Wandern ist sein Lebenselixier

Losheim · Jürgen Stürmer ist ein Pionier: Der 62-jährige Überherrner ist der erste, der alle 111 Traumschleifen am Saar-Hunsrück-Steig abmarschierte. Dafür wurde er jetzt in Losheim ausgezeichnet.

 Jürgen Stürmer (Zweiter von links) hat alle 111 Traumschleifen erwandert. Dieter Ruck (von links), Peter Klein und Achim Laub gratulieren ihm zu diesem Erfolg. FOTO: werner krewer

Jürgen Stürmer (Zweiter von links) hat alle 111 Traumschleifen erwandert. Dieter Ruck (von links), Peter Klein und Achim Laub gratulieren ihm zu diesem Erfolg. FOTO: werner krewer

Jeden dieser Wege hat Jürgen Stürmer erkundet - über einen Zeitraum von mehr als zehn Jahren. Und dabei hat der Überherrner noch eine weitere besondere Leistung erbracht: Da er weder im Besitz eines Führerscheins noch eines Autos ist, ist er zu fast jeder seiner Wanderungen allein mit öffentlichen Verkehrsmitteln angereist.

Dafür wurde Stürmer kürzlich im Losheimer Seehotel von Touristikern aus der Region zum Auftakt des dort stattfindenden "Forums Premiumwege" des Deutschen Wanderinstitutes ausgezeichnet. Neben einer Urkunde gab es einen Gutschein für zwei Übernachtungen im Seehotel für Stürmer und seine Ehefrau. "Ich habe Mitte der 70er Jahre im Alpenraum mit Bergwandern begonnen", erzählte Stürmer, der sich selbst als "Naturburschen" charakterisiert. Später sei er aufs Fahrradfahren umgestiegen, was er aber nach einer Knieoperation im Jahr 2003 aufgeben musste. Zwei Jahre später wanderte er seinen ersten Premiumweg ab, den Saarhölzbachtalpfad, wie er sich noch sehr genau erinnerte.

Überhaupt: "Jürgen Stürmer hat ein unheimliches Namens- und Ortsgedächtnis", betonte Dieter Ruck vom Tourismusverband des Landkreises Saarlouis. Er ist dem rastlosen Wanderer Stürmer vor zwei Jahren begegnet - natürlich auf einer Wanderung, auf dem Grenzblickweg bei Wallerfangen. Aus der Zufallsbegegnung sei eine Freundschaft geworden, erzählte Ruck, der den touristischen Wert von Stürmers Leidenschaft hervorhob: "Wir haben durch seine Erfahrungsberichte erst gemerkt, wie mühsam es mitunter ist, auf unsere Wanderwege zu kommen."

In der Tat: Bei der ein oder anderen Traumschleife im Hunsrückraum habe er vier bis fünf Stunden Anreisezeit gebraucht, erzählte Stürmer - und die selbe Zeitspanne ging dann für die Heimkehr wieder drauf: "Da war ich zehn Stunden unterwegs für eine Wanderung von vier Stunden." Manche Wege habe er nur in der Schulzeit ansteuern können, weil nur dann entsprechende Busse zu den jeweiligen Einstiegsorten gefahren seien. Manches Mal sei es ganz und gar unmöglich gewesen, öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen - in einer Handvoll Fälle habe er das Taxi oder andere Mitfahrgelegenheiten nutzen müssen, sagte der Überherrner.

Und hatte noch eine Anekdote zu dem Thema auf Lager: "Ich bin mal auf dem Georgi-Panoramaweg gewandert, der zwischen Mitlosheim und Weierweiler verläuft. Auf dem Hinweg bin ich noch mit dem Bus zum Startpunkt gekommen. Als ich beim Aussteigen den Busfahrer gefragt habe, ob denn später auch wieder ein Bus zurückfährt, hat der nur gemeint: ‚Nö, hier sind Sie am Ende der Welt. Da müssen Sie nachher noch mal vier Kilometer gehen bis Wadern, da fährt dann ein Bus.'"

Aber durch solche Hindernisse hat Stürmer sich nicht entmutigen und abhalten lassen. "Wandern ist mein Lebenselixier", begründete er sein unermüdliches Dranbleiben. Und so hat er fleißig Woche für Woche seine Wanderungen auf die Beine gestellt, dafür vorab Tourist-Informationen kontaktiert und nach den Anreisemöglichkeiten gefragt - bis er am 19. September mit dem Premiumweg "Heimat" im rheinland-pfälzischen Gemünden im Soonwald das letzte Häkchen auf der Liste der Traumschleifen setzen konnte.

Doch nicht nur auf den Traumschleifen Saar-Hunsrück kennt Jürgen Stürmer sich bestens aus: "Ich bin ziemlich alle Premiumwege im Saarland gewandert, zudem einige weitere entlang dem Moselsteig und auch dem Rheinsteig." Und hat darüber hinaus all seine Wanderungen dokumentiert, während seiner Märsche Filme mit dem Camcorder gedreht.

Auch wenn er jetzt die Liste aller Traumschleifen abgearbeitet hat, gibt es für Jürgen Stürmer noch allerlei auf den Wegen zu entdecken: "Da hat sich in den vergangenen Jahren einiges verändert, manche Wege werde ich auf jeden Fall noch einmal gehen", sagte er. Eines sei ihm bei seinen Touren im vergangenen Jahrzehnt auf alle Fälle deutlich geworden, meinte er: "Die Traumschleifen kann jeder gehen, und sie tragen ihren Namen auch zu Recht."

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 Die Traumschleife Garten-Wellness-Runde in Losheim im Sonnenuntergang. Foto: Gemeinde

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Stichwort Die Traumschleifen stellen ein Netz von genau 111 zertifizierten Premium-Wanderwegen dar, die sich entlang der 410 Kilometer langen Route des grenzüberschreitenden Fernwanderweges Saar-Hunsrück-Steig erstrecken, der in Schengen und Perl beginnt und bis nach Boppard am Rhein führt. cbe

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