Malteser Hilfsdienst Hunde bringen Kranken viel Freude

St. Ingbert · Die Malteser bilden Besuchshunde aus. Auch deren Frauchen und Herrchen bekommen eine qualifizierte Ausbildung.

 Melanie Bartmann besuchte mit ihrem Hund Kalle während der Besuchshunde-Prüfung Gertrud Keller (von links) im St. Ingberter Barbara-Heim.

Melanie Bartmann besuchte mit ihrem Hund Kalle während der Besuchshunde-Prüfung Gertrud Keller (von links) im St. Ingberter Barbara-Heim.

Foto: Cornelia Jung

 Die Malteser bieten in St. Ingbert viele Aktivitäten an, um älteren Menschen etwas Nähe und Geborgenheit zu geben. Dazu gehören beispielsweise dem Alter angepasste Sportmöglichkeiten oder die beliebten Kaffeenachmittage. Ein relativ neues Angebot ist der Hundebesuchsdienst. Bereits im Frühjahr wurden von den Maltesern acht Ehrenamtliche und sechs Hunde in Zusammenarbeit mit der Hundeschule „talk2dog“ ausgebildet. Im Herbst legten bereits die zweiten „Mensch-Hunde-Gespanne“ im Awo-Seniorenzentrum „Bruder-Konrad-Haus“ ihre Prüfungen ab.

Sabine Grimm, die die Idee zum Hundebesuchsdienst hatte, wollte damit „alten Menschen Lebensfreude und Abwechslung im Alltag bieten“. Die Ortsbeauftragte der Malteser in St. Ingbert hat andernorts gesehen, wie Senioren durch die Vierbeiner aktiviert werden. Hunde sind wahre Türöffner. Durch sie kommen auch Menschen untereinander wieder leichter ins Gespräch.

Wer einen Hund hat, den er besser auslasten und beschäftigen möchte, und sich mit dem Gedanken trägt, seinen tierischen Freund zum Besuchshund ausbilden zu lassen, sollte einige Voraussetzungen erfüllen. Wir haben die „Premierengruppe“ der Besuchshunde vom ersten Kennenlernen im Mai bis zu ihrer Prüfung Mitte August 2018 begleitet und so auch ein wenig Einblick in die Arbeitsweise des Hundetrainers Sören Reinhardt erhalten. Damit ein Hund zum Besuchshund ausgebildet werden kann, muss er unter anderem 18 Monate alt, gegen Ungeziefer behandelt und gechipt sein. Außerdem sollte der Hund ein positives Sozialverhalten und einen Grundgehorsam besitzen, auf Menschen zugehen können, ohne sie anzubellen oder gar zu beißen. Idealerweise hat der volljährige Hundehalter eine Haftpflichtversicherung, die den Hund einschließt.

Mit dem Beginn der Ausbildung werden Herrchen oder Frauchen des Hunde-Azubis aus versicherungsrechtlichen Gründen Mitglied bei den Maltesern. Nachdem sich zuerst die Menschen „beschnuppert“ haben, Sören Reinhardt und Sabine Grimm allgemeine Informationen gegeben haben, werden an einem gesonderten Termin die Hunde auf Herz und Nieren geprüft.

Eigentlich ist es aber vor allem ihr Verhalten, das den zertifizierten Hundetrainer Reinhardt interessiert. Erschrecken diese, wenn er einen Schirm oder gar sich selbst fallen lässt? Wie reagieren die Hunde, wenn er einen Rollator vor sich herschiebt, oder ihnen Aug‘ in Aug‘ mit einem Hundeleckerli zwischen den Zähnen gegenüber sitzt? Denn der Hund sollte bei seinen Besuchen bei dementiell veränderten Menschen keine gut gemeinten „Medikamenten-Leckerlis“ annehmen. Schnappen die Vierbeiner zu? Sind sie entspannt? Wenn er die letzte Frage positiv beantworten konnte, stand einer Ausbildung des Hundes in der Hundeschule in Bexbach nichts mehr im Wege.

Wer als Hundehalter im Boot des Malteser-Besuchsdienstes mitschwimmen will, wird ebenfalls entsprechend ausgebildet und sollte später ein- bis zweimal im Monat für jeweils eine Stunde Zeit haben, um Alte und Kranke in den Einrichtungen oder zuhause zu besuchen. Teilnehmer berichten von Besuchen bei Demenzkranken, die Dank der Hunde aus einem dämmerschlafähnlichen Zustand herausgeholt werden können. Es ist ein Erfolg und ein bleibendes Erlebnis für alle Seiten, wenn der Kranke seine Hand auf den Kopf des Hundes legt und die Situation als sehr beglückend empfindet. Menschen, die zum Teil um sich schlagen, werden in Gegenwart der Hunde friedlich. Kein Wunder, dass Besuchte und Betreuer froh für diese Abwechslung sind und schon mal scherzhaft fragen, ob der Hund nicht dableiben könne. Doch Grimm und Reinhardt schulen die menschlichen Besucher darin, wie sie damit umgehen, wenn nach 60 Minuten Schluss mit dem Besuch ist. Denn der Abschied kann für alle schmerzlich sein.

Nach der Ausbildung der ersten Besuchshunde ging‘s zur Prüfung ins Barbara-Heim der Caritas. Ein voller Erfolg! „Das ist was Wunderschönes. Da geht einem das Herz auf“, sagte eine Alltagsbegleiterin, „schön, dass es solche Leute mit ihren Hunden gibt.“ Eine der Besuchten, Gertrud Keller, ist ganz angetan vom Besuch des Labradors Kalle und seines Frauchens Melanie Bartmann an ihrem Bett. Sie hielt früher selbst Hunde, auf deren Fotos an der Wand sie immer wieder schaut. Mit der Zertifikatsübergabe an Hund und Halter erhalten beide auch ihre Team-Arbeitskleidung – der Vierbeiner ein Halstuch, sein Mensch ein T-Shirt mit Malteser-Logo. An diesem Tag waren nicht nur die Bewohner im Heim glücklich, sondern auch die Malteser und der Hundetrainer. „Eigentlich müsste auf jeder Station solch eines Heims ein Hund leben. Mein Hauptantrieb ist das Lächeln der Menschen. Das ist was richtig Gutes“, erklärt Sören Reinhardt sein Engagement.

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