"Menschen haben Seelsorge nötig"

Kirkel-Neuhäusel. "Die Notwendigkeit, an etwas zu glauben, dass über einen selbst hinaus geht, die ist größer geworden. Sie wird von der Kirche allerdings zum einen nicht mehr so eindeutig beantwortet, zum anderen befindet sich die Kirche im Wettbewerb mit vielen, vielen Sinndeutern

 Mit Falk Hilsenbek (oben, im Kreis des Presbyteriums) ist der Platz des Pfarrers in Kirkel Neuhäusel wieder besetzt, am Sonntag führte Dekan Fritz Höhn (unten links) Hilsenbek mit einem Gottesdienst in der Friedenskirche in sein neues Amt ein. Fotos: Thorsten Wolf

Mit Falk Hilsenbek (oben, im Kreis des Presbyteriums) ist der Platz des Pfarrers in Kirkel Neuhäusel wieder besetzt, am Sonntag führte Dekan Fritz Höhn (unten links) Hilsenbek mit einem Gottesdienst in der Friedenskirche in sein neues Amt ein. Fotos: Thorsten Wolf

Kirkel-Neuhäusel. "Die Notwendigkeit, an etwas zu glauben, dass über einen selbst hinaus geht, die ist größer geworden. Sie wird von der Kirche allerdings zum einen nicht mehr so eindeutig beantwortet, zum anderen befindet sich die Kirche im Wettbewerb mit vielen, vielen Sinndeutern." Kirkels neuer evangelischer Pfarrer Falk Hilsenbek, am Sonntag offiziell in sein Amt eingeführt (wir berichteten), antwortet mit Bedacht und Überlegung auf die Frage, wie viel Sorge die Seelen der Menschen in diesen Tagen bedürfen. Und "diese Tage" sind für die Kirche keine leichten: Schwindende Zahlen, eine "Ökonomisierung" der kirchlichen Strukturen. All das zwingt zur Frage, wie nötig Kirche noch ist. Und als Männer und Frauen vor Ort sind es Pfarrer wie Falk Hilsenbek, die auf diese Frage den Menschen eine Antwort geben sollen. Und die fällt nicht einfach. So spricht Hilsenbek mit Blick auf den Zeitgeist von einem "spirituellen Vagabundieren". Er macht im Gespräch mit unserer Zeitung aber auch klar: "Die Menschen haben Kirche und Seelsorge so nötig wie immer. Aber vielleicht geht es ihnen zu gut."In diesen Zeiten eine neue Pfarrstelle anzutreten, scheint also keine leichte Aufgabe. Doch Hilsenbek macht nicht den Eindruck, als würde ihn dies schrecken. Vielmehr ist es Bodenständigkeit, die sein Auftreten vermittelt, gepaart mit einem gehörigen Maß an Realismus. Falk Hilsenbek ist vielseitig, historische Flugdrachen und der Bau von hochwertigen Modell-Autos gehören ebenso zu seinem "Portfolio" wie ein 1958er Peugeot 203 und ein Motorrad. "Aber natürlich habe ich auch einen Beruf und eine Familie", lacht Hilsenbek - und die sind seine Schwerpunkte, das macht der 48-Jährige mit Bestimmtheit klar. Seit rund einer Woche lebt er nun in Kirkel-Neuhäusel, zuvor hatte er fast 15 Jahre lang eine Pfarrstelle in der Pfalz inne. Mit Hilsenbeks Berufung endet für das Presbyterium eine Geschichte mit Happy End, die sich zeitweise eher als kleines Drama präsentiert hatte. Hans Hager, Mitglied des Presbyteriums: "Wir waren sehr enttäuscht, als der erste Bewerbungsphase für die Pfarrstelle in Kirkel ohne Bewerbung verstrichen war." Es schien schwer, einen Nachfolger für Pfarrer Florian Geith zu finden. "Und das haben wir gar nicht verstanden, werden doch derzeit viele Pfarrämter zusammengelegt." Am Ende kam mit "dem Neuen" aber alles so, wie es sich die Kirchengemeinde gewünscht hatte.

Als eben "der Neue" tritt Falk Hilsenbek durchaus ein beträchtliches Erbe an, hat sein Vorgänger Florian Geith doch in vielen Bereichen Spuren in der Gemeinde hinterlassen, gerade auch mit seinem Streben, Kirche auch abseits der rein kirchlichen Arbeit lebendig zu halten, Stichwort "kulturelle Arbeit". Das ist in Hilsenbeks Sinne. "Daran wird sich nichts ändern. Man muss die Türen und Tore der Kirche öffnen." Und in Richtung der Kirchengemeinde verdeutlicht er, dass "ich im ersten Jahr alles so machen werde, wie es bisher gelaufen ist." Was danach kommen wird, wird die Zukunft zeigen - unter guten Vorzeichen. Hans Hager: "So wie ich Falk Hilsenbek einschätze, wird er gut ankommen."

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