Kelten-Schmuck und Kelten-Schuh

Völklingen. "Der Keltenkoffer ist gepackt!", hatte Ursula Kockler vom Völklinger Weltkulturerbe-Team morgens amüsiert angekündigt. Nachmittags kommt Weltkulturerbe-Chef Meinrad Grewenig dann freilich mit einem viel stilechteren Transportbehältnis in die Völklinger SZ-Redaktion: mit einem Weidenkorb, wie er schon vor mehr als 2000 Jahren in Gebrauch gewesen sein könnte

 Weltkulturerbe-Chef Meinrad Grewenig hat seinen "Keltenkoffer" - einen Weidenkorb (links) - ausgepackt. Auf dem Tisch liegen Dinge aus dem Alltag der Kelten: ein Wollfilz-Umhang, Schmuck, Sandalen, ein Trinkhorn, kunstvoll gemusterte Wollborten, ein Eisenhelm. Foto: Becker & Bredel

Weltkulturerbe-Chef Meinrad Grewenig hat seinen "Keltenkoffer" - einen Weidenkorb (links) - ausgepackt. Auf dem Tisch liegen Dinge aus dem Alltag der Kelten: ein Wollfilz-Umhang, Schmuck, Sandalen, ein Trinkhorn, kunstvoll gemusterte Wollborten, ein Eisenhelm. Foto: Becker & Bredel

Völklingen. "Der Keltenkoffer ist gepackt!", hatte Ursula Kockler vom Völklinger Weltkulturerbe-Team morgens amüsiert angekündigt. Nachmittags kommt Weltkulturerbe-Chef Meinrad Grewenig dann freilich mit einem viel stilechteren Transportbehältnis in die Völklinger SZ-Redaktion: mit einem Weidenkorb, wie er schon vor mehr als 2000 Jahren in Gebrauch gewesen sein könnte. Und weil im Korb der Platz nicht reicht für all das, was man demnächst aus der Völklinger Kelten-Ausstellung als Souvenir nach Hause tragen kann, hat Grewenig dazu - nicht ganz so stilecht - einen gut gefüllten Karton dabei.

Grewenig packt aus. Legt einen Helm auf den Redaktionstisch. Das eiserne Ding ist einem Vorbild nachempfunden, das Archäologen in keltischen Gräbern gefunden haben, "Jockeyhelm" genannt wegen der kleinen Krempe - die aber, erklärt Grewenig, gehört als Nackenschutz nach hinten. Bewegliche Seitenklappen behüten die Ohren, die Spitze oben lenkt Schwerthiebe zur Seite: Die Form folgt der Funktion.

Der graue Umhang mit Kapuze passt zur Jahreszeit: Das derbe Wollgewebe ist gefilzt und daher regendicht. Weniger wasserfest die Schuhe, stabiles Leder zwar, aber nur mit Hilfe von Einschnitten und Lederbändern am Fuß zu befestigen; für lange Märsche gibt es auch eine Variante mit nagelbesetzten Sohlen. Tongefäße. Ein Trinkhorn. Halsreifen, so genannte Torques, Fibeln, Ringe, Armreifen - Repliken von Grabfunden. Schmuck? Nein, sagt Grewenig, die schön gestalteten Edelmetall-Originale

waren eher Rangabzeichen.

Aber ganz genau weiß man das nicht, denn sichere Überlieferung über den keltischen Alltag fehlt. So hat Grewenigs Team für die Souvenirs und das, was der Ausstellungsteil "Keltisches Leben" zeigt, behutsam Wissen und Wahrscheinlichkeit kombiniert. Textilien aus Wolle und Leinen, berichtet Grewenig, haben die Kelten verwendet, das ist nachgewiesen. Sicher ist auch, dass sie sich farbenfroh kleideten. Sie tauchten dabei, anders als die Römer, nicht den fertigen Stoff ins Pflanzenfarbenbad, sondern das Garn; so konnten sie Muster weben, etwa Karos. Oder per Brettchenstickerei bunte Borten fertigen, die einfarbige Textilien verzierten.

Zunächst mal bietet der Souvenirshop nur Schmuck und Gefäße. Aber im Lauf der - langen - Ausstellungszeit, sagt Grewenig, sollen auch Helm-Repliken, Schuhe und Textilien hinzukommen.

Auf einen Blick

Die Ausstellung "Die Kelten - Druiden. Fürsten. Krieger" im Gebläsehaus des Weltkulturerbes Völklinger Hütte ist ab Samstag, 20. November, täglich von zehn bis 19 Uhr fürs Publikum offen. Sie dauert bis zum 22. Mai. Festliche Eröffnung ist am heutigen Freitag, 19. November, 19 Uhr. Am Samstag und Sonntag, 20. und 21. November, werden, so teilt das Weltkulturerbe-Team mit, 40 Kelten-Darsteller Vorstellungen geben und Fragen beantworten. Um 12, 14.30 und 17 Uhr gibt es eine keltische Modenschau in der Gebläsehalle (zwischen den Maschinen 9 und 10), danach eine Vorführung keltischer Waffen. Zu jeder vollen Stunde reiten "Kelten" vor der Hochofengruppe. In der Möllerhalle werden Bogenschießen, Axtwerfen und keltisches Handwerk präsentiert. Der Eintritt (Gelände und Ausstellung) kostet zwölf Euro, ermäßigt zehn Euro. Infos zu Führungen, Gruppen- und Jahreskarten im Internet: www.voelklinger-huette.org. dd

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