Losheim am See Das Virus hat auch die Auto-Werkstätten fest im Griff

Losheim am See · Sicherheitsvorkehrungen, Auftragsstornierungen, Probleme mit Materialnachschub: ein Fallbeispiel zeigt, wie die Corona-Krise sich auf die Betriebe auswirkt.

 Vor der Ablage des Kfz-Scheins auf der Theke der Reparaturannahme muss die Kundin zunächst eine neue Abstandsschleuse passieren, bevor Firmenchef Markus Schulligen den Auftrag annehmen kann.

Vor der Ablage des Kfz-Scheins auf der Theke der Reparaturannahme muss die Kundin zunächst eine neue Abstandsschleuse passieren, bevor Firmenchef Markus Schulligen den Auftrag annehmen kann.

Foto: a-n

Die nicht zu öffnende Tankklappe am Auto war mit wenigen Handgriffen an der Zentralverriegelung schnell repariert. Aber schon beim Betreten meiner Auto-Werkstatt in Losheim entdecken die Stammkunden dieser Tage schnell, dass sich auch dieser Betrieb, wie viele andere mittelständische Unternehmen in der Region, mit der aktuellen Corona-Pandemie auseinandersetzen muss. Um die Ansteckungsgefahr so gering wie möglich zu halten, hat Firmenchef Markus Schulligen vor der Kundentheke eine Abstandsschleuse mit einer Glasscheibe aufgebaut, die seine Mitarbeiter und natürlich seine Kunden vor einer Virusübertragung schützen soll.

„Das ist aber längst nicht alles“, versichert er, „in dieser Zeit verwenden wir angesichts der aktuellen Virengefahr bei unseren Kundenfahrzeugen Einmalschutz-Überzüge, beispielsweise für Lenkräder, Schalthebel und Sitze.“ Probleme bereiten ihm zurzeit manche Vorlieferanten, die angesichts der gesunkenen Nachfrage ihre Produktion mit Kurzarbeit einschränken, wodurch benötigte Ersatzteile für Reparaturen zum Teil erst mit Verzögerung an die Werkstätten ausgeliefert werden können.

Nichts sei in diesen Wochen so wie immer, sagt Schulligen: „Mancher unserer Kunden kommt nur bei dringend anfallenden Autoreparaturen zu uns, wenn sie ihre Fahrzeuge etwa für den Weg zur Arbeit brauchen. Reguläre Wartungs- und Servicearbeiten werden dagegen vielfach auf die Zeit nach der Corona-Krise verschoben.“ Ganz besonders werde dies bei den älteren Autofahrern bemerkbar, die der Risikogruppe der über 70-Jährigen zugerechnet werden. Auch deren Zurückhaltung merke sein Unternehmen nicht zuletzt bei dem jetzt eigentlich anfallenden Wechsel von Winter- auf Sommerreifen: „Sonst wären in diesen Tagen etwa 70 bis 80 Prozent dieser Wechsel schon erledigt – davon kann aktuell aber nicht mal annähernd die Rede sein.“

Aber nicht nur die Pkw-Fahrer machen sich in diesen Tagen in seiner Werkstatt so rar wie möglich. Einen großen Anteil seines Umsatzes macht der Losheimer in normalen Jahren auch mit seinen vielen Lkw-Kunden. „Wir kümmern uns jetzt mit Vorrang um die Fahrzeuge, die wichtige Lieferketten in Gang halten oder für das Rettungswesen sowie für die Entsorgung der Bürger unverzichtbar sind. Deren Anforderungen räumen wir natürlich oberste Priorität ein.“ Aber zum Beispiel immer mehr Spediteure ließen bereits ihre Fahrzeuge auf den Betriebshöfen stehen, weil der zu Corona-Zeiten noch einmal drastisch gestiegene Preiskampf in dieser Branche zu oft unvertretbaren Dumpingpreisen geführt habe.

Die verringerte Kundennachfrage insgesamt habe Schulligen bereits zu veränderten internen Organisationsabläufen gezwungen. „Natürlich lassen wir wie zu normalen Zeiten erkrankte Mitarbeiter zu Hause“, und er fuhr fort, „außerdem wechselt jeweils eine Hälfte unseres Teams wochenweise mit dem Dienstantritt.“ Homeoffice könne er dagegen in der Werkstatt abgesehen von Bürokräften kaum organisieren. Auf die SZ-Frage, wie es um die von vielen Politikern immer wieder gebetsmühlenartig versprochenen Hilfen für die Wirtschaft steht, winkt der Unternehmer nur ab.

Neben dem zurzeit ohnehin schwierigen Tagesgeschäft komme er meist erst nach Feierabend dazu, sich dem hohen bürokratischen Aufwand zu widmen, mit dem die versprochenen Hilfen überhaupt zu realisieren sind. Und wenn er mal die Gelegenheit findet, sich mit Kollegen oder anderen Mittelständlern über diese Corona-Krise zu unterhalten, dann werde ihm zumindest regelmäßig versichert, dass er mit diesen aktuellen Problemen beileibe nicht allein dastehe. Aber seinen Optimismus lässt sich der Losheimer deshalb noch lange nicht abkaufen: „Irgendwie werden wir, damit meine ich meine treuen Kunden, mein Team und mich, auch diese Krise gemeinsam meistern.“ Und nachdem die eingangs erwähnte Tankklappe repariert war, verabschiedete er sich mit einigen zuversichtlichen Worten: „Bleiben Sie gesund!“

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