. In diesem Profil standen alle meine Schwimmzeiten, auch ein Video, in dem ich meine Schwimmtechnik und so weiter zeige, war dabei", erzählt Maike weiter.

Das Video sei dann an die Trainer verschiedener Unis in den USA geschickt worden, die Maike dann geantwortet haben, "falls sie interessiert waren". Maike erinnert sich: "Ich hatte glaube ich sieben Angebote, wobei ich mich am Ende für die University of Sioux Falls entschieden habe. Mein Trainer Jon ist total lieb und ich hatte mir die Uni natürlich im Internet angeschaut und sie hat mir sehr gefallen." Es ist laut Maike eine kleine Uni, "aber perfekt für mich".

Maike bekam ein Sportstipendium und aufgrund ihrer guten Noten auch ein akademisches Stipendium. Das fiel höher aus als gedacht, da Maike ein besseres Abitur gemacht hat als vorher angenommen und weil sie gute Testergebnisse im ACT (American College Testing) hatte. "Den oder den SAT (Scholastic Assessment Test) muss jeder zukünftige amerikanische Student machen, um zu zeigen, dass er das Allgemeinwissen hat, um zu studieren", so Maike weiter. Dann hat sie noch den TOEFL (Test of English as a Foreign Language) gemacht, den muss man machen, wenn Englisch nicht die Muttersprache ist. "Ich habe dann viele Verträge mit der Uni unterschrieben, meine Zeugnisse ab der neunten Klasse auf Englisch übersetzen lassen und mich um alles weitere gekümmert, wie zum Beispiel medizinische Untersuchungen, die zeigen, dass man für Sport geeignet ist." Das alles sei sehr aufwendig und anstrengend gewesen, da die Amerikaner da sehr genau seien. Alles Organisatorische im Vorfeld sei auch relativ kostspielig. "Die Tests, das Visum, die Übersetzung der Zeugnisse und so."

Seitdem Maike in den USA ist, läuft "alles super". Sie studiert Medizin, was dort unter Biology und "pre-professional" läuft. Maike erklärt: "Hier studiert man vier Jahre Medizin an der Uni und schließt das mit dem Bachelor of Science ab. Danach geht man an die "medical school" (oder med school). Die Aufnahme dort ist relativ schwer und soweit ich weiß, wird hier Studium bis zum Master oder Doktor und Facharztausbildung (residency auf Englisch) kombiniert." Das Studium sei für Maike derzeit "gar nicht so schlimm", am Anfang sei es eine Umgewöhnung gewesen, da eben alles auf Englisch ist. Maike: "Chemie ist im Moment mein schwerstes Fach." Da Maike an einer christlichen Uni ist, muss sie auch eine Vorlesung, in der es um die Bibel geht, besuchen und im nächsten Semester eine, in der es um christliches Denken geht.

"Meine letzte Vorlesung ist eine Literaturklasse. Generell würde ich sagen, es ist hier viel mehr Schule als Uni und wir sind auch in jeder Vorlesung bis auf Chemie , wo wir über 60 Leute sind, nur so 20-40 Leute, also eher so eine Klassengröße in der Schule." Die Hausaufgaben laufen laut Maike alle online. "Man bekommt seine Noten und so weiter alles online und hat eine eigene E-Mailadresse von der Schule, über die man Informationen über Veranstaltungen bekommt oder erfährt, dass eine Vorlesung ausfällt oder so", so die St. Ingberter Studentin weiter.

Donnerstags hat Maike keine Uni, das ist ihr Lerntag. Montags, mittwochs und freitags hat sie von 9 bis 14 Uhr Uni - mit einer Pause zum Mittagessen. Dienstags von 11 bis 15 Uhr. Klausuren werden laut Maike in den USA ähnlich wie Klassenarbeiten über das ganze Jahr verteilt geschrieben, wobei es Ende des Jahres die "final exams" gibt, also die Abschlussklausuren . Was ihr Schwimmtraining angeht, so trainiert die junge Frau in den USA mehr als in Deutschland, neun Mal die Woche. Montag, Mittwoch und Freitag hat sie zwei Mal (morgens immer um 5.45 Uhr) Wassertraining und Krafttraining. Dienstag nur morgens, donnerstags nur mittags Wassertraining. Samstags hat Maike von 7 bis 10 Uhr morgens Wassertraining und danach Landtraining, in dem ausschließlich die Bauchmuskeln trainiert werden. Sonntags ist frei. Maike erzählt: "Die Wettkämpfe finden hier immer gegen eine andere Uni statt, das nennt sich dual meet. Jede Strecke wird dann von zwei bis drei Schwimmern geschwommen und es werden Punkte verteilt, je nach Platz, den man jeweils erreicht."

Gerade bei solchen Wettkämpfen merke man den Teamzusammenhalt, da jeder jeden anfeuere. "Was neu für mich war, ist, dass zu Beginn jedes Wettkampfes in jeder Sportart die amerikanische Nationalhymne gespielt wird."

 Maike an der Freiheitsstatue in New York.

Maike an der Freiheitsstatue in New York.

 Maike in ihrem Zimmer, das sie sich mit einer weiteren Studentin teilt.

Maike in ihrem Zimmer, das sie sich mit einer weiteren Studentin teilt.

 In diesem Studentenwohnheim lebt Maike.

In diesem Studentenwohnheim lebt Maike.

Generell sei das alles schon anstrengend, aber gerade am Wochenende geht sie mit Freunden zu Footballspielen oder unternimmt anderes, bei dem sie etwas abschalten kann. "Es ist total cool, die amerikanische Kultur zu erleben. Es war ja vor kurzem Halloween und das ist hier echt ein Riesenfest. Wirklich jeder höhlt Kürbisse aus, egal ob Groß oder Klein, es gibt super viele Partys und alle Kinder gehen "trick or treating", also Süßigkeiten sammeln von Haus zu Haus (Süßes oder Saures)." Auch "Thanksgiving", also Erntedankfest, wird in den USA groß gefeiert, jeder besucht laut Maike seine Familie und "die Uni wird wie ausgestorben sein". Maike wohnt in einem der Studentenwohnheime , ihr Zimmer sei sehr klein und sie teile es mit einer Teamkameradin. "Wir haben öffentliche Bereiche, quasi Wohnzimmer mit Fernseher und Küchen mit Herd, Mikrowelle und allem was man so braucht. Es gibt nur Gemeinschaftsbäder. Das Essen findet in der großen Cafeteria statt. Da gibt es alles, was das Herz begehrt", erzählt Maike abschließend.

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