Differenzen unter Kandidaten zeigen sich bei Flüchtlingen und Schuldenbremse

Illingen · Wie ist das mit der Schuldenbremse? Mit der Kreativität als neuer Landrat? Mit der Unterstützung für Schulen, Ehrenamtler und den Standort Reden? Die Kandidaten mussten sich vielen Publikumsfragen stellen.

Nicht nur die beiden Moderatoren hatten bei der Podiumsdiskussion am Montagabend zum Teil unbequeme Fragen an das Bewerbertrio. Auch aus dem Publikum gab es viele durchaus kritische Beiträge und Nachfragen. Guido Jost, ASB-Landesvorsitzender und für die SPD im Illinger Gemeinderat, fragte nach der Förderung des Ehrenamtes und wollte von Tobias Hans wissen, ob an dem Gerücht etwas sei, dass zwei CDU-Landräte in St. Wendel und Neunkirchen die beiden Kreise zusammenlegen würden. Der Christdemokrat: "Ich will beweisen, dass wir vorankommen können und die Rote Laterne unter den Kreisen abgeben können." Ein Zusammenschluss sei für ihn keine Diskussion. Der ASB leiste Großartiges, fügte er hinzu, aber man dürfe auch das Ehrenamt nicht über Gebühr strapazieren. Da wolle er als Landrat "achtsam" sein. In diesem Zusammenhang äußerte Hans zur "Herkulesaufgabe Flüchtlinge ", man müsse Wert darauf legen, dass "die, die zu uns kommen, sich an das Grundgesetz halten". Wer etwa Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau nicht wolle, könne nicht bleiben. Die Äußerung rief Tina Schöpfer auf den Plan. Die Grüne meinte, die Grundgesetztreue gelte auch für alle anderen, die hier wohnten. Die Willkommenskultur im Saarland sei sehr gut. SPD-Mann Sören Meng distanzierte sich mit den Worten, Neunkirchen sei mit 90 Nationalitäten eine sehr bunte Stadt, "das klappt hervorragend". Er macht sich für einen runden Tisch stark und professionelle Hilfe für traumatisierte Flüchtlinge . Lasse Strauß ging am Saal-Mikro auf die Kontroverse ein: "Man darf den Leuten das Christentum nicht aufzwingen." Das wolle er auch nicht, entgegnete Hans. "Aber es hilft ihnen, wenn sie unsere Kultur kennenlernen." Auch das St. Martinsfest findet er im Kindergarten angebrachter als einen neutralen Lichterumzug. Meng dazu: "Unsere Kinder können auch von den anderen Kulturen profitieren." Auch Schöpfer sieht in verschiedenen kulturellen Festen keine Gefahr, sondern eine Bereicherung.

Von kreativen Lösungen, etwa in der Kreis-Finanzierung, war auf dem Podium mehrfach die Rede. Simone Georg aus Neunkirchen wandte sich kritisch an den CDU-Kandidaten: "Das klingt alles toll, Herr Hans, aber von richtig kreativen Lösungen habe ich noch nichts gehört. Haben Sie noch was Kreativeres?"

Christian Bohr wollte von Sören Meng wissen, wie es zusammenpasse, wenn sich die Stadt Neunkirchen vehement gegen die Kreisumlage, also die städtischen Millionenbeträge für die Kreiskasse, stemme, obwohl Meng als Beigeordneter doch wisse, dass der Kreis mit dem Geld wiederum viele Neunkircher Probleme löse. Meng: "Ich habe diese Haltung nie geäußert." Im Übrigen mache Neunkirchen noch immer viele freiwillige Ausgaben und sei eine sehr soziale Stadt. Holger Maroldt, SPD-Ortsvorsteher von Landsweiler-Reden, wollte von den Kandidaten wissen, wie sie zum Erlebnisort Reden stehen. Wie zu erwarten bekam er positive Rückmeldungen. Judith Franz-Lehmann aus Schiffweiler löcherte die Kandidaten mit Schulthemen. Breitband-Versorgung für alle forderte Lucas Noll aus Neunkirchen. Ein Lieblingsthema von Hans, der einen Ausbau schneller Internet-Verbindungen unter seiner Führung versprach, ohne damit den Kreis-Haushalt zu belasten. Und wie funktionieren all die guten Ideen unter dem Zwang der Schuldenbremse (Hans-Werner Jung)? Meng plädiert für eine Aussetzung des strengen Spardiktats, auch Schöpfer zeigt sich geneigt, bestimmte Bereiche auszunehmen. Hans sieht das ganz anders: "Es wäre ein völlig falsches Signal, die Schuldenbremse jetzt in Frage zu stellen. "

Zu Fragen nach der Situation des Personals in den Verwaltungen bei wachsendem Arbeitsdruck und Burnout-Gefahr von Yvonne Fegert (Kreis-Personalrätin) und Hans-Werner Jung (beim Land beschäftigt) antwortete Meng, die Belastung sei im Moment "sehr sehr hoch". Schöpfer versprach, mit jedem einzelnen Mitarbeiter das Gespräch zu suchen. Hans äußerte, die Arbeitsbedingungen müssten besser werden, unter anderem durch besseres Gesundheitsmanagement.

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