Mit Löschen allein ist es nicht mehr getan

Neunkirchen · Die Mehrheit der Feuerwehrleute in der Kreisstadt sind Ehrenamtler. Am Rande einer Übung wird deutlich, welche komplexen Tätigkeiten mittlerweile zu der freiwilligen Tätigkeit gehören. Vor allem der Einsatz von Rettungstechnik muss geübt werden.

 Ein typischer Einsatz ist auf diesem Archivfoto zu sehen. Die Feuerwehr Neunkirchen befreit nach einem Unfall ein Opfer aus seinem Wagen. Foto: Christopher Benkert

Ein typischer Einsatz ist auf diesem Archivfoto zu sehen. Die Feuerwehr Neunkirchen befreit nach einem Unfall ein Opfer aus seinem Wagen. Foto: Christopher Benkert

Foto: Christopher Benkert

Wie befreit man einen Menschen aus einem Unfallwagen? Diese Frage stellte sich jüngst bei einer Übung der Freiwilligen Feuerwehr Neunkirchen . Rund zwei Dutzend ehrenamtliche Feuerwehrleute

trafen sich kürzlich an einem Montagabend zu einer der vielen Übungen auf dem Gelände ihres Löschbezirks Innenstadt.

"Deine Hand ist dein Widerlager", erklärt Jörg Ertmer seinem Feuerwehrkollegen Peter Fuchs . "Wir brauchen jetzt ein Eckchen, wo man die Scheibe rauskriegt." Die beiden üben gerade vor einem Teil der anderen an dem Tag anwesenden Kollegen, wie man die hintere Fernsterscheibe eines Unfallwagens entfernt, ohne dabei den Fahrer zu verletzen. Nach einigen Minuten ist es gelungen. Später am Abend müssen Fuchs und seine Kollegen noch mit hydraulischem Werkzeug wie Rettungsspreizer- und Schere das Übungsauto aufschneiden. Eine zweite Gruppe probt derweil mit anderem technischen Gerät wie Motortrennschleifer und speziellen Kettensägen. "Der Einsatz moderner Technik wird immer alltäglicher", erklärt Christopher Benkert, Sprecher der Freiwilligen Feuerwehr Neunkirchen . Bei den alle zwei Wochen angebotenen Seminaren spiele das eine immer größere Rolle, selbst die Löschfahrzeuge werden mittlerweile über kleine Computer gesteuert.

Doch nicht nur die technischen Anforderungen sind gestiegen. "Feuerwehrleute müssen immer vielfältiger sein", sagt der 28-jährige Benkert, der selbst beim Löschbezirk Furpach aktiv ist. So rückten die Neunkircher Feuerwehrleute immer häufiger auch zu Verkehrsunfälle aus. Doch nicht nur das: "Immer weniger Leute müssen immer mehr leisten", sagt Benkert, im Hauptberuf Betriebswirt. Sein Feuerwehr-Kollege Kai Hegi, Angestellter bei der Landespolizei, pflichtet ihm bei. Die Löschbezirke unterstützten sich immer öfter bei den Einsätzen, weil die eigenen Leute oft nicht ausreichten. Hegi spricht von "vielen schlaflosen Nächten". Nicht nur krasse Fälle zehrten an den Nerven, sondern auch die vielen Fehlalarme. "Man muss jede Brandmeldung trotzdem genauso ernst nehmen", sagt der 23-Jährige.

Hegi habe sein "Interesse an Technik" zur Feuerwehr gebracht und der Wunsch, "Mitbürgern etwas Gutes zu tun." Freund Benkert formuliert es ähnlich: "Für mich war es der Wille, anderen Menschen selbstlos zu helfen." Auch bei ihm habe aber am Anfang die Technikbegeisterung gestanden. Kollege Sacco Carmello nennt "Leuten helfen", als seine primäre Motivation. Der 34-jährige Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes ist seit 16 Jahren bei der Feuerwehr. Seine Begeisterung für diese Arbeit sei "immer noch dieselbe wie am Anfang."

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Auf einen Blick Zur Freiwilligen Feuerwehr Neunkirchen gehören derzeit 320 aktive Feuerwehrangehörige, im Alter von 16 bis 65 Jahren in den sieben Löschbezirken, 33 von ihnen sind Frauen. Der Bezirk Innenstadt ist der mitgliederstärkste. Kern der Feuerwehr sind allerdings 25 hauptamtliche Kräfte, die die Rettungswache am Standort Innenstadt rund um die Uhr besetzen. Hinzu kommt der "Tagesalarm", ein freiwilliger Feuerwehrdienst bestehend aus 15 vorwiegend kommunalen Mitarbeitern. Der Nachwuchs besteht aus 100 Mitgliedern der Jugendfeuerwehr zwischen acht und 16 Jahren, immerhin 23 von ihnen sind Mädchen. red

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