Ein bisschen menschliche Wärme

Neunkirchen · In der Neunkircher Wärmestube ist immer etwas los. Bis zu 40 Besucher zählt die Einrichtung jeden Tag. Die sind froh um die Unterstützung, und um die Möglichkeit, ungezwungen miteinander zu reden.

 Auch für eine Plauderrunde nach dem Mittagessen ist die Wärmestube gut. Fotos: Anika Meyer

Auch für eine Plauderrunde nach dem Mittagessen ist die Wärmestube gut. Fotos: Anika Meyer

Schon im Flur duftet es kräftig nach frisch gekochtem Chili und aus der Essküche dringt gedämpftes Geplauder. Sechs Bedürftige sitzen an diesem Mittag um die Tische der Neunkircher Wärmestube in der Hospitalstraße, allerdings werden sicher noch einige hinzukommen. 35 bis 40 Besucher hat man durchschnittlich pro Tag, wobei diese nicht nur zum Essen kommen, sondern auch, um andere Hilfe in Anspruch zu nehmen oder einfach um nur im Warmen zu sitzen und mit Bekannten zu plaudern. Die Geselligkeit ist hier für viele Menschen ganz wichtig. "Was soll ich alleine zu Hause? Das ist nicht schön", sagt Heiderose Singh. "Hier hingegen hat man immer Gespräch."

Neben ihr sitzt Ute Sutter. Die Frauen haben ihre Mahlzeit bereits beendet und verweilen nun noch ein bisschen. "Früher bin ich immer mit meiner Mutter hergekommen, aber seit sie verstorben ist, komme ich alleine", erzählt Sutter. "Mir gefällt es hier einfach, man fühlt sich wie in einer großen Familie!" Da Sutter zurzeit von Hartz IV leben muss, ist ihr die kostenlose Mahlzeit sehr willkommen. Die Gesellschaft aber ist ihr noch wichtiger - für Witze und "Dummgespräch" sei immer gesorgt.

Auch an diesem Mittag ist die Stimmung gut, so auch am Nebentisch, an dem sich eine Gruppe von Männern niedergelassen hat. Nicht alle wollen beim Besuch der SZ mit aufs Foto - Unterstützung in Anspruch zu nehmen, das ist nicht jedem angenehm. Aber immerhin fühlen sich in der Wärmestube alle wohl und willkommen. Wolfgang Regitz, der mit Appetit sein Chili löffelt, kommt sogar jeden Tag her, wie ein Großteil des Publikums. "Alle sind nett und es geht immer lustig zu", sagt er. Er sei in Rente und hier vergehe die Zeit einfach schneller.

So oder so ähnlich geht es fast allen Besuchern, wie die Leiter der Einrichtung, Achim Ickler und Jutta Peitz, wissen: Die typische Klientel lebe von einer knappen, durch Sozialhilfe aufgestockten Rente oder von Hartz IV. "Wir haben hier die ganz klassische Armut. Etwa 95 Prozent der Leute sind Langzeitarbeitslose und haben niemanden." Vor allem der Winter sei für sie eine schwierige Zeit: "Sie haben kleine, feuchte, kalte Wohnungen. Manchmal wurden ihnen Heizung, Strom und Wasser abgestellt." Auch auf Menschen ganz ohne Dach über dem Kopf gehen Ickler und Peitz zu. Sie holen sie von der Straße und versuchen, sie zurück in ein geregeltes Leben zu führen. "Wir haben durch unsere verschiedenen Angebote eine Art Maßnahmenkette aufgebaut und pflegen auch eine Vernetzung zu anderen Stellen." Unterstützung bekommen Ickler und Peitz von einer FSJlerin, zwei Ehrenamtlerinnen und weiteren Helfern (eine feste Stelle wird gerade neu besetzt). An diesem Mittag sind die Ehrenamtler eifrig beschäftigt: Essen kochen, servieren, Geschirr spülen. Brigitte Kuhar macht dies nun schon seit rund zehn Jahren: "Es macht mir Spaß", sagt sie. Unter Menschen zu sein und sich um andere zu kümmern, das sei sie gewohnt als Mutter von sieben Kindern und Oma von noch weit mehr Enkeln. Sie kommt schon früh morgens, backt mit den Kolleginnen Brötchen auf und deckt die Tische . Am Nachmittag fährt sie dann noch zu denjenigen, die nicht aus dem Haus können.

Wenn die Wärmestube gut besucht ist, wird es inzwischen ziemlich eng, deshalb soll sie im Frühjahr größere Räumlichkeiten in der Bahnhofstraße beziehen. Dann werde man zentraler liegen und vermutlich noch mehr Menschen erreichen, erklären Peitz und Ickler. Man freue sich deshalb immer über (Essens-)Spenden.

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 Wolfgang Regitz lässt es sich schmecken, die Ehrenamtlerinnen Brigitte Kuhar und Margarete Lanzer (von links) waschen Geschirr.

Wolfgang Regitz lässt es sich schmecken, die Ehrenamtlerinnen Brigitte Kuhar und Margarete Lanzer (von links) waschen Geschirr.

 Die Leiter der Einrichtung, Achim Ickler und Jutta Peitz, sowie die FSJlerin Laura Kirt besprechen Organisatorisches.

Die Leiter der Einrichtung, Achim Ickler und Jutta Peitz, sowie die FSJlerin Laura Kirt besprechen Organisatorisches.

Hintergrund Die Wärmestube Neunkirchen ist eine gemeinsame Einrichtung des Caritasverbandes Schaumberg-Blies und des Diakonischen Werkes und besteht seit 20 Jahren. Für die Besucher gibt es täglich Frühstück und donnerstags Mittagessen, außerdem die Möglichkeit zum Duschen, Wäschewaschen und Telefonieren. Das Personal hilft bei der Wohnungssuche, behördlichen Angelegenheiten oder Arztbesuchen und berät bei Problemen. Um die Versorgungsleistung zu verbessern, wünscht man sich eine Notschlafstätte. Ziel ist es, Bedürftige so weit zu stabilisieren, dass sie ihr Leben möglichst weitgehend alleine meistern können.ani

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