Neues Amt unter dem Spar-Diktat

Homburg · Die Kreisstadt Homburg hat einen neuen Oberbürgermeister. Rüdiger Schneidewind (46, SPD) wurde am Mittwochabend offiziell in sein Amt eingeführt. Zahlreiche Ehrengäste waren der Einladung ins Kulturzentrum Saalbau gefolgt.

 Der künftige Landrat des Saarpfalz-Kreises, Theophil Gallo (links), gratuliert am Mittwochabend dem neuen Oberbürgermeister Rüdiger Schneidewind bei dessen offiziellen Amtsantritt. Rechts Homburgs Bürgermeister Klaus Roth. Foto: Bernhard Reichhart

Der künftige Landrat des Saarpfalz-Kreises, Theophil Gallo (links), gratuliert am Mittwochabend dem neuen Oberbürgermeister Rüdiger Schneidewind bei dessen offiziellen Amtsantritt. Rechts Homburgs Bürgermeister Klaus Roth. Foto: Bernhard Reichhart

Foto: Bernhard Reichhart

Der altehrwürdige Saalbau war am Mittwochabend gut gefüllt, der Anlass dafür entsprechend: Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Kirche und Vereinsleben waren der Einladung der Stadt Homburg gern gefolgt, ging es doch darum, bei der Amtseinführung des neuen Oberbürgermeisters dabei zu sein - quasi die neue Ära der Stadt einzuläuten. Rüdiger Schneidewind , SPD , der sich Anfang Juni in einer Stichwahl gegen seinen CDU-Konkurrenten Peter Fuchs mit 55,6 Prozent durchgesetzt hat, ist jetzt offiziell seit 1. Oktober neuer erster Mann im Homburger Rathaus.

Nach der Begrüßung der Gäste durch Bürgermeister Klaus Roth und Gastbeiträgen des Sprechers der Landesregierung, Umwelt- und Justizminister Reinhold Jost , und dem neuen Präsidenten des Städte- und Gemeindetages, Klaus Lorig , nutzte Schneidewind denn auch die Gelegenheit, seine Wünsche und Ziele für die kommenden zehn Jahre detailliert zu benennen. Wichtiges Anliegen sei ihm, die Bürger auf seinem Weg mitzunehmen. "2014 war ein gutes Jahr. Zum einen, weil Deutschland Weltmeister wurde, zum anderen, weil der lange und lähmende Wahlkampf in Homburg endlich zu Ende war." Es habe sich in den vergangenen Jahren leider ein Klima entwickelt, bei dem man mehr übereinander geredet habe als miteinander. Er verfolge einen neuen Stil: "Wir müssen uns in der Sache auseinandersetzen, um ergebnisoffen für die Stadt die besten Ergebnisse herauszuholen." Der neue OB machte dabei zugleich deutlich, dass dafür die Gestaltungsspielräume enger werden. Wegen des zu erwartenden Haushaltssanierungsplans ab 2015 (wir berichteten) werde er den städtischen Haushalt erst im Februar vorlegen, um zuvor ausgiebig mit den Ratsfraktionen über die notwendigen Einsparungen zu diskutieren.

Die Notlage sei durch das Wegbrechen von Gewerbesteuern in Höhe von 16 Millionen Euro entstanden. Die Sanierung will er versuchen, allein durch Einsparungen zu schaffen. "Wir werden 2015 weder die Grundsteuer noch die Gewerbesteuer erhöhen." Allerdings wollte er nicht ausschließen, dass dies in den Folgejahren vielleicht doch vonnöten sei. Die Sanierung habe auf jeden Fall Auswirkungen auf die unterschiedlichsten Investitionsbereiche - und damit auch auf die vorhandene Infrastruktur. Ungeachtet der Anstrengungen werde er sich weiterhin für die Vereinsarbeit einsetzen, der Jugend entsprechende Sport- und Spielmöglichkeiten bieten. Wegen der nötigen Sanierung des Waldstadions versuche die Stadt, auch das Land mit in die Pflicht zu nehmen. Weitere Ziele Schneidewinds: die Entwicklung des Zunderbaums, die Umsetzung der B 423-Umgehung, "die auch für die Erschließung des DSD-Geländes notwendig ist". Die Innenstadt-Entwicklung sei auf dem richtigen Weg, Lob gab es insbesondere für das Vorhaben, auf dem Marktplatz zusätzliche Gastronomie anzusiedeln. Kritische Töne fand der neue Oberbürgermeister zur Frankreich-Strategie der Landesregierung. Er warf die Frage auf, ob sich der große finanzielle Einsatz lohne, wenn Kommunen auf der anderen Seite Bescheide für Kitas nicht bekämen.

Viel Lob gab es vom neuen Verwaltungschef für seinen Vorgänger im Amt, Karlheinz Schöner . Dieser habe frühzeitig die wichtigen Haushaltsbegleitbeschlüsse auf den Weg gebracht und damit die Voraussetzungen geschaffen, dass die Stadt handlungsfähig geblieben sei. Weitere "Kinder" Schöners seien die neue Kultur GmbH, die Musikschul-GmbH mit dem Neubau in Erbach . Auch das Kombibad trage seine Handschrift. Grundschulen seien renoviert, Kitas aufgebaut worden. "Karlheinz Schöner kann zufrieden auf seine Amtszeit zurückblicken."

Meinung:

Viel Arbeit für Schneidewind

Von SZ-RedakteurPeter Neuheisel

Knapp vier Monate nach seinem Sieg bei der Urwahl hat gestern mit Rüdiger Schneidewind der neue Homburger Oberbürgermeister sein Amt angetreten. Der erfahrene Verwaltungsmann wird in den kommenden zehn Jahren die Richtung in der Kreisstadt vorgeben. Dies ist keine leichte Aufgabe - auch, weil inzwischen feststeht, dass Homburg eigentlich ein Sanierungsfall ist. Wichtig wird sein, dass der neue OB, um handlungsfähig zu sein, möglichst viele für seine Vorhaben gewinnt - eine Mammutaufgabe, denn in Homburg wurde in den vergangenen Jahren viel Porzellan zerdeppert. Hauptziel Schneidewinds muss es sein, das Homburger Wir-Gefühl wiederherzustellen. Dazu gehört, dass er auf bisherige Kritiker zugeht, sie einbindet, ohne eigene Überzeugungen über Bord zu werfen und seine Wähler zu brüskieren. So schlecht kann sein Programm schließlich nicht sein, sonst hätte er nicht dieses gute Wahlergebnis eingefahren. Vieles wird jetzt davon abhängen, wie der Start des neuen ersten Mannes verläuft. Man kann ihm dazu nur ein glückliches Händchen wünschen - und viel Erfolg!

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