Neue Technik verhindert FernsehempfangMg-dvbt.info2Signale aus dem Raum Trier-Saarburg könnten Abhilfe bringen

Merzig-Wadern. Seit Ende des Jahres ist im Saarland die Ausstrahlung von Fernsehprogrammen über Antenne auf die digitale Technik DVB-T (siehe Info) umgestellt worden

 Im Kreis Merzig-Wadern schauen 13000 Haushalte in die sprichwörtliche Röhre. Foto: SZ/Wolf

Im Kreis Merzig-Wadern schauen 13000 Haushalte in die sprichwörtliche Röhre. Foto: SZ/Wolf

Merzig-Wadern. Seit Ende des Jahres ist im Saarland die Ausstrahlung von Fernsehprogrammen über Antenne auf die digitale Technik DVB-T (siehe Info) umgestellt worden. Etwa drei Prozent der saarländischen Haushalte können dieses digitale Antennenfernsehen aber nicht empfangen - die meisten davon befinden sich im Kreis Merzig-Wadern: Nach Angaben des Saarländischen Rundfunks, der für die DVB-T-Ausstrahlung zuständig ist, gibt es für rund 13000 Haushalte im Kreis keine Möglichkeit, Fernsehen via DVB-T zu empfangen. Für Landrätin Daniela Schlegel-Friedrich "ein Zustand, den wir so nicht akzeptieren können". Die Landrätin hatte sich in einem Schreiben an den Intendanten des Saarländischen Rundfunks (SR), Fritz Raff, dafür eingesetzt, dass der SR durch zusätzliche Sendemasten die Lücken im DVB-T-Netz im Kreis schließt.Jetzt kamen in der Merziger Redaktion der SZ Vertreter des Senders mit der Landrätin zusammen, um über das Problem zu reden. Günter Gehring, der beim SR für die DVB-T-Umstellung zuständig ist, erläuterte das Problem, das sich in einigen Gebieten im Kreis ergibt: Wegen der hügeligen Topographie seien die Signale, die von den DVB-T-Sendemasten auf der Göttelborner Höhe, dem Saarbrücker Schoksberg und der Spieser Höhe ausgestrahlt werden, insbesondere in den Täler von Saar und Mosel nicht zu empfangen. "Wenn wir zum Beispiel das Moseltal zwischen Perl und Nennig erreichen wollten, müssten wir dort einen Sendemast errichten und zudem das Signal per Richtfunkstrecke dorthin bringen. Dazu bräuchten wir noch einen zusätzlichen Sendemast auf dem Saargau." Das würde eine einmalige Investition von rund 400000 Euro bedeuten - die sei für einen kleinen, finanzschwachen Sender wie den SR nicht machbar. Auch Peter Meyer, Pressesprecher des SR, verwies darauf, dass angesichts der Finanzlage des SR eine solch aufwendige Investition für einen relativ kleinen Empfängerkreis innerhalb der Gesamt-ARD nicht vermittelbar wäre. Zumal die Abdeckung mit DVB-T im gesamten Land höher ist als anderswo: "Als sich ARD und ZDF vor einigen Jahren über die Einführung von DVB-T verständigt hatten, wurde als Richtwert eine Abdeckung von 90 Prozent aller Haushalte vereinbart. Wir liegen im Saarland bei 97 Prozent", sagte Meyer.Nun liegen aber von den fehlenden drei Prozent der Haushalte die weitaus meisten im Landkreis Merzig-Wadern. Die Konsequenz aus Sicht von Landrätin Daniela Schlegel-Friedrich: "Man muss von Seiten der Politik überlegen, wie man dieses Defizit auffängt." Gerade für einen auf Tourismus setzenden Landkreis wie Merzig-Wadern sei es von großer Bedeutung, an dieser neuen Technik teilzuhaben. "Die Idee der Mobilität des Fernsehens, die hinter DVB-T steht, kommt gerade einem touristisch geprägten Landkreis zu Gute." Die digitale Übertragungstechnik mache es beispielsweise für auswärtige Besucher möglich, mit einem entsprechend ausgestatteten Laptop das TV-Programm über DVB-T an beliebigen Plätzen zu empfangen - sofern dort Signale ausgestrahlt werden. "Statt dem Überallfernsehen, wie es für DVB-T immer propagiert wird, haben wir im Kreis ein Hier-und-da-Fernsehen", kritisierte die Landrätin, die auch das Argument mit der hohen Versorgungsquote nicht gelten lässt: "Man muss sich fragen, ob diese rundfunkpolitische Vorgabe von 90 Prozent noch haltbar ist? Es kann langfristig nicht sein, dass es Regionen gibt, die hinsichtlich DVB-T unterversorgt sind." Ausgerechnet der Ballungsraum rund um Merzig und die touristisch bedeutende Moselregion seien DVB-T-freie Zonen - "das können wir politisch nicht hinnehmen", betonte Schlegel-Friedrich.Wenn der SR die notwendigen Investitionen für verbesserten DVB-T-Empfang nicht leisten könne, dann müsse auf Ebene der Landespolitik überlegt werden, ob von dort das Geld für den Ausbau der Sende-Infrastruktur zur Verfügung gestellt werde. Die Landrätin konnte sich sogar vorstellen, dass der Kreis selbst sich ebenfalls an einer solchen Investition beteiligt.Merzig-Wadern. Für Teile des Landkreises Merzig-Wadern könnte sich im Herbst die Empfangssituation bei DVB-T verbessern: Wie Günter Gehering, beim SR verantwortlich für die DVB-T-Ausstrahlung, in der Merziger SZ-Redaktion erläuterte, würden im November drei neue Sender in Trier, Saarburg sowie auf dem Hardtkopf bei Prüm in Betrieb gehen. Diese Sender, für die der Südwestrundfunk verantwortlich zeichnet, würden teilweise auch ins Saarland hinein ihre Signale ausstrahlen. "Wir haben aber noch keine genauen Prognosen vorliegen, wie sich dadurch die Empfangssituation im Kreis ändert", sagte Gehring. Wer diese Signale empfangen kann, sieht dann über Antenne zwölf Fernsehprogramme: das Erste, Arte, Phönix, EinsPlus, das ZDF, 3Sat, den Kinderkanal KiKa, den ZDF-Infokanal sowie die dritten Programme des Bayrischen Fernsehens, des WDR, des Hessischen Rundfunks und des SWR - allerdings wird er das Regionalprogramm des Saarländischen Rundfunks nicht sehen können. Für Landrätin Daniela Schlegel-Friedrich stellt sich die Frage, ob der SR denn nicht die Sendeanlage in Saarburg nutzen könnte, um von dort aus sein Programm ins Saarland auszustrahlen. Die SR-Vertreter sagten zu, nachzuprüfen, ob das technisch und finanziell machbar sei. cbe "Statt Überallfernsehen, haben wir im Kreis ein Hier-und-da-Fernsehen."Daniela Schlegel-FriedrichMeinung

Bessere Verträge müssen her

Von SZ-RedakteurChristian Beckinger Da macht es sich der SR aus Merzig-Waderner Sicht zu einfach: Eine Vollabdeckung mit der neuen Fernsehtechnik ist nicht möglich, also gucken wir hier in die sprichwörtliche Röhre. Es ist zwar lieb gemeint von der Landrätin, notfalls die öffentliche Hand (Land und Kreis) in die Pflicht zu nehmen, damit diese für die Restversorgung Geld hinlegen. Aber es ist der falsche Ansatz. Die öffentlich-rechtliche Anstalt kann nämlich nachweisen, dass sie mit 97 Prozent versorgter Haushalte im Land über dem Soll von 90 Prozent liegt. Die Politik sollte die Staatsverträge so gestalten, dass die Sender 100 Prozent abdecken müssen. Schließlich kassieren sie ja auch die Gebühren flächendeckend ein. Oder der SR erstattet Gebühren zurück an die Zuschauer, die zwar zahlen, aber nur in die Röhre gucken. StichwortBeim digitalen terrestrischen Fernsehen DVB-T ist das Fernsehprogramm via Antenne empfangbar. Je nach Sendestärke genügt eine kleine Stabantenne, um die digitalen Signale zu empfangen. Dazu benötigt man allerdings einen eigenen DVB-T-Receiver, der mittlerweile in vielen neueren Fernsehgeräten bereits eingebaut ist. Neben dem Kabel und dem Satelliten ist DVB-T damit der dritte Weg, um digital ausgestrahlte TV-Programme zu empfangen. Derzeit wird in ganz Europa der terrestrische Fernsehempfang auf DVB-T umgestellt. Im Saarland wurde DVB-T Ende 2007 eingeführt. Gleichzeitig wurde die bisherige analoge Ausstrahlung abgeschaltet. Im Gegensatz zur herkömmlichen analogen terrestrischen Empfang über Antenne macht die digitale Komprimierung es bei DVB-T möglich, mehrere Programme (bis zu vier) auf einer Frequenz zu übertragen. Darum bietet das digitale terrestrische Fernsehen eine größere Programmvielfalt. Außerdem ist die Empfangsqualität besser als beim analogen Fernsehen. cbe

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