Partner auf vier Pfoten

Homburg. Überglücklich, aber auch ein bisschen vorsichtig schmust Alina mit Funny. Die Golden Retriever-Hündin rührt sich nicht, als wüsste sie genau, dass jede Berührung ihrer neuen Freundin schaden kann

Homburg. Überglücklich, aber auch ein bisschen vorsichtig schmust Alina mit Funny. Die Golden Retriever-Hündin rührt sich nicht, als wüsste sie genau, dass jede Berührung ihrer neuen Freundin schaden kann. Seit Mitte Oktober, als Alina in der ARD-Spendenshow "Bambi hilft Kindern" einen speziell für sie trainierten Behindertenbegleithund versprochen bekam, wartete die Siebenjährige auf diesen Moment und auf Funny, die in der Sendung damals die Homburger Hundetrainerin Heidi Scherr begleitete.Noch stand nicht fest, ob Funny das richtige Tier für das an der so genannten Schmetterlingskrankheit leidende Mädchen sein würde. Bei dieser Krankheit führt jede Berührung, die Reibung erzeugt, dazu, dass das Gewebe unter der Haut aufreißt. Es entstehen Blasen, die dann aufplatzen, oder die Haut reißt völlig auf. Wenn man der quirligen Alina an einem guten Tag begegnet, sieht man ein fröhliches, kleines Mädchen wie andere auch. Das einzige, was sie von anderen unterscheidet, sind ihre Handschützer.

"Jetzt sieht man nicht, dass sie bis gestern nicht laufen konnte, weil die Füße wund waren", erzählt ihre Mutter, Michaela Schierholz, bei unserem Treffen im Homburger Kardinal-Wendel-Haus. Dort verbrachte sie mit Alina drei Tage, um erste Kontakte zu ihrem neuen Familienmitglied auf vier Beinen zu knüpfen. Heidi Scherr, die seit über zehn Jahren für den Homburger Verein "Prima Partner" ehrenamtlich Begleithunde für Behinderte ausbildet, hatte den passenden Hund gefunden und sorgfältig auf seine künftige Aufgabe vorbereitet. Zu Alinas größtem Entzücken war es dieselbe Funny, die sie schon aus der Sendung kannte und "nicht vergessen" hatte. Nun konnte Funny zeigen, was sie in den vergangenen Monaten gelernt hatte: Die lebhafte Hündin, die Besucher normalerweise überschwänglich begrüßt, darf Alina nicht anspringen.

"Das hat sie auch kein einziges Mal getan", erzählt Heidi Scherr voller Stolz auf das Einfühlungsvermögen des Hundes. Pfote geben wäre bei Alina auch ein Risikofaktor. Doch ein "nein" genügte und Funny wusste Bescheid. Sie darf auch nach Leckerli nicht schnappen, sondern muss sie ganz vorsichtig von der Hand des Mädchens nehmen. "Wir haben fleißig trainiert", erzählt Michaela Schierholz. "Jacke ausziehen, Reiß- und Klettverschlüsse öffnen, apportieren und Türen öffnen, in der Stadt am Rehabuggy laufen, bei Fuß gehen." Besonders an der Wursttheke, vor der sie still sitzen musste, sei Funny "supertapfer" gewesen, findet Alina. Auf die Frage nach ihren Hobbys kommt wie aus der Pistole geschossen "Hunde ausbilden".

Das stehe seit Monaten an erster Stelle, lacht ihre Mutter. Doch dann fällt Alina noch ein, dass sie Flöte spielt, mindestens 30 Barbies hat und gerne mit Freundinnen zusammen ist. Die sind natürlich alle schon ganz gespannt auf Funny. "Wir haben eine Warteliste, wer wann mit Gassi gehen darf."

Jetzt geht es nach Hause, nach Berlin, wo Hund und Familie weiter eine Woche vor Ort von Heidi Scherr eingeschult werden. Denn auch die Menschen müssen lernen, die richtigen Kommandos präzise zu geben, damit Funny weiß, was man von ihr will. "Ich muss auch noch viel übern, weil ich innerlich immer noch so angespannt bin", sagt Michaela Schierholz zum Abschied.

Auf einen Blick

Die Spendengala "Bambi hilft Kindern" wird vom Burdaverlag veranstaltet. Dabei hat sich der Verein Achse e.V., der sich für Kinder mit seltenen Krankheiten stark macht, für einen Behindertenbegleithund für Alina beworben. Schirmherrin des Vereins ist Eva Köhler, die Frau des Altbundespräsidenten. gab

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