Viel ändern werde sich nicht, sagt Wilfried Bohn angesichts dessen, was die Jägersburger Protestanten erwartet. Nur komme künftig der Pfarrer nicht mehr aus dem Norden, also Waldmohr , sondern aus dem Süden, nämlich Erbach , führt er augenzwinkernd aus. Was er damit meint ist eine "Flurbereinigung", die seit 1. September greife. Bislang nämlich war die eigenständige Kirchengemeinde Jägersburg mit Waldmohr zusammen. Nun allerdings gehören die Jägersburger Protestanten zum Pfarramt Erbach 1, die Gemeinde bleibe aber weiterhin selbstständig mit eigenem Presbyterium, eigenem Haushalt und allen Angeboten wie sie bisher sind. "Es ist keine Fusion sondern eine Umorganisation", sagt Bohn, der nun als Pfarrer von Erbach 1 auch für Jägersburg zuständig ist. Er ist zusammen mit dem Vorsitzenden der Jägersburger Kirchengemeinde, Arne Bernd, in die Redaktion gekommen und erläutert die Hintergründe.

Anlass überhaupt über die Änderung nachzudenken sei ein Schreiben des Pfarramts Waldmohr gewesen. Denn Jägersburg mit im Jahr 2013 noch 984 Gemeindemitgliedern und Waldmohr mit 2194 bildeten mit über 3000 Protestanten eine "schon sehr große Gemeinde", erläutert Bohn; die Durchschnittszielgröße der Landeskirche ist 1900. Ziel des Briefes sei es gewesen, dass sich der Bezirkskirchenrat Gedanken mache über eine zusätzliche halbe Stelle. So eine Lösung habe es schon einmal gegeben, als das Dekanat Homburg einen Kollegen mit einer halben Stelle beauftragte, die Kirchengemeinde Waldmohr zu unterstützen. Allerdings sei es sehr schwierig, solche Teilzeitstellen zu besetzen, da der Verdienst daraus nicht zum Leben reiche. Üblicherweise sei das nur mit einem Ehepaar mit halben Stellen möglich.

Die Lösung für Jägersburg war dann eine ganz andere und führte zur genannten Flurbereinigung: Jägersburg kommt auch aus kirchlich-protestantischer Sicht zu Homburg, genauer zur Gemeinde Erbach 1, die sich südlich der Berliner Straße erstreckt. 1765 Protestanten zählten 2013 hier dazu. Das sind gemeinsam mit Jägersburg dann 2749 und so weniger als Jägersburg/Waldmohr mit 3178. Da zudem die Geschäftsführung mit Rechnungs- und Personalwesen sowie der Betreuung der beiden Kindertagesstätten bei der Gemeinde Erbach 2 liege, "habe ich an dieser Stelle Freiräume, die Jägersburg zugute kommen", erläutert Bohn. Die Presbyterien hätten getagt und zugestimmt. Der Vorteil: Es seien so "Strukturen geschafft worden unabhängig von Personen und familiären Konstellationen", erklärt Bohn. Sollte es irgendwann einmal einen personellen Wechsel in der Pfarrstelle Erbach 1 geben, so werde diese Stelle wieder besetzt.

Soweit also die Formalien. Natürlich habe es auch Stimmen gegeben, die diese neue Organisation nicht so gut fanden. "Dass Abschiedsstimmung und Trauer aufkommen, ist auch normal", sagt Bohn.

Praktisch ändere sich abgesehen von der Person des Pfarrers nicht viel. Es soll weiter Aktionen mit Waldmohr geben, etwa eine gemeinsame Präparandenfreizeit, einen besonderen zentralen Gottesdienst. Der Unterricht zur Vorbereitung der Konfirmation ist aber künftig getrennt. Letztlich passe auch das: Es gebe mit der Luitpoldschule einen gemeinsamen Schulstandort. Die Kindern kennen sich also. "Was zusammengehört, wurde zusammengepackt", erläutert Bohn.

Zu klären bleibt noch der Zeitpunkt für den Gottesdienst. Da der sonntags in Erbach um 10 Uhr gefeiert wird, ist der bislang übliche Termin von 9.30 Uhr in Jägersburg nicht zu halten. 11 Uhr sei denkbar, doch das werde das Presbyterium noch besprechen.

Zum Thema:

HintergrundDie protestantische Gemeinde Jägersburg wurde über die Umorganisation, durch die sie künftig Erbach 1 zugeordnet wird, aber selbstständig bleibt, bereits per Gemeindebrief informiert. An diesem Sonntag, 7. September, 11 Uhr, ist der erste Gottesdienst in der evangelischen Kirche. Dabei wird Dekan Fritz Höhn, Wilfried Bohn als zuständigen Pfarrer und Ansprechpartner einführen. ust