"Kinder brauchen Kinder"

Malstatt. Was tun, wenn das Betreuungsangebot für Kinder in der Stadt nicht ausreicht? Fragt man die elf Mitglieder des gemeinnützigen Vereins "Lebens- und Bildungsräume (LBEV)", antworten sie: "Selbst eine Kindertagesstätte bauen." Übermutig? Nein, beweist die seit April geöffnete Kindertagesstätte BIBER (Bildung, Inklusion, Betreuung, Erziehung, Reggio) in Malstatt

Malstatt. Was tun, wenn das Betreuungsangebot für Kinder in der Stadt nicht ausreicht? Fragt man die elf Mitglieder des gemeinnützigen Vereins "Lebens- und Bildungsräume (LBEV)", antworten sie: "Selbst eine Kindertagesstätte bauen." Übermutig? Nein, beweist die seit April geöffnete Kindertagesstätte BIBER (Bildung, Inklusion, Betreuung, Erziehung, Reggio) in Malstatt. Seit der Gründung des Vereins im Dezember 2008 hat der Bau der Kindertagesstätte im Jenneweg 127 den LBEV-Mitgliedern zwar oft den Schlaf geraubt, aber "heute sind wir unglaublich stolz, dass wir es geschafft haben", sagt die Vorsitzende Elisabeth Benedyczuk (59). "Wir wollten uns gesellschaftspolitisch engagieren und uns für Kinder und Familien stark machen." Aber muss man sich in der Freizeit gleich ein solches Großprojekt aufhalsen? "Ja", finden die LBEVler, denn "nur reden reicht nicht. Berufstätige Eltern brauchen verlässliche Partner bei der Kinderbetreuung. Und Kinder brauchen Kinder", beschreibt Benedyczuk die Leitlinien des gemeinnützigen Vereins. Insgesamt 2,5 Millionen Euro hat der Bau der neuen Kita gekostet. "400 000 Euro hat der Verein zu finanzieren", weiß Schatzmeister Michael Jurisch (65). "Den Rest haben Land, Regionalverband Saarbrücken, Stadt Saarbrücken und Bund gestemmt."Mittlerweile sind die 30 Krippenplätze vollständig belegt. Von den 50 ganztätigen Kindergartenplätzen sind derzeit noch 15 frei. Die Gestaltung des großen Außenbereichs ist noch nicht abgeschlossen. Im Inneren befinden sich auf 1000 Quadratmetern Spielräume, Sportraum, Forschungszimmer, Mal-Atelier, Schlaf -und Waschräume. "Die riesige Küche mit Restaurant ist das Herzstück des Baus. Hier treffen sich Kinder, Eltern und Erzieher", so Erzieherin Gabriele Hessemer (55), die mit ihrem Kollegen David Schreiber (27) die Kindertagesstätte gemeinsam leitet. "Von Anfang an dabei zu sein, wenn sich eine Kita mit Leben füllt, ist ein unbeschreiblich tolles Gefühl", sagt Schreiber. 17 pädagogische Fachkräfte, darunter drei Männer, kümmern sich um das Wohl der Kinder: "Wir haben von 7 bis 19 Uhr geöffnet, alle Plätze sind Ganztagsplätze. Außerdem wollen wir auch in den Randzeiten nach 19 Uhr bei Bedarf eine Kinderbetreuung anbieten. Viele berufstätige Eltern begrüßen die langen Betreuungszeiten", sagt die Doppelleitung. "Auch dabei muss der Verein die Fachkräfte unterstützen. Wir wollen hier auch im Alltag mit anpacken", sagt die Vorsitzende. Die Kinder kommen meist aus dem Stadtteil Malstatt, viele mit Migrationshintergrund, und "wir haben auch vier Kinder mit Behinderung. Inklusion ist uns wichtig", erklärt Hessemer.

Das Erziehungskonzept baut auf mehreren Bausteinen auf: "Vor allem Reggio-Pädagogik: Kinder sollen motiviert werden, ihrem Forscherdrang nachzugehen. Das Wichtigste ist aber, dass wir jedes Kind individuell fördern. Die Kita ist ihr Lebens- und Bildungsraum", beschreiben die Leiter.

Doch die BIBER-Kindertagesstätte will noch mehr: Hier soll ein Begegnungsort für den Stadtteil Malstatt entstehen: "Wir wollen ältere Menschen für die Idee gewinnen, Gastgroßeltern zu werden. Ältere Menschen haben viel erlebt, und wir freuen uns, wenn sie den Kindern davon erzählen. Wir glauben, dass ein Miteinander von Jung und Alt für alle ein Gewinn ist", so Birgit Liedtke-Hahn (68).

"Nur reden reicht nicht. Berufstätige Eltern brauchen verlässliche Partner bei der Kinderbetreuung."

Elisabeth Benedyczuk vom LBEV

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