Anti-AKW Demo in Aachen Saar-Grüne protestieren nicht gegen Macron

Saarbrücken/Aachen · Wenn Frankreichs Staatspräsident am 10. Mai nach Aachen kommt, erwarten ihn Atomkraft-Gegner.

 Emmanuel Macron hielt am 26.Septmeber 2017 eine viel beachtete Rede über Reformen in der EU. Für seine Vision von Europa erhält er nun den Karlspreis. Den Anlass nutzen Atomkraft-Gegner für eine Demonstration.

Emmanuel Macron hielt am 26.Septmeber 2017 eine viel beachtete Rede über Reformen in der EU. Für seine Vision von Europa erhält er nun den Karlspreis. Den Anlass nutzen Atomkraft-Gegner für eine Demonstration.

Foto: Ludovic Marin/AFP POOL/AP/dpa

Auch die Saar-Grünen haben sich die Gretchen-Frage gestellt: Was ist uns wichtiger, die Ehrung des Europäers Emmanuel Macron oder der Protest gegen die vom französischen Staat betriebenen Pannen-Atomkraftwerke? Denn am Christi-Himmelfahrt, dem 10. Mai, wird dem französischen Staatspräsidenten in Aachen der Karlspreis verliehen, eine der höchsten politischen Auszeichnungen in Europa. Diese Gelegenheit ergreift das Aachener Aktionsbündnis gegen Atomenergie beim Schopfe: Es ruft auf zur Teilnahme an der „Aktion rund um die Karlspreisverleihung an den größten Einzelaktionär von Tihange, Emmanuel Macron“ ab 10 Uhr morgens.

Denn die Aachener Aktivisten sind geladen. Erst am vergangenen Wochenende gab der Betreiber der beiden belgischen Atomkraftwerke Doel und Tihange, Engie-Electrabel, zu, dass radioaktiv belastetes Wasser in Doel ausläuft und aufgefangen werde. Dies stelle keine Gefahr für die Umwelt dar, hieß es. Der größte Einzelaktionär bei Engei-Electrabel sei der französische Staat, berichtet der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU). Der BBU, die Internationalen Ärzte zur Verhütung eines Atomkriegs/Ärzte in sozialer Verantwortung (IPPNW) und sieben weitere Anti-Atom-Gruppe haben sich dem Aufruf zur Demonstration in Aachen angeschlossen, um Macron dazu aufzufordern, die von Pannen geschüttelten AKW in Belgien unweit der deutschen Grenzregion Aachen dicht zu machen.

Auch für die saarländischen Grünen, die seit mehr als 30 Jahren gegen das grenznahe AKW Cattenom protestieren, böte sich eine Chance, in Aachen dem französischen Präsidenten das Problem mit den vier Pannen-Reaktoren in Cattenom zu verdeutlichen. Doch Saar-Grünen-Chef Markus Tressel winkt ab. „Auch die Grünen in Nordrhein-Westfalen schließen sich nicht dem Demo-Aufruf an, da man Respekt hat vor der Politik des Europäers Macron“, sagte Tressel der SZ. Wenn jetzt gegen Macron in Aachen protestiert werde, laufe man Gefahr, dessen europäisches Engagement in Frage zu stellen. „Man muss beides trennen“, betonte Tressel. Die Grünen in NRW wollten stattdessen einen Offenen Brief an Macron verfassen, um ihn auf die Gefahren, die von den AKW in Doel und Tihange ausgehen, aufmerksam zu machen. „Die Bundesregierung muss mit Macron verhandeln. Das ist ein deutlich effektiverer Weg, als zu demonstrieren“, betonte Saar-Grünen-Chef Tressel. Dennoch halte er die geplante Demonstration in Aachen für einen „legitimen Weg“, um auf die Gefahren, die von der französischen Atompolitik ausgingen, aufmerksam zu machen. Ob im Saarland andere Cattenom-Protest-Gruppen zu einer Teilnahme an der Aachener Demonstration aufrufen. ist der SZ nicht bekannt.

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