Mit Benzin im Blut in die „Weiße Zigarre“

Eppelborn · In diesem Monat feiert Auto-Lauer in Eppelborn sein 75-jähriges Jubiläum. Inhaber Willi Lauer ist fünf Jahre jünger. An Ruhestand denkt er nicht.

 Firmengründer Jakob Lauer 1948 mit Freunden vor seiner Werkstatt in Eppelborn. Sichtlich stolz lehnt er an seinem selbst zusammengebauten Auto Union, mit dem er im Alter von 86 Jahren sein letztes Rennen, das Bergrennen in Homburg, fuhr. Foto: Lauer

Firmengründer Jakob Lauer 1948 mit Freunden vor seiner Werkstatt in Eppelborn. Sichtlich stolz lehnt er an seinem selbst zusammengebauten Auto Union, mit dem er im Alter von 86 Jahren sein letztes Rennen, das Bergrennen in Homburg, fuhr. Foto: Lauer

Foto: Lauer

Es ist ja einer dieser überstrapazierten Sätze: "Der hat Benzin im Blut." Aber wenn er auf jemanden zutrifft, dann auf Willi Lauer. Denn dessen erstes Wort war nicht etwa "Mama" oder "Papa". Lauers erstes Wort war "Auto", wie seine Frau Margret von Erzählungen der Mutter zu berichten weiß. Und so ist es auch kaum verwunderlich, dass Willi Lauer, der im Juli seinen 70. Geburtstag feiert, schon mit sechs Jahren in der Werkstatt seines Vaters Jakob stand und mit Radkreuz und Hammer die Schrauben an dessen Wagen löste. Dieser Jakob Lauer war es auch, der vor 75 Jahren, am 4. Mai, in Eppelborn seine eigene Autowerkstatt eröffnete, die sich nach wie vor in der Juchem-Straße befindet. "Mein Vater hat den Betrieb mit viel Mühe und Schweiß aufgebaut. Das war nicht leicht, zumal zu der Zeit ja noch kaum jemand ein Auto hatte", sagt Willi Lauer. Mit 13 Jahren half er bereits im Betrieb mit, mit 14 ging er dann dort in die Lehre und im März 1982 übernahm er "Auto Lauer" von seinem Vater.

Der hatte übrigens vor 75 Jahren schon einen Wagen. Und was für einen: einen selbst gebauten Auto-Union, mit dem der Senior im Alter von 86 Jahren sein letztes Rennen fuhr. "Die Karosserie, komplett aus Aluminium, wurde bei der Firma Stutz in Saarbrücken in Handarbeit gehämmert", erzählt Willi Lauer, dessen Vater damit in halb Europa bei Rennen unterwegs war. Ob Hockenheim- oder Nürburgring, Zolder in Belgien oder Colmar Berg in Frankreich, überall ging der rennsportbegeisterte Vater mit seiner "Weißen Zigarre", wie er den im Laufe der Jahre umgebauten Wagen nannte, an den Start. "Einen Hänger gab es nicht, also fuhr er tatsächlich mit dem Wagen zu den Rennen", erinnert sich Willi Lauer. "Und er durfte nur über die Dörfer fahren, weil er kein Licht am Wagen hatte. Blinken musste er per Handzeichen, denn Blinker hatte er auch nicht", ergänzt Ehefrau Margret, die seit 39 Jahren mit ihrem Willi verheiratet ist. Mit seiner "Weißen Zigarre" wurde der Vater zu einer kleinen Berühmtheit unter Rennsport-Fans, vor allem, als er im hohen Alter noch damit unterwegs war. Fanpost aus aller Welt erreichte den Familienbetrieb in Eppelborn. Sogar aus Amerika kamen Autogrammwünsche. Die Leidenschaft für Pferdestärken ging Willi Lauer ins Blut über. Auch er fuhr Rennen, mit seinem Porsche 356 A, den er, wie den Auto-Union, noch immer sein Eigen nennt. Und noch etwas hat er mit seinem Vater, der 92 wurde, gemeinsam: den Spaß am Beruf. Denn ans Aufhören denkt er auch mit fast 70 noch lange nicht. "Wir haben viele Stammkunden und immer wieder kommen Leute auf Empfehlung zu uns", sagt Lauer. Zwar besuche er noch immer Fortbildungen und Seminare - "Ich bin zwar der Älteste dort, aber man muss ja mit der Zeit gehen." -, aber unterm Strich sei er "noch einer vom alten Schlag" und machen vieles von Hand zu Fuß.

 Willi Lauer und seine Ehefrau Margret feiern in diesem Monat das 75-jährige Betriebsjubiläum von „Auto-Lauer“. Mit dem Rennauto des Vaters, der „Weißen Zigarre“, geht Willi Lauer bald wieder an den Start. Foto: Engel

Willi Lauer und seine Ehefrau Margret feiern in diesem Monat das 75-jährige Betriebsjubiläum von „Auto-Lauer“. Mit dem Rennauto des Vaters, der „Weißen Zigarre“, geht Willi Lauer bald wieder an den Start. Foto: Engel

Foto: Engel

Wie lange es Auto-Lauer noch geben wird? "Ach, man soll nicht so viele Pläne machen. Es kommt ja doch meistens anders, als man denkt", sagt Willi Lauer. Nur so viel: "Mein Vater stand mit 84 noch in der Werkstatt." Und Rennen? "Im Oktober starte ich bei der Fahrt am Linsler Hof. Mit der ‚Weißen Zigarre'."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort